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„Ganz besonders frischer Wind“Söder postet Männerrunde bei Instagram – und bekommt Shitstorm

Lesezeit 3 Minuten
Markus Söder ist CSU-Parteivorsitzender. (Archivbild)

Markus Söder ist CSU-Parteivorsitzender. (Archivbild)

In Berlin haben sich die Parteispitzen von CDU und CSU getroffen. Markus Söder veröffentlichte ein Bild – und hoffte wohl auf positive Reaktionen.

Am zweiten Tag nach der Bundestagswahl beginnen die Gespräche in Berlin. Wahlsieger Friedrich Merz hatte angekündigt, möglichst bis Ostern eine funktionsfähige Regierung präsentieren zu wollen. Das ist in acht Wochen – und die Liste der Themen, die zwischen Union und SPD diskutiert werden müssen, ist lang. Dass eine schwarz-rote Koalition die einzige denkbare Option ist, macht es nicht unbedingt einfacher für beide Partner.

Hinzu kommt, dass mit der Union eigentlich zwei Parteien beteiligt sind. Markus Söder beansprucht für sich eine wichtige Rolle bei künftigen Koalitionsgesprächen und macht daraus auch öffentlich keinen Hehl. Nach der Wahl gab er sich betont versöhnlich in Richtung Sozialdemokraten, so auch am Dienstagmorgen im ARD-„Morgenmagazin“. Der CSU-Chef lobte die historischen Verdienste der SPD und appellierte an die Vernunft aller Beteiligten.

Friedrich Merz kam am Morgen für etwa eineinhalb Stunden im Kanzleramt mit Olaf Scholz (SPD) zusammen. Der CDU-Chef traf gegen 10.30 Uhr an der Regierungszentrale ein und verließ sie gegen 12 Uhr wieder. Bei dem Gespräch dürfte es um die Gestaltung der Übergangsphase zwischen der Bundestagswahl und der Bildung einer neuen Regierung gegangen sein.

Friedrich Merz (CDU), Unions-Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, steigt am Bundeskanzleramt aus dem Auto, um sich mit Bundeskanzler Scholz (SPD) zu einem Gespräch zu treffen.

Friedrich Merz (CDU), Unions-Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, steigt am Bundeskanzleramt aus dem Auto, um sich mit Bundeskanzler Scholz (SPD) zu einem Gespräch zu treffen.

Shitstorm für Söder-Bild von CDU- und CSU-Spitzen

Um die Weichen für die nächsten Tage und Wochen zu stellen, kamen vor dem Treffen mit Scholz auch die Spitzen von CDU und CSU zusammen. In der CDU-Zentrale stimmte sich Merz mit CSU-Chef Markus Söder, den Generalsekretären Carsten Linnemann (CDU) und Martin Huber (CSU) sowie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), ab.

Markus Söder postete ein Foto, das die sechs Männer um einen großen Konferenztisch zeigt, auf dem Schnittchen, Getränke und Akten zu sehen sind. Die Atmosphäre soll ganz offensichtlich als geschäftig und fleißig erkannt werden. Gleichzeitig lächeln die sechs Spitzenpolitiker in die Kamera und verströmen betont Zuversicht.

In den sozialen Medien erreicht das Söder-Bild aber die gegenteilige Wirkung. Statt Optimismus erkennen viele Userinnen und User in dem Motiv ein Sinnbild des Stillstands. Vor allem wird kritisiert, dass die Runde ausschließlich aus Männern besteht. Söder schreibt zwar von einem „Politikwechsel“, der hier gerade vorbereitet wird. Als Antwort bekommt der bayerische Ministerpräsident aber vor allem Ironie und Spott.

Spott für „beeindruckende Frauenquote“ bei CDU/CSU

Die Userinnen und User malen sich die Gespräche der Runde aus. „Na Mäuschen, magst du uns mal 'nen Kaffee holen?“, könnte die Anweisung an eine auf dem Foto unsichtbare Frau gewesen sein. „Beeindruckende Frauenquote! Und auch so viele junge, aufstrebende Talente am Tische! Das sieht nach einem wirklich zukunftsgerichteten und innovativen Neustart aus!“, schreibt jemand anders.

„Sechs alte Männer, alle seit Jahrzehnten im politischen Betrieb“, resümiert ein anderer User. „Es kann doch wirklich nicht sein, dass es keine kompetenten Frauen in der Union gibt!“, empört sich eine Userin. „Au ja, das sieht nach ganz besonders frischem Wind aus“ lautet ein anderer ironischer Kommentar bei Instagram. Ein anderer schreibt, man könne das Testosteron förmlich riechen.

Bei X, wo Söder das Bild ebenfalls postete, meldet sich auch eine Politikerin zu Wort. Karoline Preisler von der FDP rät, sich dringend ein anderes Social-Media-Team zuzulegen. Die Sprachwissenschaftlerin Annamaria Fabian verweist ebenfalls darauf, dass Frauen dramatisch unterrepräsentiert seien. So habe die CSU-Politikerin Dorothee Bär über 50 Prozent der Stimmen in ihrem Wahlkreis erhalten. Warum sie nicht dabei sei, will Fabian wissen.

Wer das Bild gemacht hat, blieb indes unklar. Möglicherweise die Person, die auch die Getränke serviert habe, wird spekuliert. (mit dpa)