Homeoffice und KinderWie steht man als Familie die nächsten fünf Wochen durch?
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Schulen und Kitas sind fünf Wochen geschlossen, aber auch alle Freizeitangebote sind stark reduziert.
Großeltern dürfen nicht besucht werden, Hobbys liegen auf Eis und zusätzlich sollen die Schulkinder auch noch eigenständig lernen.
Unsere Autorin arbeitet im Homeoffice und fragt sich: Wie soll das alles nur gehen?
Köln – Noch ist da nur eine ganz leichte Panik. Fünf Wochen keine Schule! Und trotzdem soll man arbeiten und alles machen wie immer. Nur zur Arbeit kommen darf man leider nicht mehr. Das soll man nun von zuhause aus erledigen. Noch vor einer Woche hätte ich mich sehr über Homeoffice gefreut. Jetzt frage ich mich, wie ich mit zwei lärmenden und unausgelasteten Kindern um mich herum auch nur ein vernünftiges Wort zu Papier bringen soll.
Fünf Wochen ohne Kino, Sport und Freunde
Ich will nicht jammern, immerhin kann ich überhaupt von zuhause arbeiten und bin auch nicht selbstständig oder in der Gastronomie tätig. Ich muss nicht um meine Existenz bangen und auch nicht Tag und Nacht im Krankenhaus im Einsatz sein. Trotzdem frage ich mich: Wie konzentriert man sich auf seine Arbeit mit zwei lärmenden Kindern im gleichen Raum? Kinder, die fünf Wochen lang ihre gewohnte Umgebung nicht haben werden, ihre Freunde nicht sehen werden, nicht ins Kino gehen und keinen Sport treiben können? Ich weiß schon, wie meine Jungs an nur einem verregneten Sonntag Nachmittag drauf sind, da möchte ich mir fünf Wochen wahrlich nicht vorstellen. Wie soll das also funktionieren? Ach ja, etwas beibringen soll man ihnen ja auch noch, sie werden wohl kaum die Aufgaben, die die Schule ihnen stellt, alleine bewerkstelligen können. Zumindest nicht der Erstklässler.
Ja, eine leichte Panik lässt sich nicht leugnen. Dieses Gefühl wird umso stärker, je mehr Nachrichten ich sehe. In mehreren europäischen Ländern sind alle Restaurants, Bars, Sportstätten. Museen und Schwimmbäder geschlossen. Zum Teil ist es sogar verboten, in einer Gruppe draußen unterwegs zu sein. In einigen Ländern herrscht gleich eine komplette Ausgangssperre. Auch Spielplätze dürfen nicht mehr besucht werden.
Das ist ein Zustand, der mit nichts zu vergleichen ist, was wir bisher kennen. Was wird das mit uns machen? Wie werden unsere Kinder es verkraften, wochenlang von ihren Freunden und ihrem normalen Umfeld getrennt zu sein und Tag für Tag in ihrer Wohnung zu hocken? Was macht es mit ihnen, dass sie plötzlich als gefährlich gelten und ihre Großeltern nicht mehr sehen dürfen? Dass man nicht mehr Zug und Bus fahren kann? Seinen Hobbys nicht mehr nachgehen darf? Zuhause alleine lernen muss?
Und was macht das mit uns? Womöglich erleben wir die letzte halbwegs normale Woche, in der zumindest einige Restaurants und andere Orte des öffentlichen Lebens noch geöffnet haben werden. Am Wochenende wirkte die Stadt bei den ersten Frühlingstemperaturen am Tag noch beinahe normal. Spielplätze, Parks und Eisdielen waren voll. Doch wie sieht das in einer Woche aus? Und wie in drei? Wie werden wir Erwachsene uns fühlen?
Was macht es mit uns, wenn wir nur noch aufeinanderhocken?
Was passiert mit den Partnerschaften, jetzt wo man so auf sich selbst zurück geworfen wird? Wenn Sie gerade frisch verliebt sind: Herzlichen Glückwunsch! Da ist die gemeinsame Quarantäne womöglich eine wunderbare Vorstellung, fern vom Trubel des Alltags und anderen Menschen. Wenn Sie schon lange mit ihrem Partner Jobs und Familie managen, werden sie sich womöglich eingestehen muss, dass es gar nicht mehr so einfach ist, so viel Zeit exklusiv miteinander zu verbringen. Ganz besonders dann, wenn sämtliche Freizeitaktivitäten wegbrechen, die normalerweise für Ausgleich sorgen. Was passiert mit uns, wenn wir nichts mehr von dem machen können, was uns sonst ausgeglichen hat? Wenn es nichts davon mehr gibt: Sport, Kneipe, Bar, Club, Restaurant, Lesung, Stadion, Museum?
Darauf kann es nur zwei Antworten geben. Entweder wir reiben uns aneinander auf und fragen uns, ob das mit der Partnerschaft und der Familie wirklich so eine gute Idee war oder ob man nicht lieber allein in der Einzimmerwohnung mit Netflix und 10 Büchern in Quarantäne läge. Oder wir begreifen umso mehr, dass wir dankbar sein sollten für die Menschen, die uns umgeben und mit denen wir diese Krise durchstehen werden. Machen wir alle das Beste aus dieser Zeit, die bei allem Übel eine gute Sache mit sich bringt: Wir lernen wieder, den Moment zu genießen und von Tag zu Tag zu leben. Wer weiß, was morgen kommt.