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Weltjugendtag in PortugalPapst Franziskus auf einer schwierigen Mission

Lesezeit 4 Minuten
Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus spricht im Vatikan während einer Konferenz

Papst Franziskus reist nach Lissabon zum Weltjugendtag.

Vom 1. bis zum 6. August findet der Weltjugendtag in Lissabon statt. Schon im Vorfeld gab es heftige Debatten – vor allem die massiven Ausgaben dafür stehen in der Kritik.

Für den Papst dürfte es kein einfacher Besuch beim am Dienstag beginnenden Weltjugendtag in Portugal werden. Zum einen ist es das erste Mal, dass der 86 Jahre alte Franziskus nach seiner Darmoperation Anfang Juni wieder auf Reisen geht. Der Eingriff hatte Sorgen und Spekulationen um seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Zum anderen reist er in ein Land, in dem Tausende Opfer sexuellen Missbrauchs Entschädigungen von der katholischen Kirche fordern und auf klare Worte des Papstes hoffen.

Schon die Vorbereitung des katholischen Weltjugendtages (WJT), der vom 1. bis zum 6. August in Lissabon stattfindet, hatte für heftige Debatten gesorgt. Die Kosten für den WJT und den Papstbesuch werden auf 160 Millionen Euro geschätzt, die sich Kirche und Staat teilen. Aus Protest rollte der portugiesische Künstler Artur Bordalo auf der Treppe des eigens konstruierten Altarbauwerkes einen Teppich aus gigantischen 500-Euro-Scheinen aus – er gab seinem Kunstwerk den Titel „Weg der Schande“.

Treffen mit Opfern von Missbrauch

Inzwischen wurde bestätigt, dass sich Franziskus am Rande des WJT mit Missbrauchsopfern treffen wird. Es soll eine neue Geste der Versöhnung werden, mit der das Kirchenoberhaupt einen Beitrag zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals leisten will. Die Begegnung soll an einem geheimen Ort stattfinden, „um die Privatsphäre der betroffenen Personen zu schützen“, teilte der Lissaboner Kardinal Manuel Clemente mit.

Eine Untersuchungskommission spricht von nahezu 5000 Missbrauchsopfern in Portugal. Überwiegend Minderjährige, meist Jungen, an denen sich in den vergangenen 70 Jahren vor allem katholische Geistliche, aber auch andere Kirchenmitarbeiter sexuell vergingen. Hinter der geschätzten Opferzahl verbirgt sich ein Vielfaches von Missbräuchen: „Die Opfer sind mehr als eine Statistik“, heißt es im Kommissionsbericht. „Die meisten wurden öfter missbraucht.“

Auch Jahrzehnte nach den Vorfällen haben viele Betroffene das Geschehene nicht verdaut. Nun hoffen sie, dass der Papst nicht nur bei dem diskreten Treffen, sondern auch öffentlich Stellung zum Skandal nimmt. An Gelegenheit wird es nicht mangeln: Franziskus landet am Mittwoch in Lissabon und bleibt bis einschließlich Sonntag in Portugal. Es sind täglich Predigten und Gebete mit Hunderttausenden junger Menschen vorgesehen.

Gemeinsames Gebet mit kranken Menschen

Einer der Höhepunkte der Papstreise wird am 5. August sein Besuch im weltberühmten Marienwallfahrtsort Fatima sein, der 130 Kilometer nördlich von Lissabon liegt. Franziskus will dort mit kranken Menschen den Rosenkranz beten und ein Friedensgebet halten. Ein weiterer großer Moment dürfte die Abschlussmesse am Sonntag im Tejo-Park in Lissabon sein. Bisher sind 330000 junge Gläubige aus mehr als 200 Ländern zum WJT angemeldet. Es werden aber bis zu einer Million Teilnehmer erwartet.

Doch auch in Portugal, das früher einmal eine Bastion der Katholiken war, laufen der Kirche die Gläubigen davon. Die Gotteshäuser leeren sich, immer mehr junge Leute wenden sich ab. Nur noch eine Minderheit der jungen Portugiesen lässt sich kirchlich trauen. Gut die Hälfte der Neugeborenen kommt außerhalb einer traditionellen Ehe zur Welt. Kirche und Staat sind heute streng getrennt.

Kritik an den hohen Ausgaben für Papstbesuch

Vielleicht ist es dieser Verweltlichung der Gesellschaft zuzuschreiben, dass die Ausgaben für den Papstbesuch im Vorfeld öffentlich kritisiert wurden. Sogar Portugals Staatspräsident, der praktizierende Katholik Marcelo Rebelo de Sousa, schaltete sich ein und erklärte, dass die Portugiesen bei diesem Kirchenfestival keinen Prunk wünschten, sondern „eine einfache und bescheidene Version“.

Allein die riesige Altarbühne, die die Stadtverwaltung im Tejo-Park aufgebaut hat, sollte eigentlich fünf Millionen Euro kosten. Nach Protesten wurde das Bauwerk schließlich von den Planern abgespeckt und kostete nur noch die Hälfte. Als Reaktion auf die Kostendebatte kürzte Portugals Regierung den staatlichen Zuschuss von 36,5 auf 30 Millionen Euro.

Aber das Kirchentreffen verursacht nicht nur Kosten, sondern bringt auch Einnahmen. Die meisten Unterkünfte in Lissabon und Fatima sind ausgebucht. Reiseveranstalter, Hotels, Restaurants und Andenkenläden hoffen auf klingelnde Kassen. Die Tourismusindustrie rechnet mit bis zu 500 Millionen Euro Umsatz. Es gehe aber ja nicht nur ums Geld, sagt Lissabons Kardinal Clemente: „Dieses Ereignis bringt der Gesellschaft in jeder Hinsicht mehr ein, als das, was ausgegeben wird.“

Weltjugendtage finden normalerweise alle zwei bis drei Jahre statt. Portugal sollte ursprünglich schon 2022 Gastgeber sein, der WJT wurde aber wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Neben Gottesdiensten, Gebeten und kulturellen Veranstaltungen stehen Begegnungen mit jungen Menschen aus aller Welt im Vordergrund. Vor dem diesjährigen Jugendtag in Lissabon fand der letzte WJT 2019 in Panama statt, davor 2016 im polnischen Krakau.