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Interview zu CoronaKarl-Josef Laumann: „Bin vorsichtiger mit Vorhersagen“

Lesezeit 3 Minuten

Karl-Josef Laumann wertet die Impfkampagne in NRW bisher als Erfolg.

Düsseldorf – Karl-Josef Laumann (CDU) zählt zu den profiliertesten Gesundheitspolitikern in Deutschland. Im Gespräch mit Matthias Korfmann und Stephanie Weltmann berichtet der 64-Jährige, wie aufreibend in NRW der Kampf gegen Corona ist.

Herr Minister, hätten Sie vor einem Jahr gedacht, dass wir jetzt immer noch mitten in der Pandemie stecken?

Damals haben wir geglaubt, dass die Pandemie mit den ersten zugelassenen Impfstoffen bald beherrschbar sein wird. Heute sind wir in der Drittimpfung und die Lage ist noch immer dynamisch. Es ist wie ein Kampf gegen ein Virus, das dauernd die Stellung wechselt. Die Strategie muss ständig angepasst werden. Die wirkungsvollste Waffe, die ist weiterhin das Impfen.

Wie frustrierend ist es zu sehen, dass sich einige Menschen nicht impfen lassen?

Sehr frustrierend. Denn es gibt darunter Menschen, die sehr wohl informiert sind, aber es nicht einsehen. Andere unterstellen der Politik bewusst, sie wolle die Freiheit zerstören. Darüber ärgere ich mich sehr. Ich freue mich aber lieber über das Gute. Zum Beispiel darüber, dass es in Nordrhein-Westfalen am vergangenen Wochenende neben den vielen Booster-Impfungen auch 50000 Erstimpfungen gab.

Hätte man von Anfang an sagen müssen, dass eine Impfpflicht nötig sein könnte?

Nein. Denken Sie an die Situation vor einem Jahr. Es gab wenig Impfstoff. Wir haben eineinhalb Monate gebraucht, um 200.000 Menschen in Altenheimen zu impfen. Erst konnten wir nur den Menschen über 80 Jahren in Impfzentren ein Angebot machen. Es gab zudem immer wieder Verunsicherungen über Astrazeneca.

In dieser Phase, als sich alle noch fragten: „Warum werde ich nicht geimpft?“, wäre der Ruf nach einer Impfpflicht absurd gewesen. Ich habe damals angesichts des großen Andrangs gehofft, dass sich genügend Menschen impfen lassen, zumal die Wissenschaft ja von ganz anderen Impfquoten zur Erreichung der Herdenimmunität ausging.

Impfung eines ganzes Volkes geht nicht ohne „Ruckeln“

Ist die Impfkampagne bisher ein Erfolg in NRW?

Klar. Von den Über-18-Jährigen sind derzeit 88,4 Prozent erstgeimpft. Wenn eine solche Pandemie über die Welt kommt, dann ist Deutschland nicht der schlechteste Ort, sie zu erleben. Und in Deutschland ist NRW nicht der schlechteste Ort dafür, sondern einer der besten.

Aber es hat immer wieder geruckelt: Terminchaos, Wartezeiten, Stress in den Praxen.

Wer glaubt denn, dass die Impfung eines ganzen Volkes ohne Ruckeln läuft? Es ist eine logistische Meisterleistung, allein die mehr als 11000 impfenden Arztpraxen zu beliefern.

Gehört das Schließen der Impfzentren Ende September zu den Fehlern, die gemacht wurden?

Wenn man zu dem Zeitpunkt davon ausgehen konnte, dass wir diese Zentren wieder brauchen, wäre es ein Fehler gewesen. Wir konnten aber damals noch nicht absehen, dass schon nach wenigen Monaten so viele Menschen geboostert werden müssen. Das hat die Lage verschärft. Im Übrigen funktioniert das heutige System der kommunalen und dezentralen Impfstellen ganz hervorragend.

Mit welchem Gefühl blicken Sie auf 2022 – bringt uns das neue Jahr aus der Krise?

Ich bin vorsichtiger mit Vorhersagen geworden. Ich hoffe aber, dass wir einen Weg finden, wie wir trotz der Pandemie ein gutes Leben führen. Ich glaube, wir werden auch 2022 nicht aus der Pandemie kommen.

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Wir werden dem Weg ein Stück näherkommen, so mit Corona zu leben, wie wir es mit der Grippe tun. Wir können nicht ewig alles absagen, wo Begegnungen möglich sind. Gerade für die jungen Leute ist das eine Katastrophe.

Im Mai 2022 wird auch der nächste NRW-Landtag gewählt. Würden Sie im Falle eines CDU-Siegs nochmals als Gesundheitsminister zur Verfügung stehen?

Ich habe bereits entschieden, dass ich noch einmal für den Landtag kandidiere. Damit habe ich eine Aussage gemacht.