Für Karl Lauterbach macht die Homöopathie als Kassenleistung „keinen Sinn“. Überhaupt lässt er kein gutes Haar an der Alternativ-Medizin.
Wie „Klimawandel mit Wünschelruten zu bekämpfen“Lauterbach will Homöopathie als Kassenleistung komplett streichen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Kassen streichen. „Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn“, schrieb der SPD-Politiker auf der Online-Plattform X (früher Twitter). „Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein.“ Auch den Klimawandel könne man „nicht mit Wünschelruten bekämpfen“.
Basis für homöopathische Arzneimittel können pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten Stoffe werden zum Beispiel in Form von Kügelchen (Globuli) verabreicht. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über Placebo-Effekte hinausgeht. Lauterbach selbst hatte Homöopathie in der Vergangenheit als eine „gefährliche Pseudowissenschaft“ bezeichnet.
Karl Lauterbach will Homöopathie als Kassenleistung streichen
Wie der „Spiegel“ am Mittwochabend berichtete, verschickte Lauterbachs Ministerium ein Empfehlungspapier an andere Ministerien, in dem dargelegt wird, wo bei der gesetzlichen Krankenversicherung gespart werden kann. Darin heißt es dem Bericht zufolge: „Leistungen, die keinen medizinisch belegbaren Nutzen haben, dürfen nicht aus Beitragsmitteln finanziert werden.“
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Und weiter: „Aus diesem Grund werden wir die Möglichkeit der Krankenkassen, in der Satzung auch homöopathische und anthroposophische Leistungen vorzusehen, streichen und damit unnötige Ausgaben der Krankenkassen vermeiden.“ Zusatzversicherungen sollen aber weiter möglich sein.
Karl Lauterbach zu Streichung von Homöopathie als Kassenleistung: „Macht keinen Sinn“
Lauterbach hatte bereits im Oktober 2022 gesagt, die Streichung von Homöopathie als Kassenleistung zu erwägen. Der Deutsche Zentralverein homöopatischer Ärzte (DZVhÄ), der zu den nun bekräftigten Plänen bislang noch Stellung genommen hat, äußerte sich damals entsetzt.
„Wir fordern, dass weiterhin die ärztlich-homöopathische Behandlung und die homöopathischen Arzneimittel als freiwillige Kassenleistungen (mit)finanziert werden. Homöopathie ist Teil der wissenschaftsbasierten Medizin und erfüllt alle Kriterien der evidenzbasierten Medizin“, schrieb der Vorstand des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte damals in einem Statement.
Hintergrund der angestrebten Sparmaßnahmen sind die seit der Coronapandemie stark gestiegen Ausgaben für die Krankenversorgung, wodurch sich die gesetzlichen Krankenversicherungen nicht mehr selbst finanzieren können. Deshalb springt der Staat noch ein und finanziert dabei auch die Ausgaben der Kassen für homöopathische Mittel mit. Für 2024 wird der Gesamtzuschussbedarf von den Kassenverbänden auf 3,2 Milliarden Euro geschätzt.
Ministerium kann mit Streichung von Homöopathie als Kassenleistung rund zehn Millionen Euro sparen
„Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz“, sagte er damals dem „Spiegel“. Dem Magazin zufolge würden durch die Maßnahme höchstens zehn Millionen Euro eingespart.
Im April hatte die AOK in Sachsen bereits verkündet, dass sie ab sofort keine Kosten mehr für Homöopathie-Behandlungen übernehmen würde. Die Ärztekammer in Thüringen hatte bereits im März 2023 die homöopathische Zusatzausbildung gestrichen.
Reformen im Gesundheitswesen dringend benötigt
Der Gesundheitsminister setzt sich seit Monaten für umfassende Reformen im Gesundheitssystem ein. Neben einer Klinikreform treibt der SPD-Politiker derzeit auch die geplante Reform der Hausärzte-Vergütung an. Diese solle keine Erhöhung der Kassenbeiträge zur Folge haben, bestätigte Lauterbach am Dienstag. „Das wird im Großen und Ganzen bei Beitragssatzstabilität funktionieren“, sagte er den ARD-„Tagesthemen“.
Lauterbach sagte, durch die Reform fallen Kosten in einem dreistelligen Millionenbereich an, die genaue Höhe werde derzeit berechnet. Es werde auf jeden Fall nicht in der Größenordnung von einer Milliarde Euro sein. „Die Umstellung muss kommen“, betonte der Gesundheitsminister am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. „Wir werden, wenn es so weitergeht, viel zu wenige Hausärzte haben.“ Die Kosten seien nicht das Problem, sondern der Mangel an Hausärzten.
Lauterbach verspricht sich von der Reform eine „neue Art der Medizin“ durch Telemedizin, Digitalisierung und Entbürokratisierung. Dadurch werde sich der gesamte Praxisalltag verbessern. Die Erleichterungen und Verbesserungen für Hausärzte und Patienten würden zeitnah spürbar sein. „Schon in diesem Jahr wird das beginnen“, sagte Lauterbach. Er verwies darauf, dass noch im Januar das Gesetz der Öffentlichkeit vorgestellt werden solle. Vorgesehen ist demnach, zunächst die Honorierung der Hausärzte komplett umzustellen. (mit dpa)