Trumps Ankündigung, die US-Strafzölle auszusetzen, kam überraschend. Die Republikaner verkaufen dies als Erfolg, andere zeigen sich skeptisch.
Trumps-ZollwendeRepublikaner jubeln, Demokraten skeptisch – von der Leyen für Gespräche offen

US-Präsident Donald Trump bei der Vorstellung der von ihm verhängten Strafzölle. Nun rudert er zurück – zumindest ein bisschen.
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Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die erst kürzlich verhängten weltweiten Zölle gegen Handelspartner in großen Teilen für eine Dauer von 90 Tagen zu pausieren, hat zu gemischten Reaktionen in Washington geführt. Während die Republikaner jubeln und versuchen, den Schritt als Erfolg zu verkaufen, bleiben die Demokraten skeptisch ob der neuesten Entwicklungen des wirtschaftlichen Zick-Zack-Kurses.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Mike Johnson, fand erwartungsgemäß nur lobende Worte für die Maßnahmen Donald Trumps, pries vor allem die Art und Weise an, wie der Deal zustande gekommen sei: „Der Präsident hat Druck ausgeübt und dadurch viele Staaten an den Verhandlungstisch bringen können. Er wird liefern: für Amerikas Arbeiter, Amerikas Arbeitgeber und die Zukunft Amerikas“, schrieb Johnson auf X.
Rand Paul, republikanischer Senator von Kentucky, schlug in die gleiche Kerbe. Dem Portal Punchbowl News gegenüber lobte auch er die Strategie Trumps. „Ich hoffe, die Lektion wurde verstanden. Wenn du ein Paket von Zöllen beschließt, verlierst du sechs Billionen an den Börsen. Wenn du die Zölle wieder zurücknimmst, kommt das Geld wieder zurück.“
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China von Zoll-Pause ausgeschlossen – Republikaner geben Volksrepublik die Schuld
Während Donald Trump den größten Teil der Zölle wieder ausgesetzt hat, packt er gegenüber der Volksrepublik China noch 25 Prozent obendrauf. 125 Prozent betragen nun die Abgaben, laut Trump, wegen des mangelnden Respekts den China dem Welthandel entgegenbringen würde.
Eine Ansicht, die auch Trumps Parteikollegen vertreten. US-Finanzminister Scott Bessent verteidigt den Umstand, dass China bei der Zoll-Pause außen vor bleibt, als Versuch „bösartigen Akteuren“ Herr zu werden. Er warf China vor, „auf eine Eskalation hingearbeitet“ zu haben und dürfte damit die von China angekündigten und mittlerweile verhängten Gegenzölle meinen.
Auch Ted Cruz, konservatives Senatsmitglied für den Bundesstaat Texas und ehemaliger Bewerber seiner Partei um die Präsidentschaftskandidatur, äußerte sich zu China.Auf X schrieb er: „Ich habe Präsident Trump dazu gedrängt, sich auf zwei Dinge zu konzentrieren: auf China und auf die wechselseitige Wirkung [von Maßnahmen]. Er tat es und die heutigen Neuigkeiten sind fantastisch.“
Bernie Sanders: „Wir müssen China nicht hassen. Wir müssen niemanden hassen“
Vermonts populärer Senator Bernie Sanders sprach Mittwochabend im Rahmen eines CNN Town Hall-Talks über die aktuelle politische Lage und nahm dabei auch zu den Zöllen Trumps Stellung.Als einer von wenigen linken Politikern, spricht sich Sanders seit Jahren gegen Freihandelsabkommen aus und setzt sich für Zölle ein.Die Zollpolitik Donald Trumps geht ihm allerdings zu weit.
Die Amerikaner müssten weder den Chinesen, noch anderen Hass gegenüber empfinden. „Das Ziel muss es sein, diese Barrieren, die uns Menschen trennen, einzureißen“, appellierte Sanders. „Wir müssen als Amerikaner und als Menschen weltweit zusammenkommen“, ergänzte er.
Das Signal, das durch die aktuelle Zollpolitik gesendet werde, sei im Kern: „Kein Problem, du kannst Amerikaner vor die Tür setzen, nach Mexiko oder China gehen und dort für Löhne von wenigen „Pennies“ in der Stunde produzieren lassen.“
„Ausgewählte Zölle sind eine gute Idee, aber willkürlich verhängte Zölle, die aus dem Nichts gegen nahezu jedes Land der Welt verhängt werden, sind absolut kontraproduktiv“, befand der 83-Jährige.
Weniger differenziert als Sanders äußerte sich Hillary Scholten, die für den Bundesstaat Michigan im Repräsentantenhaus sitzt. Der Swing State ist bekannt für seine Autoindustrie, unter anderem Sitz von General Motors und Ford. Mehr als 200.000 Menschen arbeiten in der Branche, die Zölle würden die Produktion hart treffen.„Trumps Zölle sind schlecht. Das amerikanische Volk leidet – so einfach ist das“, heißt es in einem zusammenfassenden Artikel des Portals Politico.
„Es ist wie mit einem Alkoholkranken zu sprechen ...“
Etwas Gutes in Trumps Zoll-Politik zu finden, schrieb die amerikanische Aktivistin Charlotte Clymer auf X, sei „wie mit jemandem zu sprechen, der an der Alkoholkrankheit leide und diesem zu erzählen, Rotwein sei in Maßen gut für die Gesundheit – das ginge am Thema vorbei und strahle eine schlechte Botschaft aus.“
Von der Leyen begrüßt Trumps Ankündigungen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte auf X die Ankündigung des US-Präsidenten, die verhängten Zölle für 90 Tage zu pausieren. Die sei ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Weltwirtschaft, so von der Leyen. Gleichzeitig zeigte sie sich weiterhin offen für konstruktive Verhandlungen zwischen der EU und der Trump-Regierung. Das Ziel müsse sein, einen reibungslosen Welthandel, von dem alle etwas haben, sicherstellen zu können.
Europa werde allerdings auch die eigenen Handlungsbeziehungen neu justieren und Barrieren abbauen, um die europäische Wirtschaft und deren Konsumenten zu schützen, teilte die EU-Kommissionspräsidentin mit. „Gemeinsam wird Europa gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.“