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Kardinal MarxSein Rücktritt setzt Bischöfe unter Druck

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Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, gibt im Innenhof seiner Residenz ein Statement vor der Presse.

Dieser Schritt dürfte die katholische Kirche über Deutschland hinaus erschüttern: Das Rücktrittsangebot von Reinhard Kardinal Marx setzt andere Bischöfe, vor allem den Kölner Amtsbruder Rainer Maria Kardinal Woelki, unter höchsten Druck. Wer von ihnen könnte im Amt bleiben, wenn er die von Marx definierten Maßstäbe gelten ließe? In der Tat, wie kann es sein, dass ein Skandal um sexuellen Missbrauch eine Institution seit einem Jahrzehnt umtreibt, die ersten Rücktrittsangebote aber erst vor gut zwei Monaten erfolgten, als es gar nicht mehr anders ging?

Marx argumentiert zu Recht, Bischöfe hätten eine Verantwortung für das Handeln der Kirche insgesamt. Sie dürften dies nicht auf kirchenrechtliche und administrative Fehler beschränken. Da darf sich Woelki angesprochen fühlen. Allerdings lenkt Marx so davon ab, dass anderswo selbst so eine elementare juristische Klärung wie in Köln aussteht. Man denke an München (dort ist sie für den Sommer versprochen) und vor allem an Trier, ein Bistum, das Marx früher geleitet hat. Er selbst musste schwere Fehler beim Umgang mit Missbrauchsfällen dort einräumen. Eine klares Wort dazu wäre gut gewesen.

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Ohnehin lohnt es sich, darauf zu achten, was Marx übergeht. Die Blockade von Reformdiskussionen ist doch nicht nur eine „Tendenz der letzten Monate“, betrieben von Leuten (Marx meint wohl wieder: Woelki), die sich auf Verwaltungsverbesserungen konzentrieren. Hat nicht der Papst selbst 2020 eine Instruktion gebilligt, die Laien – also alle Frauen – von kirchenleitenden Funktionen ausschließt? Eine Abfuhr für den engen Papst-Berater Marx. Der Kardinal ist wohl nicht nur an seinen Mitbischöfen verzweifelt, sondern auch am Vatikan.