Schilddrüsenkrebs, RückenleidenWie krank ist Wladimir Putin eigentlich wirklich?
- Schilddrüsenkrebs, Rückenleiden: Immer wieder wird über den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten gerätselt. Wir geben einen Überblick.
Moskau – Immer wieder verschwand der Präsident. Mal für Tage, mal für Wochen. Warum? Darüber schweigt der Kreml. Dass Putin sich in dieser Zeit wegen Rückenleiden und anderer Krankheiten behandeln lässt, will jetzt das russische Recherche-Netzwerk von „Projekt“ herausgefunden haben.
Demnach leidet der russische Präsident nicht nur unter den Folgen eines Reitunfalls, sondern wird auch von Spezialisten für Schilddrüsenkrebs und von Chirurgen behandelt. Aus den Check-in-Daten in Hotels leiten die Journalisten ab, wann welche Ärzte Putin etwa in seinem Domizil in Sotschi besuchten oder ihn auf Reisen begleiteten.
Hinweise auf gesundheitliche Probleme des Präsidenten gab es schon im Jahr 2012. Damals ging ein Video um die Welt, auf dem Putin bei einer Gedenkfeier zum Nationalfeiertag Russlands stark humpelte. Der Kreml hatte den Journalisten daraufhin verboten, das Humpeln zu erwähnen und nur Fotos von der Veranstaltung veröffentlicht. Das Video landete trotzdem im Internet. Und mit ihm die Fragen nach Putins Gesundheit.
Hinweise auf Schilddrüsenkrebs
Die sollten sich in den folgenden Monaten noch häufen. Bald darauf soll es die Anordnung gegeben haben, dass Treffen mit dem Präsidenten nicht länger als eine Stunde dauern dürften. Putin könne aus gesundheitlichen Gründen nicht länger sitzen, hieß es. Ende 2012 konnte der Präsident den Japanischen Premierminister im Kreml nicht empfangen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters damals bekanntgab, soll es von offizieller Seite geheißen haben, dem Präsidenten gehe es nicht gut, er trage ein Korsett und brauche dringend eine Operation.
Davon sollten mehrere folgen, wenn es nach den Recherche-Ergebnissen der russischen Exiljournalisten geht. Demnach lösten womöglich die Folgen eines Reitunfalls die Probleme aus. Mindestens zwei Mal soll Putin sich einer Operation oder einem anderen schwerwiegenden Eingriff an der Wirbelsäule unterzogen haben.
Immer wieder verschwindet Putin von der Bildfläche
So etwa im November 2016. Nach einem Treffen mit dem Schauspieler Steven Seagal verschwand Putin für eine Woche aus der Öffentlichkeit. In dieser Zeit zeigte der Kreml nur alte Mitschnitte von Putin, sogenanntes „canned footage“. Laut dem Bericht der Journalisten checkten zu diesem Zeitpunkt zwölf Mediziner in einer Unterkunft nahe des Kremls ein. Darunter neben Putins Leibarzt Dimitri Verbovoy auch eine Gruppe Neurochirurgen des Zentralen Klinischen Krankenhauses. Auch ein Facharzt für Reanimation und eine Fachärztin der neurochirurgischen Abteilung sollen dabei gewesen sein.
Weitere Infos
„Projekt“ ist ein gemeinnütziges Onlineportal russischer Journalisten, das sich auf investigative Recherchen und Reportagen spezialisiert hat. Gegründet wurde es vom ehemaligen Chefredakteur des Nachrichtenportals RBS Roman Badanin, nachdem dessen Chefredaktion im Jahr 2016 aufgelöst wurde.
Online ging das Portal zwei Jahre später. Das Ziel: Den Leserinnen und Lesern sollen „die verborgenen und wichtigen Dinge“ dargelegt werden, so die Selbstauskunft des Portals. „Weil es in Russland fast keine Medien mehr gibt, die sich mit komplexen und gefährlichen Themen beschäftigen.“ Das russische Onlineprojekt finanziert sich über Förderer aus dem In- und Ausland. (ebu)
2019 reisen erneut 13 Ärzte nach Sotschi, wo Putin sich zu dem Zeitpunkt aufhält. In dieser Zeit soll der Präsident ohnehin permanent von neun Ärzten begleitet worden sein. Die Probleme beschränken sich nicht nur auf das Rückenleiden, schließen die Journalisten. So soll Putin nach einem Treffen mit dem Belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko von zwei Intensivmedizinern, einem Neurologe, einem Dermatovenerologe, zwei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und einem Onkologen besucht worden sein. Ein Indiz für Schilddrüsenkrebs? „Schilddrüsenerkrankungen, einschließlich Krebs, werden normalerweise zuerst von einem HNO-Arzt diagnostiziert, wonach ein Onkologe und ein Chirurg an der Behandlung beteiligt werden“ wird der israelische Arzt Michael Fremderman in dem Bericht zitiert.
Medikament zur Bekämpfung von Metastasen
Auch in der Öffentlichkeit zeigte Putin ein Interesse an der Behandlung von Schilddrüsenkrebs. Im Juli 2020 traf er sich dem Bericht nach mit dem Leiter des Nationalen Medizinischen Forschungszentrums für Endokrinologie, Ivan Dedov. Der Mediziner sprach mit dem Präsidenten auch über ein neues hormonelles Medikament namens Tirojin. Es soll die Metastasen nach einer Operation bekämpfen.
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Und dann ist da ja noch Corona. Lange Zeit isolierte sich Putin während der Pandemie von der Öffentlichkeit. All seine öffentlichen Treffen fanden per Videokonferenz statt. Wer den Präsident persönlichen treffen wollte, musste vorher zwei Wochen in Isolation und eine Stuhlprobe abgeben. Der Schutz des Präsidenten stand unverkennbar im Vordergrund und nahm bis zuletzt absurde Züge an. Die Bilder der auffällig langen Tischen, die Putin von seinen Beratern oder auch anderen Staatsoberhäuptern trennen, gingen um die Welt.Wie es tatsächlich um den Gesundheitszustand Putins steht, bleibt weiterhin im Ungewissen.