Die letzten Stunden bis zur Wahl ticken herunter – und Trump dreht noch einmal auf. Die jüngsten Umfragen sprechen jedoch nicht für ihn.
Ex-Präsident sorgt für EntsetzenGewalt, Aussetzer, Umfrageschocks – Donald Trumps bedrohliches Wahlkampffinale
Der Countdown bis zur US-Wahl am Dienstag läuft – und Donald Trump sorgt im Wahlkampffinale noch einmal für reichlich Aufsehen in den USA. Am Dienstag treten die Amerikaner an die Urnen und der Republikaner will die Rückkehr ins Weiße Haus schaffen. Ob die Taktik des früheren Präsidenten aufgeht, die zuletzt von irritierenden Gewaltfantasien und persönlichen Attacken auf seine Kontrahentin Kamala Harris geprägt war, ist völlig offen. Zuletzt musste Trump neben reichlich Kritik für seine Äußerungen auch einige Umfrage-Rückschläge wegstecken.
Den Anfang machte dabei am Wochenende eine Umfrage aus dem US-Bundesstaat Iowa, eigentlich eine Hochburg der Republikaner. Eine renommierte Wahlforscherin sieht nun jedoch Harris in dem Staat vorn – und sorgte so für Optimismus im Lager der Demokraten und eine reichlich nervöse Reaktion bei Trump.
Donald Trump reagiert auf Umfrage-Schock: „ICH LIEBE DIE FARMER“
„Kein Präsident hat mehr für die Landwirte und den großartigen Staat Iowa getan als Donald J. Trump“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social am Sonntag zu der viel beachteten Umfrage in dem landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat. „Alle Umfragen, bis auf eine, die von einer Trump-Hasserin, die beim letzten Mal völlig falsch lag, stark in Richtung der Demokraten verzerrt wurde, sehen mich vorne, und zwar um ein Vielfaches. ICH LIEBE DIE FARMER, UND SIE LIEBEN MICH“, verkündete Trump.
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Kurz darauf folgte jedoch der nächste Umfrage-Rückschlag für den Republikaner: Auch in der renommierten Wählerbefragung der „New York Times“ liegt Kamala Harris derzeit knapp vorn – auch in einigen der wahlentscheidenden Swing States.
Gewaltfantasien im Wahlkampffinale: Donald Trump sorgt für Empörung
Trump hielt das jedoch nicht davon ab, reichlich neue Empörung in den USA auszulösen. Bei einer Kundgebung im wichtigen Bundesstaat Pennsylvania attackierte der Republikaner, der kurz zuvor bereits mit einer Gewaltfantasie über seine parteiinterne Kritikerin Liz Cheney für Aufsehen gesorgt hatte, mit drastischen Worten die Medien. In der US-Presse war mitunter von einem „Aufruf zur Gewalt gegen Vertreter der Presse“ die Rede.
Über das kugelsichere Glas vor seinem Rednerpult hatte der ehemalige Präsident bei seinem Auftritt gesagt: Damit ihn bei einem Attentat eine Kugel treffen könne, müsse ein Schütze „durch die Fake-News hindurchschießen, und das stört mich nicht so sehr.“ Trump spielte damit auf Lücken zwischen den Glasscheiben und die Platzierung von Medienvertretern bei seinem Auftritt an. Zuvor hatte Trump bereits scharfe Kritik an der Presse geäußert: „Die Medien sind so verdammt schlecht. Es ist unglaublich“, schimpfte der Republikaner von der Bühne.
Donald Trump befeuert Faschismus-Vorwürfe mit Wortwahl
Zuletzt spielte der Republikaner, der sich vehementen Faschismus-Vorwürfen gegenüber sieht, in Gedanken immer öfter mit Gewalt gegen seine Kritiker. Neben den Worten über die Medien und Cheney hatte Trump die Demokraten zuvor bereits als „Feinde im Inneren“ gebrandmarkt, die Erschießung von Ladendieben gefordert und erklärt, sein ehemaliger Generalstabschef Mark Milley verdiene die Hinrichtung.
Auch wegen seiner bis heute andauernden Hinwendung zur Gewalt spätestens rund um den Sturm auf das Kapitol durch seine Anhänger im Januar 2021 bezeichnen viele Experten den Republikaner als Faschisten.
Bereitet Donald Trump die nächste Wahllüge vor?
