Streaming kann ganz schön teuer sein. Denn mit der wachsenden Anzahl von Anbietern, summieren sich schnell auch die Kosten für diverse Abonnements, die zudem stetig teurer werden: Netflix, Spotify, Amazon Prime, Disney+, Apple TV, Sky und die Liste wird immer länger. Warum also nicht im Bekanntenkreis einfach die Accounts teilen? Account-Sharing nennt sich das und ist weit verbreitet.
Es gibt aber einen Haken: Das Teilen des Zugangs mit anderen ist verboten. Das wissen auch die meisten, tun es aber trotzdem. Noch können mehrere User denselben Account nutzen. Allerdings gilt dies offiziell nur für bis zu vier Personen aus demselben Haushalt, die jeweils ein Unter-Konto erstellen können. Die Regelung, dass es sich um denselben Haushalt handeln muss, werde jedoch oftmals missachtet.
Netflix: Account-Sharing in den USA ab Anfang 2023 verboten
Bislang haben die Streamingdienste das weitestgehend geduldet, doch damit könnte es nun vorbei sein. So hat der Streamingdienst Netflix erklärt, in den USA ab Anfang 2023 das kostenlose Teilen eines Accounts zu verhindern, für weitere Nutzerinnen und Nutzer fallen dann zusätzliche Gebühren an. Ob das auch eine Option für den deutschen Markt darstellt, sei noch nicht final geklärt, sagte ein Sprecher von Netflix gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Klar sei aber, dass „etwas kommen wird“, um der Mehrfachnutzung der Accounts entgegenzuwirken, es gebe aber noch „keinen Zeitplan und keine Ausgestaltung“. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die Abomodelle anzupassen. So auch zuletzt mit einer vergünstigten Variante. Seit November 2022 besteht auch in Deutschland die Möglichkeit für 4,99 Euro alle Inhalte auf Netflix abzurufen, allerdings beinhalten diese dann Werbeanzeigen.
Ein Basis-Abo ohne Werbung kostet hierzulande zurzeit 7,99 Euro, ein Standard-Abo 12,99 Euro pro Monat. Für ein Premium-Abo müssen aktuell 17,99 Euro monatlich gezahlt werden.
In Südamerika bereits 2,99 Dollar für Unter-Konto von Netflix
In Südamerika wurden bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres Zusatzgebühren für Unter-Konten eingeführt. So zum Beispiel in Peru, Chile und Costa Rica. Im Sommer 2022 folgten Argentinien, El Salvador, Guatemala, Honduras und die Dominikanische Republik. Dort kostet ein zusätzliches Unter-Konto nun 2,99 Dollar. Dieses Modell soll ausgeweitet und in weiteren Ländern umgesetzt werden.
Darum ist das Teilen von Netflix-Accounts auf Streaming-Plattformen problematisch
Wer ein Abonnement abschließt, geht einen Vertrag mit dem Anbieter ein. Die Vertragsdetails, wie etwa die Kündigungsfrist, können jederzeit in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nachgesehen werden. Dort ist auch geregelt, ob das Abo nur von einer Person, von mehreren Angehörigen eines Haushalts oder auch nur auf einer begrenzten Anzahl von Geräten genutzt werden kann.
Das kann sich je nach Plattform und Tarif unterscheiden. Es gibt zum Beispiel spezielle Familien- oder Paartarife, etwa bei Spotify. Für einen geringen Aufpreis gilt das Abo dann für zwei oder mehr Accounts. Voraussetzung ist aber meistens, dass alle Nutzenden im selben Haushalt leben. Das ist auch bei Netflix der Fall. Aus Daten wie Anmeldungen, Geräten und IP-Adressen können die Anbieter herauslesen, wie viele Personen einen Account nutzen und ob sie in einem Haushalt leben.
Welche Konsequenzen drohen bei der Weitergabe des Netflix-Passworts?
Verstößt man gegen die Nutzungsbedingungen und gibt seine Zugangsdaten an Personen außerhalb des Haushalts weiter, könnte der Dienst den Account sperren sowie Schadenersatz und Nachzahlungen fordern. Tatsächliche Forderungen sind in Deutschland bisher zwar noch nicht bekannt geworden, und auch Account-Sperrungen sind die Ausnahme, doch aktuell werden neue Verfahren getestet, um das Account-Sharing zu unterbinden.
So auch bei Netflix. Bei der Plattform hat sich mittlerweile ein Sinneswandel vollzogen: 2016 hieß es von Netflix-CEO Reed Hastings noch, es sei eine „gute Sache“ seinen Netflix-Account zu teilen. „Liebe ist, ein Passwort zu teilen“ twitterte ein Jahr später der offizielle Netflix-Account. Damals stand das Wachstum der Plattform im Vordergrund, mittlerweile haben sich die Prioritäten allerdings verschoben.
Aktieneinbruch bei Netflix
Der Grund: Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren hat Netflix im vergangenen Jahr einen Rückgang der Abonnentenzahlen erlebt. Und der Streamingdienst erwartet auch weiterhin Kündigungen. Zusätzlich ist die Netflix-Aktie in den vergangenen Monaten eingebrochen. Betrug diese im November 2021 noch 609 Euro, waren es im Mai 2022 nur noch 166,70 Euro. Inzwischen ist sie mit Stand von Januar 2023 wieder auf 283, 80 Euro geklettert.
Geteilte Passwörter können der Plattform also nicht mehr egal sein. Sie sind zum Problem geworden. Und zwar zu einem großen, Netflix geht davon aus, dass etwa 100 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen die Plattform ohne eigenes Abo nutzen. Dadurch geht dem Streaming-Anbieter jede Menge Kapital verloren. Und auch die Investoren üben angesichts schwindender Gewinne Druck aus.
Bereits 2021 testete Netflix die Abfrage von Sicherheitscodes, die Kontoinhaber beim Log-In zugeschickt bekamen. Offenbar sollte so überprüft werden, ob sich alle Nutzerinnen und Nutzer des Kontos im selben Haushalt befinden. Schlug die Anmeldung fehl, erschien ein Bildschirm mit der Aufforderung, ein eigenes Abo abzuschließen. Von diesem Vorgehen scheint Netflix aber wieder abgerückt zu sein.