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Kommentar zu Missbrauch im ErzbistumVon der Tragödie um den Kölner Kardinal Woelki

Lesezeit 2 Minuten
Woelki dpa

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Köln – Rainer Maria Kardinal Woelki wollte reinen Tisch machen. Er ließ längst zu den Akten gelegte Missbrauchsfälle ans Licht holen, und er hat ein hohes persönliches Risiko in Kauf genommen, als er Gutachter beauftragte, den Umgang mit solchen Delikten im Erzbistum Köln zu untersuchen und Verantwortliche zu nennen. Auch nach dem Wechsel der Gutachter bleibt es bei diesem Auftrag. Man darf dem Kardinal glauben, dass er gegebenenfalls nicht vor persönlichen Konsequenzen zurückscheuen wird.

Umso tragischer ist es, wie sehr Woelki schon vorab unter Druck geraten ist – bis hin zu immer lauter werdenden Rücktrittsforderungen. Er hat Fehler gemacht: in der Kommunikation, bei der Einschätzung rechtlicher Risiken, im Umgang mit dem Betroffenenbeirat.

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Ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß er zudem im Fall des eines schweren Missbrauchsdelikts beschuldigten Düsseldorfer Pfarrers O. persönlich versagt hat, ist noch zu klären. Hat er sich tatsächlich nicht bemüht, einen Kontakt zu dem ja offensichtlich doch aussagebereiten Opfer aufzubauen?

Als Ortsbischof ist Woelki oberster Richter – auch bei Beschuldigten wie Pfarrer O., der ihm persönlich nahe stand. Jeder weltliche Richter würde sich hier für befangen erklären, ein Bischof kann das nicht tun. Hier besteht Reformbedarf. Die katholische Kirche sollte zwischen dem sakramentalen Kern ihres Rechts und einem unabhängigen Juristen anzuvertrauenden Verwaltungs- und Disziplinarrecht trennen.Ihre Meinung: dialog@kr-redaktion.de