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Frühe Warnung vor HochwasserHaben die Behörden im Kreis Ahrweiler versagt?

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Anwohner und Ladeninhaber versuchen, nach der verheerenden Hochwassernacht aufzuräumen. (Archivfoto)

Landkreis Ahrweiler – „Gegen 20 Uhr steht Helmut Lussi, der Ortsbürgermeister der Gemeinde Schuld , im Regen am Rand einer Straße im höhergelegenen Ortsteil und blickt auf seine untergehende Gemeinde. Lussi ist völlig durchnässt, raucht eine Zigarette nach der anderen und blickt durch Tränen.

Unten, im Ortskern zwischen Hauptstraße und Ahrstraße, fallen Häuser in den schlammig-braunen Fluten in sich zusammen und werden weggespült wie Spielzeug. Auch das Gemeindehaus ist plötzlich nicht mehr da, Lussi kann nachher nicht mehr sagen, wann es verschwunden ist“, heißt es in einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel über die Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli.

Landkreis warnt, als erste Häuser weggespült werden

Als in Schuld bereits die Häuser weggespült werden, habe die Kreisverwaltung Ahrweiler lediglich eine erste Warnung über die App Katwarn verschickt: Man müsse mit einem Pegelstand der Ahr von über fünf Metern rechnen. Erst um 23:09 Uhr erfolgt die Katastrophenwarnung, dann beginnen Evakuierungen. Allein zwölf Menschen werden in dieser Nacht im Lebenshilfehaus in Sinzig sterben. Die Bewohner des Behindertenheims seien von den Fluten überrascht worden, erklärt der Betreiber später. Das Haus liegt in einem Überschwemmungsgebiet. Schon bei kleineren Hochwassern stand in der Vergangenheit Wasser im Garten.

Gegenüber dem „Spiegel“ verweist der Betreiber auf ein Warnsystem, das aber nicht funktioniert habe, weil eben alle Kommunikationssysteme zusammengebrochen waren.Die Bewohner des Lebenshilfehauses sind zwölf der mindestens 134 Menschen, die in dieser Nacht im Ahrtal ums Leben kommen. 59 werden noch vermisst. Hätten sie gerettet werden können, wenn die Kreisverwaltung früher gewarnt hätte?

Evakuierungen zu spät begonnen? Landkreis schweigt

Laut Medienberichten war der Landkreis präzise informiert worden, ohne jedoch rechtzeitig darauf zu reagieren. Gegen 21.30 Uhr habe die Kreisverwaltung erfahren, dass ein Pegelstand von sieben Metern erwartet werden. Trotzdem dauerte es noch mehr als anderthalb Stunden bis zum Beginn der Evakuierungsmaßnahmen.

Von der Kreisverwaltung Ahrweiler vorerst kein Kommentar, nur die Aussage: „Wir sind derzeit aber noch immer dabei, die Katastrophenlage zu bewältigen. Oberste Priorität hat für den Kreis und Landrat Dr. Jürgen Pföhler die Versorgung der Menschen im Flutgebiet wieder herzustellen.“

Nach Darstellung des Krisenforschers Frank Roselieb gehört das Katastrophenschutzmanagement zur Kernfunktion eines Kreischefs wie Pföhler. Dass im Kreis Ahrweiler kein Voralarm ausgelöst worden sei, hielt der Kieler Wissenschaftler im Interview mit der „Rhein-Zeitung“ für unerklärlich.

In der Kreisverwaltung Ahrweiler wussten die Verantwortlichen am 14. Juli doch ziemlich früh, dass die Flutwelle nicht wie zuvor erhofft sinkt, sondern stattdessen dramatisch steigt. Das zeigt eine Twitter-Nachricht, die der Krisenstab um 20.56 Uhr abgesetzt hat. Sie enthält einen Link zu einem Lagebericht, in dem der Pegel Altenahr bereits mit 5,09 Metern angegeben wird. Und zwar mit dem unmissverständlichen Vermerk: „steigend“.

Katastrophenfall erst nach 23 Uhr ausgerufen

Landrat Jürgen Pföhler hatte vor wenigen Tagen noch den Eindruck vermittelt, dass der Krisenstab in Ahrweiler zunächst von einer Entwarnung ausging, obwohl die Kreisverwaltung ja selbst gegen 19.35 Uhr über Katwarn die Meldung vom erwarteten Fünf-Meter-Pegel weitergab. Erst nach 23 Uhr, erst mit Ausrufung des Katastrophenfalls mit Warnstufe 5 rief der Kreis zur Evakuierung der Gebäude 50 Meter rechts und links der Ahr auf.

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Als Pföhler zu dieser Zeit an die Bevölkerung appelliert habe, sich in höher gelegene Stockwerke zu begeben, seien bereits Häuser von den Wassermassen mitgerissen worden, so die Rhein-Zeitung. „Niemand kann sagen, dass es solche Flutwellen im Ahrtal noch nicht gegeben hat“, betonte Roselieb. „Beim Hochwasser vor 200 Jahren waren die Dimensionen etwa noch gewaltiger.“ Vor 100 Jahren sei es ähnlich gewesen. (afp/dpa/kmü)