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Interview mit Silvia Breher (CDU)„Wir haben in der Partei einen Frauenmangel“

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Silvia Breher

Silvia Breher (CDU) 

  1. Die 48-jährige Silvia Breher aus Niedersachsen lässt ihre Bereitschaft erkennen, weiter in der CDU-Führung mitzuarbeiten.
  2. Sie könnte sich sogar eine Doppelspitze vorstellen, sagt die stellvertretende Parteivorsitzende unserer Berlin-Korrespondentin Rena Lehmann.

Frau Breher, der Bundesvorstand der CDU soll neu gewählt werden. Sie waren im Zukunftsteam von Armin Laschet. Zählen Sie nun zur alten oder zur neuen Garde?

(lacht) Ein bisschen zu beidem, glaube ich. Aus meiner Sicht gab es aber keine Alternative zu diesem Weg. Wenn wir den Vorsitzenden neu wählen und wir etwas verändern wollen, dann müssen wir den gesamten Bundesvorstand auf den Prüfstand stellen. Der eine oder andere hat ja schon erklärt, nicht wieder zu kandidieren.

Wollen Sie sich wieder als stellvertretende Bundesvorsitzende bewerben?

Es ist nicht allein meine private Entscheidung, sondern die der Landesverbände. Ich möchte mich gerne weiter einbringen und die Modernisierung der CDU aktiv mitgestalten.

Die Männer in Ihrer Partei bringen sich bereits in Position. Was hält die Frauen in Ihrer Partei zurück?

Das ist eine sehr berechtigte Frage. Es sind immer zwei Paar Schuhe: In der Führung gewollt zu sein und es auch selbst zu wollen. Wir haben in der Partei einen deutlichen Frauenmangel und dementsprechend auch in der Spitze weniger Frauen als Männer. Für mich ist aber nicht entscheidend, ob wir am Ende einen Mann oder eine Frau an der Spitze haben, sondern dass wir endlich zum Team-Gedanken zurückfinden. Alle müssen ihr Ego in den Hintergrund stellen und ein Team formen, das gemeinsam vorangeht. Es muss ein Team sein, das die Strömungen in der Partei spiegelt und natürlich Frauen beinhaltet.

Wäre auch eine Doppelspitze denkbar, wie sie andere Parteien haben?

Dafür sehe ich im Augenblick keine Mehrheit. Aber auch das ist eine Frage, die wir diskutieren müssen und werden. Ich stehe dem grundsätzlich offen gegenüber.

Kann ein Mitgliederentscheid über den Vorsitz die Partei befrieden?

Ich halte es für richtig, die Mitglieder einzubeziehen. Darüber werden wir bei der Konferenz der Kreisvorsitzenden Ende Oktober sprechen. Entscheidend ist für mich aber, dass wir nicht wieder eine Kampfkandidatur erleben, wo wir am Ende ein Ergebnis 60 zu 40 haben und genauso weitermachen wie in den vergangenen drei Jahren. Das würde uns nicht weiterhelfen. Wir brauchen jetzt Teamgeist.

Stimmt der Vorwurf der Hinterzimmer-Politik gegen die Parteiführung?

Nein. Ein demokratisch gewähltes Gremium ist kein Hinterzimmer. Es ist der Kern repräsentativer Demokratie. Wenn man es so sieht, wäre kein Gremium mehr demokratisch legitimiert, auch der Bundestag nicht. Diesen Vorwurf finde ich sehr grenzwertig. Etwas anderes ist die Kanzlerkandidatur, für die wir kein Verfahren haben und nun dringend ein klares Verfahren brauchen. Die gefühlte Wahrnehmung war, dass der Vorstand in der Frage anders entschieden hat als die Basis entschieden hätte.

Wie muss sich die Union inhaltlich aufstellen, um wieder erfolgreich zu sein?

Die Union hat über viele Jahre das Regierungshandeln getragen. Dabei ist natürlich die Abgrenzung zu anderen Parteien verschwommen. In Koalitionen muss man Kompromisse finden. Jetzt wissen manche Mitglieder nicht mehr, warum sie überhaupt in der CDU sind und wofür sie steht. Wir müssen wieder zu klaren Positionen finden, die über Formelkompromisse hinausgehen. Sollten wir am Ende tatsächlich in der Opposition sein, wird es auf jeden Fall einfacher sein, die Unterschiede aufzuzeigen.