Ein Ausschnitt aus „Don't be a Sucker!“ (engl. „Sei kein Trottel!“), einem Lehrfilm, den das US-Kriegsministerium im Jahr 1943 produzierte, wird derzeit tausendfach im Netz geteilt. Hintergrund ist das Wiederaufkeimen einer nationalistischen, extrem-rechten Bewegung in den USA.
Der Clip warnt davor, faschistischer Propaganda Glauben zu schenken und erinnert daran, dass die Diversität der USA elementar für das Entstehen und Überleben des Staates war und ist. Denn dafür haben Menschen und Gruppen verschiedenster Ethnien, Herkunftsländer, Religionen und Hintergründe hart gekämpft und gearbeitet. Die Erinnerung an den Zusammenhalt und das Schaffen einer so diversen Republik wird hier nicht als idealistisches Bestreben oder moralische Berufung ausgegeben – sondern als einziges Heilmittel gegen immer wiederkehrende nationalistische Bewegungen, wie eben die „white-supremacy“ derzeit.
Rhetorik wird mit der von Trump verglichen
Der virale Clip, der aktuell tausendfach geteilt wird, ist nur ein kurzer Ausschnitt aus einem insgesamt 17-minütigen Kurzfilm. Michael Oman-Reagan, ein Anthropologe und Forscher aus British Columbia (Provinz in Kanda), war der Erste, der den Clip in einem Tweet teilte, in dem er die Rhetorik des Redners mit der von US-Präsident Trump heute vergleicht. „Don’t Be a Sucker“ scheint zu wissen, wie demokratische Solidarität ins Schwanken gerät, wie Vorurteile und Nationalismus einer Nation schaden können. Und, dass sich all diese Sachverhalte derzeit in den USA breit machen.
Der Protagonist des Kurzfilms ist ein junger Mann namens Mike. „Ihm geht es gut, er ist jung, hat einen Job. [..] Er hat Amerika.“, sagt der Sprecher über den im Zug reisenden Mann. Dann wird auch gleich gezeigt, wieso es Mike so gut geht: viele verschiedene amerikanische Staatsbürger, die vielen verschiedenen Tätigkeiten nachgehen – und, natürlich, Kinder unterschiedlichster Herkunft, die zusammen Baseball spielen.
„Sie haben Vorurteile als Waffe genutzt, um die Nation zu einem Krüppel zu machen.“
Als Mike in einer amerikanischen Stadt auf eine Gruppe trifft, die sich um einen energischen, faschistische Propaganda verbreitenden Redner versammelt hat, hört Mike zunächst interessiert und zustimmend nickend zu. Als der Redner jedoch aufhört, nur die „Neger“ für die Arbeitslosigkeit vieler Amerikaner verantwortlich zu machen, sondern auch die Katholiken, Freimaurer und Migranten im Allgemeinen für die Krankheiten des Staates schuldig macht, winkt die Menge den Redner kopfschüttelnd ab und verflüchtigt sich. Auch Mike, seines Zeichens Freimaurer, wendet sich von dem Redner ab.
„Ich habe diese Art von Reden schon mal gehört, aber ich habe niemals erwartet, so etwas in Amerika zu hören. […] Ich wurde in Ungarn geboren, bin aber nun ein amerikanischer Staatsbürger. Ich habe gesehen was dieses Gerede anstellen kann – ich habe es in Berlin gesehen. Ich war ein Professor an einer Universität. Ich habe dieselben Worte gehört, die wir hier heute gehört haben. Aber damals war ich dumm. Ich dachte Nazis wären verrückte Menschen, dumme Fanatiker. Aber leider war dem nicht so. Sie wussten, dass sie nicht stark genug wären um ein vereintes Land zu erobern, also haben sie Deutschland in kleine Gruppen zerteilt. Sie haben Vorurteile als Waffe genutzt, um die Nation zu einem Krüppel zu machen.“
Einblicke in die Erstarkung der Nazis in Deutschland
Diese Worte sagt ein älterer Herr ungarischer Herkunft zu dem jungen Mann, der nun neben ihm auf einer Bank sitzt. Und da endet der viral gegangene Clip. Der vollständige, 17-minütige Kurzfilm gibt einen kurz einen Einblick in das Erstarken des Nazis in Deutschland: Man sieht wie die Bewegung von einer kleinen Gruppe wütender Männer in den Straßen zu der alle Bereiche des Lebens umfassenden Diktatur wird, die sie war.
Zudem werden nationalsozialistische Vergehen gezeigt, wie zum Beispiel das öffentliche Peinigen eines jüdischen Ladenbesitzers, das Verbrennen zahlreicher Bücher, oder das Stürmen von Versammlungen verschiedener Gruppen. Ebenso die Verhaftungen von Pfarrern, Priestern und anderen Lehrern, die andere Lehren als die der Nazis verbreiteten und versuchten, diese zu bekämpfen. Am Ende wird gezeigt, dass kein Deutscher Staatsbürger, der der Ideologie der Nazis Glauben geschenkt hat und für seine Überzeugung gekämpft hat, mehr hatte als ein kleines „Grab“ irgendwo in Europa, entgegen der Versprechungen von viele Hektar Land für jeden Bauern – und, natürlich, wie die USA Deutschland besiegt.
Schöne Metapher zum Schluss
Zuletzt zerreißt Mike die Broschüre, in die der Redner seine Überzeugungen und Ideologien niedergeschrieben und an die Menge ausgeteilt hatte, und die Papierschnipsel vom Winde verweht werden.