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RegenbogenportalKlöckner erntet Kritik für Kommentar zu Pubertätsblockern

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Julia Klöckner (CDU)

Eine Informationskampagne des Bundesfamilienministeriums sorgt unter Politikerinnen und Politikern und in den sozialen Netzwerken für Aufregung. Auf einer Informationsseite der Bundesregierung für LGBTIQ+-Themen, dem Regenbogenportal, war bis gestern ein kurzgefasster Aufklärungsversuch zu Pubertätsblockern zu finden.

Diese Medikamente verzögern den Eintritt in die Pubertät und werden von Ärztinnen und Ärzten verschrieben, um Kindern das Durchleben einer Pubertät zu ersparen, die nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Danach könnte für trans*idente Menschen eine Hormonersatztherapie beginnen. Werden die Blocker abgesetzt, tritt die Pubertät doch ein.

Regenbogenportal: Aufklärungsversuch zu Pubertätsblockern in der Kritik

Die ehemalige Bundesministerin Julia Klöckner kritisiert nun den Aufklärungsversuch des Familienministeriums und twittert einen Screenshot des Regenbogenportals zum Thema. „Das ist doch irre“, kommentiert die CDU-Politikerin dazu, dass die Bundesregierung Pubertätsblocker „empfiehlt“. Sie betont in ihrem Tweet, dass sich die Information gezielt auf „sehr junge, unsichere Menschen“ beziehe.

Außerdem äußerte sich Klöckner der „Bild“-Zeitung gegenüber: „Pubertätsblocker sind ein großer und schwerwiegender Eingriff in die Entwicklung der Kinder. Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung diese Medikamente empfiehlt wie Hustenbonbons“.

Dem Screenshot zufolge habe es auf dem Regenbogenportal bis vor kurzem geheißen: „Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? Dann kannst du Pubertätsblocker nehmen. (...) So hast du mehr Zeit zum Nachdenken. Und du kannst in Ruhe überlegen: Welcher Körper passt zu mir?“. Die „Bild“-Zeitung kritisiert daran vor allem, dass eine Aufklärung über Risiken gefehlt habe.

Pubertätsblocker können schwere Nebenwirkungen haben, können aber auch psychiatrische Leiden von trans*identen Kindern lindern oder verhindern.

Tweet zu Pubertätsblockern: Kölner Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik kritisiert Julia Klöckner

Während Julia Klöckner mit ihrem empörten Tweet bei einigen Usern offene Türen einrennt, hagelt es ebenso Kritik an ihrer Darstellungsweise. „Unabhängig vom Inhalt: Wäre es nicht besser, zu prüfen, ob etwas ein Fake ist, bevor man es mit dem Hinweis „sollte das kein Fake sein“ verbreitet?“, gibt etwa Christopher Jähnert, SWR Korrespondent im Hauptstadtstudio, über Klöckners Einbettung des Screenshots zu bedenken.

Auch die Kölner Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik (Grüne) meldet sich zu Wort. Als eine der ersten bekannten transgender Frauen im Deutschen Bundestag antwortet sie Klöckner: „Stell dir vor, du musst eine Pubertät durchmachen in einem Geschlecht, das nicht deins ist, und was das mit deiner Psyche macht. Und stell dir vor, es gibt medizinische Möglichkeiten, das zu verhindern, und Leute, die dir verbieten wollen, das zu nutzen.“

Weiter erklärt Slawik, die Medikamente würden nur nach ärztlichen Diagnosen verschrieben und kontextualisiert deren Einnahme in den Prozess der Identitätsbildung von Transpersonen.

Tweet zu Pubertätsblockern: Queer-Beauftragter Sven Lehmann kontert Julia Klöckner

Auch der Queer-Beauftragter der Bundesregierung, Sven Lehmann, kontert der CDU-Politikerin mit drastischen Worten. Er wirft ihr „schäbige Stimmungsmache auf Kosten von trans Kindern“ vor. Wie auch Slawik betont er: „Das Regenbogenportal ist eine Text-Sammlung – keine „Empfehlung“ der Bundesregierung“.

Nach der Kritik von Klöckner und der „Bild“-Zeitung war das Informationsportal mit dem Hinweis, dass Inhalte angepasst würden, vorübergehend nicht erreichbar. Der „Bild“-Zeitung habe das Ministerium erklärt, die Redaktion des Regenbogenportals arbeite eigenständig und empfehle die Einnahme von Pubertätsblockern nicht, sondern rege dazu an, sich „tiefergehend beraten zu lassen“. Die Webseite ist mittlerweile wieder erreichbar – ohne ebenjene Passagen zu Pubertätsblockern.