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Falsche eidesstattliche Aussage?Ermittlungen in zweitem Fall gegen Kardinal Woelki

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ARCHIV - 24.10.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Rainer Maria Woelki

Gegen Rainer Maria Woelki, Kardinal von Köln, ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung in zwei Fällen. Foto: Oliver Berg/dpa

Wann wusste Woelki was? Seit Monaten gibt es immer wieder neue Aufregung um den Kölner Kardinal. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft in zwei Fällen gegen ihn.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt in einem zweiten Fall wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung gegen Kardinal Rainer Maria Woelki. Anlass sei die Aussage einer Zeugin in einem presserechtlichen Verfahren vor dem Kölner Landgericht, sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage. „Diese Aussage gibt hinreichend Anlass, in Ermittlungen einzutreten, was den Wahrheitsgehalt der eidesstattlichen Versicherung des Kardinals Woelki angeht.“

In dem Verfahren wehrt sich Woelki gegen einen Bericht der „Bild“-Zeitung über die umstrittene Beförderung eines Pfarrers zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten 2017. Der Pfarrer hatte Jahre zuvor mit einem 16-jährigen Prostituierten Sex gehabt. Nach Auffassung Woelkis hat die Zeitung fälschlicherweise behauptet, dass er bei der Ernennung des Pfarrers dessen Personalakte gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst habe.

Woelki hatte per eidesstattlicher Versicherung erklärt, den Inhalt der Personalakte nicht gekannt zu haben. Von dem Kontakt zu dem Prostituierten habe er zwar gehört. Unterstützer des Pfarrers hätten ihm aber gesagt, dass weitere Gerüchte über den Mann sich nicht bestätigt hätten.

Sekretärin von Erzbischof Meisner sagte als Zeugin gegen Woelki aus

In der vergangenen Woche hatte aber die frühere Sekretärin von Woelkis Vorgänger als Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, als Zeugin vor Gericht ausgesagt, sie habe schon 2011 mit dem damaligen Weihbischof Woelki über den umstrittenen Pfarrer geredet. Unter anderem habe sie ihm bei einem Telefonat erzählt, dass der Pfarrer mit Messdienern in die Sauna gehe und anzüglich gegenüber Jugendlichen sei.

„Bislang hatte die Staatsanwaltschaft davon abgesehen, Ermittlungen zu dem Fall aufzunehmen“, sagte der Sprecher der Behörde. „Durch die Aussage der Zeugin hat sich das geändert.“ Bis zum Abschluss der Ermittlungen gelte für Woelki die Unschuldsvermutung. Vom Erzbistum war auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte vor zwei Wochen bereits in einem anderen Fall Ermittlungen gegen Woelki eingeleitet, ebenfalls wegen des Verdachts der falschen Versicherung an Eides statt. Auslöser dafür war ein Interview im "Kölner Stadt-Anzeiger“, in dem die ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum gesagt hatte, sie habe Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert. Woelki weist diesen Vorwurf zurück.

Papst Franziskus hat noch nicht über Rücktrittsgesuch entschieden

Unterdessen hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, die für kommenden Sonntag geplante traditionelle ökumenische Vesper zum Advent laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ abgesagt. „Der Gottesdienst am Anfang des Advents wird durch die Ereignisse im Erzbistum Köln so überlagert, dass nicht mehr das Gebet oder die Verkündigung wahrgenommen wird, sondern nur die Frage einer Positionierung in der innerkatholischen Auseinandersetzung“, sagte Latzels Sprecher Jens-Peter Iven der Zeitung (Donnerstag). In der aktuellen Situation sei eine Feier in der gewohnten Besetzung mit Erzbischof und Präses „nach Einschätzung der Kirchenleitung daher nicht angeraten“.

Woelki steht schon länger wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen im Erzbistum in der Kritik. Papst Franziskus hatte ihn aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch einzureichen, was Woelki auch getan hat. Der Papst hat aber noch nicht darüber entschieden, ob er das Gesuch annimmt. (dpa)