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„Namen waren in kurzer Zeit öffentlich“Laschet begrüßt Jobverlust für „reiche Kinder“ nach Skandal-Gegröle auf Sylt

Lesezeit 3 Minuten
CDU-Politiker Armin Laschet hat sich zu den rassistischen Gesängen auf Sylt geäußert. (Archivbild)

CDU-Politiker Armin Laschet hat sich zu den rassistischen Gesängen auf Sylt geäußert. (Archivbild)

Armin Laschet hat sich zu dem Eklat auf Sylt geäußert. Tatsächlich wurde manchen der rassistischen Gröler mittlerweile gekündigt.

Die rassistischen Gesänge junger Partygäste auf Sylt alarmieren die Politik und schüren Ängste vor einem Rechtsruck bis hinein in die gesellschaftlichen Eliten. Die „Sylt-Szenerie“ sei in jeder Hinsicht „daneben und abscheulich“, erklärte Armin Laschet, ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, am Sonntag in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Es habe sich dabei um die „Elite des Landes“ gehandelt, „das sind die reichen jungen Kinder, die scheinbar in ihrer Erziehung nicht gelernt haben, dass man nicht gegen andere Menschen hetzt“, führte Laschet aus.

Dass die Identitäten der Betroffenen öffentlich geworden seien, begrüßte der CDU-Politiker unterdessen. „Ich glaube, die haben aber ihren Preis bezahlt, in kürzester Zeit waren alle Namen öffentlich, sie haben alle ihren Job verloren“ erklärte Laschet, der betonte, derartige Konsequenzen sollte es bei „allen diesen Vorfällen“ geben, auch bei „antisemitischen Vorgängen“ oder „Kalifats-Forderungen“. Er wünsche sich, dass man auch in diesen Fällen versuche, „jeden einzelnen“ zu bestrafen.

Rassismus-Eklat in Sylter Luxusbar sorgt für Entsetzen in Deutschland

Die Szenen aus einer Luxusbar auf der bei betuchten Touristen beliebten Urlaubsinsel Sylt sorgen seit Tagen für Empörung und Entsetzen in Deutschland. In einem Video, das am Donnerstag viral gegangen war und zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits „L’Amour toujours“ von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Scheinbar ungeniert und ausgelassen singen sie „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!“. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören.

Wer so herumpöbelt, ausgrenzt und faschistische Parolen schreit, greift an, was unser Land zusammenhält.
Robert Habeck

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte am Wochenende, menschenfeindliche Ideologie sei inzwischen ganz offensichtlich „Teil der Popkultur“. Und sie sei in Milieus salonfähig, denen klar sein müsse, dass Ausländer maßgeblich zum Wohlstand beitrügen. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte: „Wer so herumpöbelt, ausgrenzt und faschistische Parolen schreit, greift an, was unser Land zusammenhält.“ Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief zu Zivilcourage in solchen Situationen auf.

Rassistisches Gegröle auf Sylt: Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung

Die bekannte Bar Pony im Inselort Kampen auf Sylt hatte nach Bekanntwerden des kurzen Videos Strafanzeige gestellt, der Staatsschutz der Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Einer der Beteiligten, der in dem Video eine Geste andeutet, die an den Hitlergruß denken lässt, schrieb laut „Bild“ in sozialen Medien: „Alle, die wir damit vielleicht verletzt haben, bitte ich um Entschuldigung.“ Er habe einen „ganz schlimmen Fehler“ gemacht und schäme sich. Er gab demnach an, sich der Polizei gestellt zu haben und die rechtlichen Konsequenzen tragen zu wollen.

„Sylt oben links nicht rechts“, steht auf einem Plakat, das eine Frau bei einer Mahnwache am Sonntag auf Sylt in der Hand hält. In Kampen hatten sich laut Polizei rund 80 Menschen anlässlich des Rassismus-Eklats um ein Partyvideo auf Sylt versammelt.

„Sylt oben links nicht rechts“, steht auf einem Plakat, das eine Frau bei einer Mahnwache am Sonntag auf Sylt in der Hand hält. In Kampen hatten sich laut Polizei rund 80 Menschen anlässlich des Rassismus-Eklats um ein Partyvideo auf Sylt versammelt.

In zwei Fällen sind unterdessen tatsächlich die von Laschet angesprochenen Konsequenzen öffentlich bekannt geworden. Für einige Beteiligte hatte das Gegröle ein schnelles Nachspiel: Die Werbeagentur-Gruppe Serviceplan Group erklärte, sie habe einen beteiligten Mitarbeiter fristlos entlassen. Auch die Hamburger Influencerin Milena Karl entließ nach eigenen Angaben eine Mitarbeiterin, die dabei war. „Ich bin selbst Migrantin und als werdende Mutter steht alles, was in diesem Video zu sehen ist, für eine Gesellschaft, in der ich mein Kind nicht großziehen möchte“, erklärte Karl.

Jobverlust als Konsequenz für rassistische Gesänge auf Sylt

Der Missbrauch des Lieds „L'Amour toujours“ auf Sylt ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden – etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. In Erlangen skandierten nun zwei Männer auf der Bergkirchweih rassistische Parolen zu „L'Amour toujours“. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, bekamen die Verdächtigen im Alter von 21 und 26 Jahren am Freitagabend ein Betretungsverbot – der Staatsschutz leitete Ermittlungen ein.

Schon am Freitag wurde bekannt, dass es ebenfalls an Pfingsten in Niedersachsen zu einem ähnlichen Fall kam. Auch auf dem Schützenfest im niedersächsischen Löningen westlich von Cloppenburg wurden rassistische Parolen gegrölt, auch zu „L'Amour toujours“, auch dort ermittelt der Staatsschutz. (mit dpa)