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„Eines Tages russisch“Trump sorgt für Freude im Kreml – und für eine Warnung an Europa

Lesezeit 5 Minuten
Donald Trump und Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz im Jahr 2018. (Archivbild)

Donald Trump und Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz im Jahr 2018. (Archivbild)

Trump hat sich erneut zur Ukraine geäußert – und Putins Worte über ein „mit dem Schwanz wedelndes“ Europa verbreitet.

Donald Trump sorgt erneut für Freude in Moskau: Der US-Präsident hat mit Äußerungen über die Ukraine für Zustimmung aus dem Kreml gesorgt – und damit das nächste Kapitel bei seinem unklaren Kurs im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg eröffnet. Die Ukraine könne „eines Tages russisch“ sein, sagte Trump in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. Das von Russland angegriffene Land könne „einen Deal machen, sie können keinen Deal machen. Vielleicht sind sie eines Tages russisch, vielleicht sind sie es nicht“, erklärte der US-Präsident, der vor Amtsantritt angekündigt hatte, den Krieg innerhalb kürzester Zeit beenden zu wollen.

Donald Trump will Gegenleistung für Ukraine-Hilfe

Trump bekräftigte außerdem, dass er die Unterstützung der Ukraine nicht als Hilfsleistung für ein Land in Not betrachtet, sondern als Handel. Das Geld, was die USA in die Ukraine gesteckt haben, wolle er „zurückhaben“, erklärte Trump. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich den Gegenwert von Seltenen Erden im Wert von 500 Milliarden Dollar haben will, und sie haben im Wesentlichen zugestimmt. So kommen wir uns wenigstens nicht dumm vor“, führte der US-Präsident aus. „Wir müssen etwas zurückkriegen, wir können dieses Geld nicht weiterzahlen“, fügte er an.

Woraus Trump die Summe ableitet, blieb zunächst unklar. Es handele sich um einen „kolossalen Betrag, der sowohl die gesamte US-Hilfe für die Ukraine als auch das gesamte Bruttoinlandprodukt der Ukraine übersteigt“, schrieb die ukrainische Zeitung „Kyiv Post“ zu den Äußerungen des US-Präsidenten. Eine Bestätigung für einen entsprechenden Handel gab es aus Kiew unterdessen zunächst nicht.

Selenskyj: „Die Amerikaner sollten am meisten verdienen“

Trump hatte bereits zuvor Interesse an den Seltenen Erden, die in großer Menge in der Ukraine vorkommen, geäußert. Ursprünglich stammt der Vorschlag aus einem Siegesplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Die Amerikaner haben am meisten geholfen, und deshalb sollten die Amerikaner am meisten verdienen“, hatte Selenskyj in der letzten Woche dazu erklärt. Er wolle mit Trump darüber sprechen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Forderung aus Washington unterdessen als „egoistisch“ kritisiert, die ukrainischen Ressourcen seien für den Wiederaufbau des Landes wichtig, so der Kanzler.

Ob ein derartiger Deal überhaupt umgesetzt werden kann, ist ohnehin offen: Die Ukraine verfügt zwar über riesige Vorkommen wichtiger Elemente und Mineralien – von Lithium bis Titan – die für die Herstellung moderner Technologien unverzichtbar sind. Das Land hat außerdem riesige Kohlereserven sowie Öl-, Gas- und Uranvorkommen. Der Großteil dieser Ressourcen befindet sich jedoch in Gebieten unter russischer Kontrolle – die für den von Trump angestrebten Handel zunächst befreit werden müssten. Dafür müssten die USA die Militärhilfe für Kiew zunächst deutlich hochfahren.

Donald Trumps Plan für die Ukraine bleibt unklar

Trumps Plan für ein Kriegsende bleibt daher vorerst unübersichtlich – der Ton des US-Präsidenten seinen Verbündeten gegenüber ist jedoch bedrohlich, auch in Richtung Europa. So verbreitete der US-Präsident zu Wochenbeginn kommentarlos einen Artikel über eine Drohung von Kremlchef Wladimir Putin in seinem Netzwerk Truth Social weiter.

