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„Sie werden von mir hören“Weihbischof Steinhäuser übernimmt Erzbistum Köln

Lesezeit 3 Minuten

Rolf Steinhäuser bei seiner Bischofsweihe 2016 

Köln – Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser hat am Dienstag übergangsweise die Leitung des Erzbistums Köln übernommen. Der 69-Jährige erhalte alle Rechte und Pflichten zur Leitung von Deutschlands mitgliederstärkster Diözese, teilte das Erzbistum mit. Steinhäuser werde das Amt des Apostolischen Administrators bis zum Ende einer Auszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki am 1. März übernehmen. Ein entsprechendes Dekret aus dem Vatikan wurde am Dienstag veröffentlicht.

Amt des Generalvikars ruht derweil

Das Erzbistum teilte mit, dass das Amt des Generalvikars – also des Stellvertreters des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten – während Woelkis Auszeit ruhe. Steinhäuser habe Generalvikar Markus Hofmann jedoch zu seinem Delegaten ernannt, womit er dieselben Rechte und Pflichten wie in seinem bisherigen Amt weiterführe. Steinhäuser steht auch der Personalkonferenz vor und treffe Personalentscheidungen. Wenn Pfarrstellen zu besetzen seien, würde er allerdings nur vorübergehende Leiter, also Pfarradministratoren, ernennen, so das Erzbistum. Das Amt des Offizials, das seit dem 1. Oktober durch Peter Fabritz neu besetzt ist, bleibt bestehen. Weihbischof Ansgar Puff behält die ihm übertragenen Aufgaben als Bischofsvikar. Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wird bis zum 31. Juli 2022 in Afrika seelsorglich wirken.

Grußbotschaft auf Twitter und Facebook

„Ich leite also jetzt vorübergehend das Erzbistum Köln im Auftrag des Papstes“, sagte Steinhäuser in einer Grußbotschaft auf Twitter und Facebook. „Sie werden von mir hören.“ Er kündigte an, er wolle sich als Apostolischer Administrator vor allem für den von Papst Franziskus angeregten Prozess „der Versöhnung und Erneuerung“ einsetzen. „Genau hier soll ich den Anfang eines Weges setzen, den der Erzbischof nach seiner Rückkehr gemeinsam mit dem Erzbistum fortsetzen soll“, schreibt der Geistliche in einem Grußwort zum Beginn seines Dienstes. „Wer die Situation im Erzbistum Köln in den vergangenen Monaten miterlebt und miterlitten hat, der spürt: Hier liegt die eigentliche Herausforderung, vielleicht sogar die Überforderung aller Beteiligten.“

Innehalten statt Stillstand

Steinhäuser rief zum Innehalten auf, wobei damit nicht Stillstand und Anschweigen gemeint seien. „Eher schon einander zuhören, aufeinander reagieren, miteinander in einen Austausch kommen.“ Der Geistliche erfüllt sein Amt auf Anweisung von Papst Franziskus „sede plena“, also „bei besetztem Bischofsstuhl“. Steinhäuser betont in seinem Schreiben, „dass weiter Kardinal Woelki Erzbischof von Köln ist, aber seine Amtsgewalt in der Amtszeit des Administrators ruht“.

Die Ernennung eines Administrators kann erfolgen, wenn besonders gewichtige Gründe vorliegen, die den Amtsinhaber an der Durchführung seiner Aufgaben hindern. Das Kirchenrecht nennt hier „Gefangenschaft, Ausweisung, Exil oder Unfähigkeit“. Die Katholiken im Erzbistum beten nun in den Gottesdiensten für „unseren Bischof Rainer und unseren Administrator Rolf“. Das Hochgebet werde um diesen Zusatz erweitert, teilte das Bistum mit.

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Seinen ersten öffentlichen Auftritt als Administrator hat Steinhäuser am 24. Oktober. Dann werde er bei einem Gottesdienst im Altenberger Dom im neuen Amt willkommen geheißen. Die Feier beginnt um 17.15 Uhr und bildet die Eröffnung der Weltbischofssynode im Erzbistum Köln. Anschließend könnten die Teilnehmenden Weihbischof Steinhäuser im Haus Altenberg begegnen, hieß es.

Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Im September hatte Papst Franziskus entschieden, dass Woelki trotz „großer Fehler“ im Amt bleiben darf. Allerdings entsprach der Papst Woelkis Bitte nach einer Auszeit. In einer Videobotschaft für das Domradio hatte Woelki am Sonntag gesagt, dass er jetzt zunächst 30 Tage in Exerzitien gehen werde. Das anschließende Programm sei noch nicht endgültig festgezurrt. „Ich würde mich gerne in benachbarten Kirchen, vielleicht in denen der Niederlande, über deren Wege der Seelsorge informieren“, sagte er. „Noch mal einen anderen Blick auf vieles bekommen, das wünsche ich mir.“ „Wir alle haben jetzt ein paar Monate kostbare Zeit“, sagte er. (kna/dpa)