München – Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Er habe den Papst in einem Brief vom 21. Mai gebeten, „seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden“, teilte das Bistum am Freitag mit.
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat mit großem Respekt auf das Rücktrittsangebot reagiert. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Kardinal Marx, die er in diesen für die katholische Kirche schweren Zeiten als seine persönliche Konsequenz gezogen hat“, erklärte Woelki der „Kölnischen Rundschau“.
Das sagt Kardinal Woelki zu seiner eigenen Rolle
Zu seiner eigenen Rolle meinte Woelki: „Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hatte ich den Heiligen Vater gebeten, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln sowie meine persönliche Verantwortung zu bewerten. Damit habe ich mein Schicksal damals vertrauensvoll in die Hände des Papstes gegeben.“
Woelki verwies auf das Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche, das der Kölner Strafrechtler Björn Gercke für das Erzbistum erstellt hatte: „Dieses Gutachten habe ich den Betroffenen, dem Heiligen Stuhl, der Öffentlichkeit und auch den Staatsanwaltschaften schon im März diesen Jahres zur Verfügung gestellt. Darin wurden Namen genannt und Verantwortliche haben Konsequenzen gezogen.“
Der Papst habe „jüngst auf das Gutachten und meine Bitte reagiert, und zur Beurteilung der Situation und auch meiner Person Visitatoren entsandt“. Woelki: „Das ist ein direkter Auftrag des Heiligen Vaters zur Zusammenarbeit, den ich verantwortungsvoll zum Abschluss begleiten werde!“
So begründet Kardinal Marx seine Entscheidung
„Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, schrieb Marx dem Papst. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es „viel persönliches Versagen und administrative Fehler“ gegeben habe, aber „eben auch institutionelles oder systemisches Versagen“.
Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen, sagte Marx demnach. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche: „Ich will zeigen, dass nicht das Amt im Vordergrund steht, sondern der Auftrag des Evangeliums.“
Kardinal Marx: „Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen“
Marx teilte dem Papst mit, er habe in den vergangenen Monaten immer wieder über einen Amtsverzicht nachgedacht. „Ereignisse und Diskussionen der letzten Wochen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.“
Seine Bitte um Annahme des Amtsverzichts sei eine ganz persönliche Entscheidung. „Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.“ Bis zu einer Entscheidung über den Rücktrittswunsch soll er seinen bischöflichen Dienst weiter ausüben.
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Marx ist einer der bekanntesten Bischöfe Deutschlands und war bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). In der Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, dem „Synodalen Weg“ hatte er sich zuletzt als reformfreudig hervorgetan. Für diesen Sommer wird ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising erwartet, das vor allem herausarbeiten soll, wie sexueller Missbrauch von Priestern im Bistum möglich wurde und ob hochrangige Geistliche Täter schützten. (mit dpa)