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Wort zum SonntagVom Umgang mit Menschen, die zur Kirche zurückkehren

Lesezeit 2 Minuten
Kerze in der Kirche

Symbolbild 

  1. Viel ist vom Austritt aus der Kirche zu hören, aber es gibt sie auch: Die Wiedereintritte.
  2. Joachim Gerhardt ist Pfarrer an der Lutherkirche Bonn und schreibt das heutige Wort zum Sonntag.

Bonn – Für einen Augenblick ist Stille. Dann zünde ich eine Kerze an und sage: „Unsere Kirche wird um einen wichtigen Menschen reicher. Ganz herzlichen Dank!“ Das Gespräch zur Wiederaufnahme dauert eine gute Stunde. Die Menschen sollen Zeit haben zu erzählen, was sie beschäftigt. Persönliche Zeit ist Wertschätzung. Darum gibt es das Kircheneintrittsformular bei uns auch nicht online.

Im Schnitt freuen wir uns in der Bonner Kircheneintrittsstelle über ein, zwei Menschen, die pro Woche zurückkehren. Das tut gut in Zeiten, in denen so viel mehr austreten. Keiner muss sich rechtfertigen für seinen Austritt. Oft ein heikler Punkt im Gespräch. Denn bei manchen schwingt ein schlechtes Gewissen mit. „Es gibt gute Gründe, aus der Kirche auszutreten“, sage ich. „Und wenn, müssen wohl eher wir uns entschuldigen, Ihnen nicht überzeugende Gründe vermittelt zu haben, um zu bleiben.“ Kircheneintritt bedeutet für mich zuhören und lernen, warum Menschen gegangen sind, und nicht belehren.

Für Martin Luther war wichtig, dass jeder seinen eigenen Weg zu Gott finden kann. Das gab dem Reformator vor 500 Jahren viel innere Freiheit und Kraft. Typisch protestantisch. Ich kann an Gott glauben, auch ohne Kirche. Manchmal beneide ich die katholische Schwesterkirche für ihre immer noch höhere Bindungskraft. Doch die jüngste Austrittswelle reißt alle mit. Hat Kirche Zukunft? Wir sitzen für viele in einem Boot und das hat kräftig Schlagseite.

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Doch es gibt sie: Menschen die wieder eintreten oder übertreten. Und die das, was wir als Kirche und Diakonie für ihr Leben, für unsere Gesellschaft tun, positiv erleben. Die Taufe bleibt ja gültig. Zum Ende des Gesprächs überreiche ich eine weitere Kerze als Geschenk, und spreche einen persönlichen Segen – und fühle ich mich durch diesen Menschen auch selbst dankbar gesegnet.