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Auftritt sorgt für Kritik„Seid stolz darauf, Deutsche zu sein“ – Elon Musk unterstützt AfD mit Liveschalte

Lesezeit 4 Minuten
US-Milliardär Elon Musk wird während eines Live-Grußwortes beim Auftritt von Alice Weidel, Kanzlerkandidatin der AfD, während des Wahlkampfauftakts der AfD gezeigt. Foto: Sebastian Willnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Tesla-Chef Elon Musk lässt sich beim AfD-Wahlkampfauftakt feiern.

Nach dem Live-Gespräch mit Alice Weidel setzt Musk noch einen drauf. Scharfe Kritik kommt sofort von den Grünen – und einem Historiker.

Vier Wochen vor der Bundestagswahl hat sich Tech-Milliardär Elon Musk erneut auf großer Bühne in den deutschen Wahlkampf eingeschaltet und für die AfD geworben. Beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Partei in Halle (Saale) wurde der Trump-Berater und Tesla-Chef zu Beginn der Rede von Parteichefin Alice Weidel live aus den USA zugeschaltet.

Musk sieht Unterstützung für AfD auch bei Trump

Die AfD sei die beste Hoffnung für Deutschland, sagte er. „Es ist okay, stolz darauf zu sein, Deutscher zu sein“, fügte Musk an. Die „deutsche Kultur“ gehe „tausende Jahre zurück“. Schon der römische Kaiser Julius Cäsar sei „beeindruckt“ gewesen vom Kampfeswillen der germanischen Stämme, sagte Musk weiter.

„Kämpft für eine großartige Zukunft für Deutschland“, forderte der Milliardär unter dem Jubel der nach Parteiangaben etwa 4.500 AfD-Anhänger in der Messe in Halle. Vor der Halle demonstrieren etwa doppelte so viele Menschen gegen die AfD-Veranstaltung. Auch in anderen deutschen Städten kam es am Samstag zu Demonstrationen gegen die AfD und für die Demokratie. In Köln nahmen mindestens 40.000 Menschen daran teil.

Elon Musk will „keinen multikulturellen Einheitsbrei“

Musk, der zuletzt mit Hitlergrüßen bei der Amtseinführung von Donald Trump für Aufsehen gesorgt hatte, beklagte in seiner Schalte zudem, es gebe „zu viel Fokus auf vergangener Schuld“, man müsse das hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Urgroßeltern sein, sagte er und rief zu Optimismus auf. Die Welt wolle „keinen multikulturellen Einheitsbrei“, behauptete Musk außerdem und bediente Superlative: „Diese Wahl entscheidet die Zukunft Deutschlands, Europas, vielleicht der Welt“, sagte der Trump-Berater.

Weidel wäre seiner Ansicht nach als Kanzlerin sehr gut für Deutschland. Die AfD habe seine volle Unterstützung und – so glaube er – auch die Unterstützung der Trump-Regierung. Die aktuelle Bundesregierung sei offensichtlich nicht an „der Gesundheit und dem Wohlergehen des deutschen Volkes“ gelegen. Stattdessen „unterdrückt die Regierung die Meinungsfreiheit aggressiv“, behauptete der Tech-Milliardär.

Alice Weidel dankt Musk: „Make Germany great again“

AfD-Chefin Weidel bedankte sich mit besten Wünschen für die US-Regierung unter Donald Trump und dessen Wahlspruch „Make America great again“. Sie fügte später ein „Make Germany great again“ hinzu.

AfD-Chefin Alice Weidel wird von Anhängern gefeiert.

AfD-Chefin Alice Weidel wird von Anhängern gefeiert.

Musk hatte vor Weihnachten mit der Aussage, nur die AfD könne „Deutschland retten“, und mit einem späteren Live-Gespräch mit Parteichefin und Kanzlerkandidatin Weidel viel Unruhe in den deutschen Wahlkampf gebracht. Kritiker werfen ihm vor, mithilfe seiner enormen Reichweite auf seiner Plattform X den Ausgang der Bundestagswahl beeinflussen zu wollen.

Historiker sieht „Frontalangriff auf die deutsche Erinnerungskultur“

Auch an Musks Auftritt am Samstag wurde sofort Kritik laut. „Elon Musk hat gerade bei der AfD unter Jubel die rechtsextreme Geschichte des Schultkult [sic!] beschworen“, schrieb der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andreas Audretsch, bei X. „Mit diesen Leuten darf es keinerlei Zusammenarbeit geben“, fügte Audretsch an.

„Mit Tesla war er für mich lange ein Vorreiter der Elektromobilität. Aber mit Faschismus gewinnt man nicht, schon gar nicht die Zukunft. Weder er noch sonst jemand. Damit verliert er, verlieren alle: Gesellschaft, Wirtschaft, Demokratie“, schrieb die ehemalige Grünen-Vorsitzende Simone Peter bei X.

Der Historiker Matthäus Wehowski bezeichnete Musks Auftritt unterdessen als „Frontalangriff der AfD auf die deutsche Erinnerungskultur mit der Hilfe des Oligarchen Musk“. Man könnte nicht stark genug betonen, „wie gefährlich das für die Demokratie“ sei, so der Historiker, der sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus befasst.

Weidel: Wähler wollen blau-schwarze Koalition

Weidel kritisierte in ihrer Rede schließlich die aktuelle Migrations-, Wirtschafts- und Energiepolitik und äußerte sich auch zur Union: „Liebe CDU, reißt die undemokratischen Brandmauern ein. Der Wähler will eine blau-schwarze Koalition in der Bundesrepublik Deutschland.“ Durch die Halle schallten immer wieder „Alice, Alice“- und „Alice für Deutschland“-Rufe.

„Lasst uns die AfD stark machen, und lasst uns am besten die CDU überholen“, rief Weidel am Ende ihrer Rede. Gezeigt wurde auch ein Wahlwerbespot, in dem sie den Amtseid des Bundeskanzlers spricht. Die AfD präsentierte sich auf der Wahlkampfveranstaltung mit Reden, Einspielern und Show-Elementen selbstbewusst. Ziel bei der anstehenden Bundestagswahl müsse es sein, mindestens zweitstärkste Kraft zu werden, sagte Weidels Co-Parteichef Tino Chrupalla.

Videobotschaft von FPÖ-Chef Kickl

Auch Herbert Kickl, der wahrscheinliche nächste Bundeskanzler Österreichs, meldete sich per Video zu Wort. „Wir fiebern in diesem Wahlkampf mit euch mit“, sagte der FPÖ-Politiker und nannte die AfD und FPÖ Partner. Die AfD sei die einzige Partei, die auf das Volk höre. Weidel bezeichnete er als Kämpfernatur. „Du bist in jeder Hinsicht allen Deinen Gegenspielern haushoch überlegen“, sagte Kickl. (mit dpa/afp)