Die größte Sorge der Bürgerinnen und Bürger ist nun nicht mehr der Ukraine-Krieg, er wurde von anderen Themen abgelöst. Die Ergebnisse des NRW-Check im Überblick.
Migration, Bildung, KlimaDiese Themen bewegen die Menschen in NRW besonders
Der Ukraine-Krieg dauert nun schon fast sechzehn Monate an – doch seine Auswirkungen sind nicht mehr der größte Grund zur Sorge für Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen. Das zeigen die aktuellsten Ergebnisse des NRW-Checks. Bei der letzten Erhebung im September 2022 sahen 40 Prozent der Befragten Inflation und Teuerung als drängendstes Problem der Zeit, 30 Prozent eine mögliche Gefährdung der Energieversorgung. Das hat sich nun geändert. Laut NRW- Check des forsa-Instituts vom Juni 2023 stehen die Migrations- und Flüchtlingspolitik mit 27 Prozent ganz oben auf der Liste der drängenden Probleme. Auch die Themen Bildung sowie Verkehr und Mobilität beschäftigen die Menschen gerade besonders.
Migration und Flüchtlinge
Nicht nur durch den Krieg in der Ukraine sind in der letzten Zeit viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Auch tausende Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei stellen Asylanträge. Viele Städte und Kommunen schlagen Alarm, dass ihre Unterbringungskapazitäten am Limit sind. Dieses Thema steht auch im NRW-Check durch alle Alters- und Verdienstgruppen hinweg, vor allem aber bei AfD-Anhängern mit knapp 60 Prozent, weit oben auf der Liste der drängendsten Probleme. Laut der Umfrage sind fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten der Ansicht, dass die meisten Städte und Gemeinden mit dem aktuellen Flüchtlingszuzug überfordert sind. Die Hälfte der Befragten gibt allerdings auch an, dass es in der eigenen Stadt oder Gemeinde in letzter Zeit keine größeren Probleme bei der Unterbringung von Geflüchteten gibt. 32 Prozent sagen dagegen, dass es solche Probleme gebe.
Klima- und Umweltschutz
Bei der letzten Umfrage im September hielten 15 Prozent der Befragten das Thema Klimaschutz für eines der größten Probleme. Nun sind es 18 Prozent, also eine leichte Steigerung. Vor allem die 18- bis 29-Jährigen machen sich Sorgen darum (31 Prozent). In den älteren Bevölkerungsgruppen sind es nur 13 bis 19 Prozent. Vor allem, wenig überraschend, bei den Grünen-Anhängern steht Klimaschutz ganz oben auf der Agenda: Knapp 40 Prozent sehen ihn als größtes Problem.
Beim Thema Energiewende und klimaneutrales Heizen sind die Bürgerinnen und Bürger jedoch skeptisch. Der Energiebedarf Deutschlands kann nicht allein durch die Erneuerbaren gedeckt werden, sagen 78 Prozent der Befragten. Die meisten sprechen sich für Erdgas (64 Prozent) und Kernenergie (49 Prozent) als Alternativen aus. Kritik gibt es auch am geplanten Gebäudeenergiegesetz: 70 Prozent sind der Meinung, dass Eigentümer selbst entscheiden sollen, welche Heizungsart sie nutzen.
Ein Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen stößt also nicht auf großen Zuspruch. Darüber hinaus bemängeln die Menschen die Transparenz der geplanten Regelungen: Über die Hälfte weiß nicht, wann die Heizung bei ihnen nach den aktuellen Beschlüssen getauscht werden müsste und satte 85 Prozent finden, dass der Austausch finanziell für Eigentümer nicht ohne Weiteres stemmbar ist. Und auch wenn der Umweltschutz den Menschen grundsätzlich am Herzen zu liegen scheint, sind nicht alle Methoden, um ihn durchzusetzen, gesellschaftlich akzeptiert. So haben 82 Prozent der Befragten kein Verständnis für Protestaktionen von Klimaaktivisten wie vom Bündnis „Letzte Generation“, die sich etwa auf der Straße festkleben.
Bildungspolitik
Abi-Panne, schlechten Leistungen von Grundschülern im Lesen, Schreiben und Rechnen bei der der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu): Auch im Bereich Schule und Bildung gibt es in NRW viele Baustellen. Ein Viertel der Befragten sieht Bildung als größtes Problem an. Bei der Erhebung im September waren es nur rund 16 Prozent. Besonders hoch ist hier der Anteil in der Berufsgruppe der Beamten mit 38 Prozent. Anhänger von Grünen und CDU machen sich mit 38 beziehungsweise 30 Prozent mehr Gedanken darum als Befragte mit einer anderen Parteipräferenz.
Verkehr und Mobilität
Die Verkehrswende soll vorangetrieben werden – mit einem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und einer Abkehr von Autos mit Verbrennungsmotoren. Für 23 Prozent der Befragten ist Verkehr und Mobilität ein Grund zur Sorge und liegt damit auf Platz drei der größten Probleme Nordrhein-Westfalens. Im September 2022 lag dieser Wert noch bei 15 Prozent. Je mehr Einwohner die Orte haben, in denen die Befragten leben, desto eher schätzen diese das Thema Verkehr als drängendes Problem ein. Der Spitzenwert liegt bei 33 Prozent – in der Gruppe derer, die in Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern leben. Angestellte und Beamte stufen Verkehr und Mobilität zudem häufiger als dringliches Problem ein als Arbeiter und Selbstständige.
Preissteigerungen
Im September 2022 sahen die Befragten des NRW-Checks Preissteigerungen und die Inflation als mit Abstand größtes Problem in NRW – 40 Prozent gelangten zu dieser Einschätzung. Das hat sich nun drastisch gewandelt, nur noch 17 Prozent sind dieser Meinung. Sorgen um Teuerung machen sich Menschen aller Einkommensklassen gleichermaßen (jeweils 19 Prozent), nur bei den Spitzenverdienern mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 4000 Euro im Monat ist die Quote mit 15 Prozent etwas geringer.