Seine damalige Lüge über eine angeblich manipulierte Wahl befeuerte Trump derweil auch am letzten Wochenende vor der Abstimmung, er versuchte bereits vorsorglich Zweifel an einer möglichen Wahlniederlage zu säen. Erneut erhob Trump dafür unbelegte Betrugsvorwürfe gegen die Demokraten.
Bei seinem Wahlkampfauftritt im stark umkämpften Pennsylvania nannte er seine Kontrahenten eine „dämonische Partei“ und unterstellte den Demokraten in langen Ausführungen, bei der Präsidentschaftswahl zu betrügen.
Dem Sender „ABC News“ sagte der 78-Jährige zudem, dass er davon ausgehe, dass der Sieger des Rennens ums Weiße Haus noch in der Wahlnacht feststehen werde. Angesichts der knappen Umfragewerte und der oftmals lange dauernden Auszählung von Briefwahlstimmen gilt das jedoch als äußerst unwahrscheinlich.
„Ich hätte nicht gehen sollen“
Dass der Ex-Präsident so kurz vor dem Wahltag in dieser Ausführlichkeit Wahlbetrugs-Ängste schürt, dürfte daher kein Zufall sein – und erinnert an sein Vorgehen vor vier Jahren. Noch in der Wahlnacht erklärte sich Trump 2020 zum Sieger und forderte einen Stopp der Stimmauszählung, als er vorübergehend vor seinem Herausforderer Joe Biden lag. Seine Wahlniederlage erkennt er bis heute nicht an.
In den USA wird befürchtet, dass Trump diese Strategie nun wiederholen könnte. „Ich hätte nicht gehen sollen“, erklärte Trump am Sonntag offenkundig mit Blick auf das Weiße Haus, das er nach seiner Wahlniederlage verlassen musste. Trump ließ damit erneut durchblicken, dass legitime Wahlergebnisse für ihn im Zweifel keine Bedeutung zu haben scheinen – außer wenn sie ihm den Wahlsieg einbringen.
Scharfe Töne von Donald Trump - Spott und Häme von Kamala Harris
Während der Republikaner seine letzten Wahlkampfauftritte für scharfe Töne nutzte, musste er sich von den Demokraten derweil erneut Spott und Häme gefallen lassen. Das Wahlkampfteam von Kamala Harris veröffentlichte wie bereits in der Vergangenheit mit süffisantem Kommentar Aufnahmen von einer von Trumps Kundgebungen – und den sichtbar leeren Rängen in einer Halle in North Carolina.
Auch einen sprachlichen Aussetzer des Präsidenten schlachteten die demokratischen Wahlkämpfer aus. Trump, dessen Reden zuletzt immer wirrer wurden, hatte bei seinem Auftritt in North Carolina nach einem Lokalpolitiker aus Pennsylvania gefragt, offenbar also kurzzeitig vergessen, in welchem Bundesstaat er sich gerade befindet. Auch diese kuriose Szene verbreitete das Wahlkampfteam von Harris schnell in den sozialen Netzwerken.
Enges Rennen ums Weiße Haus – ungewohnter Gegenwind für Trump
Das Rennen um das Weiße Haus bleibt jedoch ungeachtet der jüngsten Entgleisungen Trumps völlig offen. In den meisten Umfragen liegen die beiden Kandidaten gleichauf, in manchen führt Harris mit einem kleinen Vorsprung. Andere Befragungen sehen Trump vielerorts vorn. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den sogenannten Swing States – den USA dürfte ein spannender Wahltag bevorstehen.
Ungewohnten Gegenwind bekam Trump im Wahlkampffinale jedoch am Sonntag auch von kirchlicher Seite. So sprach sich ein prominenter Pastor der evangelikalen Christen im US-Bundesstaat Texas öffentlich gegen den Ex-Präsidenten aus. Die mitunter stark religiösen US-Wähler sind insbesondere für Trump und die Republikaner eine wichtige Wählergruppe, scharfe Kritik an Trump aus dieser Ecke ist nicht an der Tagesordnung. Pastor Dwight McKissic sparte mit dieser am Sonntag jedoch nicht.
„Die Partei, die ich kannte und liebte, hätte den ehebrecherischen, kindischen, notorisch lügenden und vorbestraften Donald Trump niemals als ihren Kandidaten gewählt“, schrieb der Pastor in einem Gastbeitrag für „NBC News“ über die Republikaner – und sprach sich schließlich für die Wahl von Kamala Harris aus.