„Trump wird mit seinem Charakter und seiner Beharrlichkeit dort schnell wieder Ordnung schaffen. Und Sie werden sehen, dass sie alle zu Füßen des Meisters liegen und ein wenig mit dem Schwanz wedeln werden“, hatte Putin zuvor erklärt, nachdem der US-Präsident Zölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt oder angedroht hatte. Trump machte sich diese Worte nun offenbar zu eigen – und verbreitete sie weiter.

Freude in Moskau über Äußerungen des US-Präsidenten

Moskau macht unterdessen keinen Hehl aus der Freude über den Kurs des US-Präsidenten, der bereits zuletzt mit der von ihm beabsichtigen Abschaffung von USAID für Jubel in Russland gesorgt hatte. Die US-Behörde für internationale Entwicklung leistet nicht nur weltweit humanitäre Hilfe, sondern hat auch Projekte zur Förderung der Demokratie auf der ganzen Welt unterstützt. Putin war das ein Dorn im Auge, bereits 2012 hatte der Kremlchef die US-Behörde des Landes verwiesen. Nun sorgen die aktuellen Äußerungen aus Washington erneut für gute Laune in Moskau.

„Trump gibt zu, dass die Ukraine ‚eines Tages‘ zu Russland gehören wird“, titelte die staatliche Nachrichtenagentur Ria – und schnell schaffte es die Meldung auf Platz eins der meistgelesenen Artikel des Tages. Auch im Kreml griff man Trumps Wort gerne auf. Es sei ohnehin bereits eine Tatsache, dass „ein erheblicher Teil der Ukraine Russland werden will und bereits Russland geworden ist“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Das ist eine Tatsache, die vor Ort passiert ist: vier neue russische Regionen“, erklärte Peskow weiter und fügte an: „Das entspricht weitgehend den Worten von Präsident Trump.“

Moskauer Propagandisten hoffen auf Selenskyjs Ende

In Russland, so der Eindruck aus den Talkshows der Propagandasender in den letzten Tagen, setzt man auch darauf, dass Trump dafür sorgen könnte, Selenskyj als ukrainischen Präsidenten abzusägen – was den Weg für ein von Moskau kontrolliertes Marionettenregime frei machen könnte. So betitelte die Sendung „60 Minuten“ kürzlich ihre Abendsendung mit „Gemeinsam gegen Selenskyj“ und zeigte dazu Bilder von Putin und Trump.

„Russlands Experten und Kommentatoren betrachten Selenskyj seit Langem als großes Hindernis für die Wiedereinführung der Kolonialherrschaft in der Ukraine und fordern seit Beginn von Putins umfassender Invasion lautstark seine Ermordung“, analysierte Julia Davis entsprechend am Montag in einem Beitrag für die Denkfabrik Center for European Policy Analysis.

Trump zitiert Putins Worte über Europa: „Ein alarmierendes Signal“

In den Moskauer TV-Studios bleibt der Ton derweil nicht nur gegenüber der Ukraine rau. „Sie verstehen nicht, dass wir auf ihre Pläne spucken können“, sagte mit Wladimir Solowjow zuletzt einer der prominentesten TV-Propagandisten Moskaus über die Signale aus Washington. „Es könnte uns nicht egaler sein, was sie in der Ukraine wollen, auch die Wünsche der Europäer könnten uns nicht egaler sein“, fügte Solowjow an. Im Gegensatz zu Europa sei Russland kein „Diener der USA“, der US-Präsident müsse Russlands Interessen erfüllen, gab der Moderator den seiner Meinung nach optimalen Kurs für Moskau vor.

Auch russische Politiker nutzten derweil am Dienstag Trumps jüngste Aussagen, um bedrohliche Worte in Richtung Europa zu schicken. Dass der US-Präsident nun die Zitate von Putin weiterverbreitet habe, sei ein „alarmierendes Signal und eine Botschaft an die Europäische Union“, erklärte Wladimir Rogow, Vorsitzender der Kommission für Souveränitätsfragen, gegenüber der Nachrichtenagentur Ria.