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Prozess gegen Reemtsma-Entführer Drach beginnt am 1. Februar

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Köln – Der Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach wegen mehrerer Überfälle auf Geldboten und versuchten Mordes soll am 1. Februar vor dem Kölner Landgericht beginnen.

„Das Gericht hat die Anklagen in vollem Umfang zugelassen”, sagte ein Sprecher am Freitag auf Anfrage. Es seien 55 Verhandlungstage angesetzt. Der Prozess finde unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Über das Datum des Prozesstermins hatte zuvor bereits der „Kölner Stadt-Anzeiger” berichtet. Zusammen mit Drach wird ein Niederländer als mutmaßlicher Mittäter in Köln vor Gericht stehen.

Laut Anklage soll Drach 2018 und 2019 vier Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und Limburg begangen haben. Der Vorwurf des versuchten Mordes bezieht sich auf die Tat in Frankfurt. Dort soll er einen Geldboten durch einen Schuss mit einem Revolver schwer verletzt und dessen Tod billigend in Kauf genommen haben. Die Oberschenkelvene des Mannes wurde zerfetzt, er musste notoperiert werden. Die Staatsanwaltschaft sieht als Mordmerkmale Habgier und Verdeckungsabsicht.

Gesamtbeute wohl mehr als 230.000 Euro

Auch bei einem Überfall am Flughafen Köln/Bonn soll der in Erftstadt bei Köln geborene Drach auf den Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma geschossen und ihn im Oberschenkel getroffen haben. Der Mitangeklagte soll bei den Taten geholfen haben. In allen Fällen sollen die Angeklagten gestohlene Autos benutzt haben, die sie dann in Brand steckten, ehe sie ihre Flucht mit einem weiteren Fahrzeug fortsetzten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Gesamtbeute mehr als 230.000 Euro betrug.

Drachs Verteidiger hatte nach der Anklageerhebung im September gesagt: „Die Beweislage ist denkbar schlecht und der größte Teil der Vorwürfe spekulativ.”

1996 hatte Drach zusammen mit Komplizen den Erben der Hamburger Tabak-Dynastie Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und nach 33 Tagen wieder freigelassen - gegen 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken Lösegeld. Dafür verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu vierzehneinhalb Jahren Gefängnis. Im Herbst 2013 kam er wieder frei.

Die Hintergründe der spektakulären Geldtransporter-Überfälle lagen zunächst im Dunkeln. Doch bei dem Überfall am Flughafen Köln/Bonn hatte ein Zeuge die Tat und das zweite Fluchtauto gefilmt. Mit aufwendigen verdeckten Ermittlungen gelang es den Beamten, den Wagen ausfindig zu machen - und so auch Drachs Aufenthaltsort: Amsterdam. Dort wurde er im Februar vergangenen Jahres festgenommen.

© dpa-infocom, dpa:220107-99-620204/3 (dpa)