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Rubel-Kurs stark gestiegenLawrow sieht nach Gesprächen neues US-Verständnis für Moskau

Lesezeit 4 Minuten
18.02.2025, Saudi-Arabien, Riad: Der russische Außenminister Sergej Lawrow (r) sitzt neben dem außenpolitischen Berater des russischen Präsidenten Putin, Juri Uschakow, während eines Treffens mit dem US-Außenminister Rubio im Diriyah-Palast. Foto: Evelyn Hockstein/Pool Reuters/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der russische Außenminister Sergej Lawrow (r.) sitzt neben dem außenpolitischen Berater des russischen Präsidenten Putin, Juri Uschakow, während eines Treffens mit dem US-Außenminister Rubio im Diriyah-Palast.

Russland zeigt sich zufrieden nach ersten Gesprächen über die Ukraine. Im Fokus steht auch eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat sich zufrieden gezeigt mit dem ersten langen Gespräch mit seinem US-Kollegen Marco Rubio. „Das Gespräch war, so denke ich, sehr nützlich“, sagte Lawrow bei einer Pressekonferenz in Riad. „Ich habe Grund zu der Annahme, dass die amerikanische Seite begonnen hat, unsere Position jetzt besser zu verstehen.“ Beide Seiten hätten einander zugehört und vereinbart, die Bedingungen zu schaffen, um eine vollwertige Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern wieder aufzunehmen und auch noch auszuweiten, sagte Lawrow.

Demnach ging es bei den Gesprächen auch um Wirtschafts- und Handelsfragen. Die russische Währung Rubel verzeichnete danach einen starken Sprung und gewann stark an Wert gegenüber dem Dollar und Euro. Die Kontakte der Amerikaner holen Moskau aus der Isolation, in der der Westen Russland seit der Invasion der Ukraine gehalten hatte.

„Die EU wird irgendwann mit am Tisch sitzen müssen“

US-Außenminister Rubio stellte unterdessen eine Beteiligung europäischer Staaten in Aussicht. „Die EU wird irgendwann mit am Tisch sitzen müssen“, sagte Rubio am Dienstag nach dem Treffen mit Lawrow. Die europäische Beteiligung sei insbesondere nötig, weil die EU Sanktionen gegen Russland verhängt habe. Ziel der Verhandlungen sei es, „diesen Konflikt auf gerechte, dauerhafte, nachhaltige und für alle beteiligte Parteien akzeptable Weise zu beenden“, fügte Rubio an.

Lawrow erklärte unterdessen, er habe Rubio unter anderem die ablehnende Haltung Russlands gegen eine mögliche Truppenentsendung von Nato-Staaten in die Ukraine zur Sicherung eines Friedensabkommens erklärt. „Das ist für uns natürlich inakzeptabel.“ Der russische Chefdiplomat hatte bereits vor Beginn der Gespräche erklärt, dass Russland nicht zu Zugeständnissen bereit ist. Parallel betonte der Kreml am Dienstag, die Erreichung der russischen Ziele in der Ukraine seien das Wichtigste für Moskau.

USA und Russland wollen wirtschaftliche Zusammenarbeit

Als dringlich sei vereinbart worden, dass beide Seiten Botschafter benennen für Moskau und Washington, sagte Lawrow unterdessen. Der russische Posten in den USA ist derzeit vakant. Besprochen worden sei auch ein Abbau der Hindernisse für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Details nannte Lawrow nicht. Allerdings ächzt die russische Wirtschaft unter den westlichen Sanktionen im Ukraine-Krieg.

US-Außenminister Marco Rubio (M.) sitzt während der Gespräche in Riad neben dem nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz (r.) und dem US-Beauftragten für den Nahen Osten Steve Witkoff.

US-Außenminister Marco Rubio (M.) sitzt während der Gespräche in Riad neben dem nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz (r.) und dem US-Beauftragten für den Nahen Osten Steve Witkoff.

Laut US-Außenamtssprecherin Tammy Bruce einigten sich Rubio und Lawrow in Riad darauf, „den Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit in Angelegenheiten von gemeinsamem geopolitischen Interesse und historischen Wirtschafts- und Investitionsmöglichkeiten zu legen, die sich aus einem erfolgreichen Ende des Konflikts in der Ukraine ergeben werden“.

Lawrow lobt Entschlossenheit der US-Amerikaner

Er habe bei den US-Kollegen Entschlossenheit gespürt, im bilateralen Verhältnis voranzukommen, sagte Lawrow zudem. Es sei bei den Gesprächen in erster Linie um die Wiederherstellung der Beziehungen gegangen – und das nicht ohne Erfolg.

Zuvor hatte auch der an den Gesprächen beteiligte außenpolitische Berater im Kreml, Juri Uschakow, erklärt, dass für die Lösung des Konflikts eine Gruppe aus ranghohen Unterhändlern gebildet werden solle, die sich regelmäßig treffen sollen. Lawrow erklärte danach, dass der Prozess in Kürze angestoßen werde.

„Der Schlüssel dazu ist die Beendigung des Konflikts“

Der mit Rubio reisende nationale Sicherheitsberater Mike Waltz sagte, die Beilegung des Konflikts müsse „dauerhaft und, anders als in der Vergangenheit, nicht zeitlich begrenzt“ sein. Teil der folgenden Gespräche würden auch territoriale Fragen sowie Sicherheitsgarantien sein.

Mit Blick auf die Zukunft der US-russischen Beziehungen sprach Rubio von „außergewöhnlichen Chancen“ einer Partnerschaft mit Russland. „Der Schlüssel dazu ist die Beendigung des Konflikts“, fügte er an. Die beiden Außenminister hätten deshalb beschlossen, hochrangige Teams zu ernennen, „um so schnell wie möglich mit der Arbeit an einer Lösung des Konflikts in der Ukraine“ zu beginnen, hieß es weiter aus Riad.

Die Ukraine reagierte verärgert auf die Gespräche, die ohne Beteiligung des Landes stattgefunden hatten. „Sie können besprechen, was sie wollen, aber es können keine Entscheidungen ohne die Ukraine getroffen werden, wie der Krieg in der Ukraine zu beendigen ist“, sagte Selenskyj bei einem Besuch in der Türkei. Einen für Mittwoch geplanten Besuch in Riad sagte Selenskyj deshalb ab. „Ich möchte keine Zufälle und daher fahre ich nicht nach Saudi-Arabien“, sagte Selenskyj mit Blick auf die Delegationsteilnehmer zu der Verschiebung. (das/dpa/afp)