„Alle Fachleute sind besorgt“Drosten warnt vor möglichem neuen Pandemie-Erreger H5N1

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Eine Mikroskopaufnahme des Vogelgrippe-Erregers H5N1.

Eine Mikroskopaufnahme des Vogelgrippe-Erregers H5N1. In den USA wurden mehrere Fälle bei Menschen festgestellt – teilweise sind Milchprodukte bereits mit dem Virus verseucht. Virologen warnen vor einer neuen Pandemie.

Die Vogelgrippe breitet sich in den USA rasant aus. Virologen warnen vor einer möglichen Übertragung von Mensch zu Mensch.

Führende Virologen warnen nach dem Ausbruch des Coronavirus vor einer erneuten Pandemie durch den Vogelgrippe-Erreger H5N1. Nach drastisch gestiegenen Fallzahlen bei Säugetieren haben sich in den USA zuletzt auch mehrere Menschen mit dem Erreger angesteckt, eine Übertragung von Mensch zu Mensch wird durch weitere Mutationen nicht ausgeschlossen.

„So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt“, sagte Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Erreger sei bereits in Milchprodukten im Umlauf, die Ansteckungsgefahr für Menschen stark erhöht.

Vogelgrippe: Virologe Christian Drosten warnt vor möglichem Pandemie-Erreger

Durch mehrere bisher ungekannte Mutationen hatte sich der Vogelgrippe-Erreger nicht nur bei Vögeln, sondern auch bei anderen Säugetieren wie etwa Robben, Walrössern oder auch Rindern verbreitet. Solche Übertragungen von Vögeln zu größeren Säugetieren sind nicht ungewöhnlich. Allerdings stiegen die Fallzahlen noch nie so rasant an wie bisher.

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Scott Hensley, Professor für Mikrobiologie an der Universität von Pennsylvania, ist ebenfalls besorgt: „Es scheint fast wie eine Pandemie, die sich in Zeitlupe ausbreitet.“ Ein Expertenbericht zur aktuellen Verbreitung von H5N1 auf der Welt kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.  „Eine Vogelgrippe-Pandemie könnte potenziell noch katastrophaler sein als Corona“, heißt es in dem Bericht.

H5N1: Vogelgrippe breitet sich rasant aus – Gesundheitsbehörde meldet mehrere Fälle bei Menschen

Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC wurde das Vogelgrippe-Virus in allen Bundesstaaten bei Vögeln und in 48 bei Geflügel festgestellt. Fast 100 Millionen verschiedene Geflügeltiere seien in der Landwirtschaft betroffen. Seit Jahresbeginn wurde das Virus auch in zwölf Bundesstaaten bei Milchkühen festgestellt.

2024 wurden bereits drei Infektionen bei Menschen festgestellt, nachdem sie Kontakt zu Milchkühen hatten. Es sind laut CDC die ersten Fälle seit dem Jahr 2022, als ein Mann Symptome nach Kontakt mit infiziertem Geflügel zeigte. Unklar ist, wie viele befallene Milchprodukte im Umlauf sind.

Vogelgrippe: Virologin Isabella Eckerle sieht großes Potenzial für die nächste Pandemie

Die Genfer Virologin Isabella Eckerle sieht im Erreger H5N1 „enormes Potenzial für die nächste Pandemie“. Allerdings sind sich Virologen auch einig: Bis der Vogelgrippe-Erreger wirklich eine Pandemie auslösen könnte, müsste das Virus noch einige Mutationen durchlaufen und vor allem sicher von Mensch zu Mensch übertragbar sein.

„Die Ausbreitung unter Säugetieren könnte glimpflich ablaufen, das Virus braucht mehrere Schritte zur Anpassung, und vielleicht ist es vorher schon unter Kontrolle“, schätzt Virologe Drosten die Lage bisher ebenfalls noch nicht als unmittelbar gefährlich ein.

„Katastrophaler als Corona“: Expertenbericht warnt vor nächster Pandemie durch mutierten Erreger

Das US-Landwirtschaftsministerium ist derweil bemüht, die Infektionen unter Kontrolle zu bekommen. Im Gegensatz zu Vögeln sterben die meisten Milchkühe nicht an H5N1 und sind nach wenigen Monaten wieder gesund und keine weitere Gefahr für den Menschen. Derzeit seien etwa 130 Herden in den Vereinigten Staaten infiziert.

In Mexiko starb zuletzt ein Mann erstmals an einem Vogelgrippe-Erreger. Allerdings nicht an der sich derzeit verbreitenden Variante H5N1, sondern an der Mutation H5N2, die deutlich seltener vorkommt. Wie er sich infiziert hatte, ist derzeit noch unklar. Er soll keinen Kontakt zu infizierten Tieren gehabt haben. (shh)

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