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Tipps zur GeldanlageSo funktioniert das Investieren in ETFs

Lesezeit 4 Minuten

Auch wer kein ausgewiesener Finanzexperte ist, kann Exchange Traded Funds (ETF) gut für den Vermögensaufbau nutzen.

Düsseldorf/Stuttgart – Um mit Wertpapieren zu handeln, muss man nicht zwingend ein Börsenprofi sein. Klar - wer Einzelaktien in sein Portfolio aufnehmen möchte, sollte wissen, was er tut. Wer aber in börsengehandelte Indexfonds investiert, muss sich über die Entwicklung eines einzelnen Unternehmens wenig Gedanken machen.

Sogenannte ETFs (Exchange Traded Fund) bilden die Werte eines ganzen Index, zum Beispiel des Dax, ab. Entwickeln sich also die 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen positiv, schneidet auch der ETF entsprechend gut ab.

Bereits für wenig Geld können Anleger so eine breite Streuung ihrer Wertpapiere erreichen und das Risiko von Verlusten verringern. Für langfristigen Vermögensaufbau sind diese Wertpapiere daher auch für Menschen mit wenig Kapital attraktiv. Und so gehts:

Die Einrichtung eines Depots

Ohne Depot gehts nicht. Das gilt auch für ETFs. Wer also noch kein Depot hat, muss es bei einem Anbieter eröffnen. Das Angebot dafür ist groß und reicht vom preisgünstigen Neobroker bis zur klassischen Filialbank. Um ein passendes Depot zu finden, lohnt eine Marktrecherche.

„Der Impuls, einfach eines bei der Hausbank zu eröffnen, ist der einfachste Weg, kann aber teuer werden“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Oft lässt sich dort zwar ein Beratungsangebot nutzen. Wer aber bei seinen Anlageentscheidungen darauf verzichten kann, sollte vor allem auf laufende Depotkosten und Handelsgebühren achten, sagt Kurz. Diese Punkte entscheiden Online- und Neobroker häufig für sich.

Außerdem wichtig: Das Angebot an handelbaren Wertpapieren und ETFs ist von Anbieter zu Anbieter verschieden. Laut Kurz lohnt sich gerade für Anleger, die Vermögensbildung betreiben wollen, ein Blick darauf, wie viele ETFs sparplanfähig sind.

Zudem kann es nicht schaden, wenn das gewählte Institut dem deutschen Einlagensicherungsfonds angehört. Zwar gehöre ein Depot bei einer Pleite nicht zur Insolvenzmasse des Instituts, ein eventuell vorhandenes Verrechnungskonto allerdings schon, sagt Kurz.

Guten Index als Basis wählen

Ist das Depot eingerichtet, gilt es, geeignete Indizes zu finden. Die entscheidenden Faktoren sind laut Kurz der Anlagezeitraum und die Risikobereitschaft des Anlegers. Wer seine Altersvorsorge aufbauen möchte, sollte selbst bei hoher Risikoaffinität die Diversifizierung des Portfolios nicht vernachlässigen.

„Branchenindizes scheiden daher ebenso aus wie Themen- und Länderindizes“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Klassiker: der MSCI World Index. Er umfasst Unternehmen aus etwa zwei Dutzend Industrieländern. Der MSCI All Country World Index sowie der FTSE All-World Index enthalten auch Unternehmen aus Schwellenländern. ETFs auf diese Indizes seien als Grundlage sehr gut geeignet, sagt Nauhauser.

Auswahl der ETFs

Hat man sich für einen Index oder mehrere Indizes entschieden, geht es an die Auswahl der ETFs, die diese nachbilden. Ein wichtiges Kriterium: die Kosten. Nicht nur der Anbieter des Depots verlangt Gebühren. Auch bei ETF-Anbietern fallen Kosten an, an denen Anleger beteiligt werden. Nauhauser zufolge gibt es bei weltweiter Streuung ETFs mit laufenden Kosten von weniger als 0,4 Prozent pro Jahr.

Es gibt aber noch weitere Dinge zu beachten. Zum Beispiel die Tracking-Qualität. Sie gibt an, wie genau die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index nachgebildet wird. Ein möglicher Unterschied zwischen der Rendite des Index und der des ETF heißt Tracking-Differenz.

Laut Kurz sind diese bei ETFs zwar meist ähnlich. Aber selbst geringe Unterschiede können Einfluss auf die Rendite haben. Daher lohne es sich, langfristige Entwicklungskurven von ETF und nachgebildetem Index übereinanderzulegen. Mit den Chartfunktionen vieler Online-Portale ist das einfach möglich.

Zudem sollte das Fondsvolumen des ETF laut Kurz mehr als 100 Millionen Euro betragen, nach Nauhauser besser mehr als 300 Millionen Euro. Mit dem hohen Volumen gingen Kostenvorteile einher und die Gefahr einer Schließung sei bei großen ETFs geringer, sagt Nauhauser.

Die Sparstrategie planen

Das Depot ist eingerichtet, der ETF ausgewählt. Jetzt müssen nur noch Anteile des ETFs gekauft werden. Das funktioniert per App, online oder direkt in der Filiale.

Besonders gängig sind Sparpläne. Wer sich dafür entscheidet, kauft mit einem vereinbarten Betrag in regelmäßigen Abständen Anteile des ausgewählten ETFs. Je nach aktuellem Kurs landen dann unterschiedlich viele Anteilsscheine im Depot.

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Sparpläne können schon mit kleinen Beträgen beginnen, wie die Stiftung Warentest in ihrem Ratgeber „Anlegen mit ETF“ erklärt. Üblich seien 25 oder 50 Euro pro Monat als Mindestrate. ETF-Sparpläne sind aber flexibel. Raten können geändert oder ausgesetzt werden. Auch können Teilbeträge durch Anteilsverkäufe aus dem Depot entnommen werden, ohne dass der Sparplan erlischt.

Vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers können ebenfalls in bestimmte ETFs fließen. Über dieses Geld können Arbeitnehmer aber nicht frei verfügen. Erst nach Ablauf der Sperrfrist von sieben Jahren ist dieses Geld abrufbar.

In Krisen: Ruhe bewahren

Anleger, die mit einem Horizont von mindestens zehn Jahren in ETFs investieren, sollten auch bei Talfahrten des Börsenkurses die Füße stillhalten. Der Stiftung Warentest zufolge konnte fast jeder Börsencrash nach einigen Jahren wieder aufgeholt werden. Wer in der Panik jedoch schnell verkauft, macht aus den sogenannten Buchverlusten, die vorerst nur auf dem Depotauszug existieren, echte Verluste. (dpa)