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Erzbistum KölnStaatsanwaltschaft ermittelt jetzt offiziell gegen Woelki

Lesezeit 3 Minuten
02.05.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, steht nach einem Pressegespräch auf dem Balkon des Domforum - im Hintergrund der Kölner Dom. (Archivbild)

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Der Vorwurf wiegt schwer: Hat Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben? Seit wann wusste er wirklich vom Fall Pilz? Damit befasst sich nun die Kölner Staatsanwaltschaft.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, eingeleitet. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn der Kölnischen Rundschau am Mittwochnachmittag.

Es gehe um den Anfangsverdacht einer falschen eidesstattlichen Versicherung. Am Mittwochnachmittag fuhr Willuhn ins Kölner Polizeipräsidium, um dort mit den zuständigen Ermittlern die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Die Staatsanwaltschaft sagte noch am Mittwochvormittag, dass sie die neuen Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki prüfe. Man sei von Amts wegen aktuell mit der Prüfung befasst, ob man nunmehr in förmliche Ermittlungen eintrete, teilte Oberstaatsanwalt Willuhn zunächst mit. Mehrere Stunden später dann die Wende: Die Anklagebehörde ermittelt offiziell gegen den Erzbischof.

Es geht um den Vorwurf, Woelki habe eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben. Zuvor war dem Erzbischof im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erneut vorgeworfen worden, in einem presserechtlichen Verfahren gegen die „Bild“-Zeitung nicht die Wahrheit gesagt zu haben.

In dem am Mittwoch veröffentlichten Interview sagte die Assistentin des früheren Personalchefs im Erzbistum, es sei „nicht wahr“, dass Woelki erst ab der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall des früheren „Sternsinger“-Chefs Winfried Pilz befasst gewesen sei. 2015 habe sie eine Liste mit den Namen von 14 Priestern erstellt, denen Missbrauch angelastet wird. Darunter sei auch der Name Pilz gewesen. Ihr Vorgesetzter habe die Liste zu einem Termin mit Woelki mitgenommen.

Ab wann wusste Kardinal Woelki vom Fall Pilz?

„Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig“, sagte die Frau. Nach der Sitzung mit Woelki habe sie von ihrem Chef wissen wollen, wie dieser auf die Liste reagiert habe. „Das hat den Kardinal überhaupt nicht interessiert“, habe er geantwortet. In dem Verfahren gegen „Bild“ hatte Woelki an Eides Statt versichert: „Ich wurde mit dem Fall Pilz durch das Erzbistum Köln erst in der vierten Juni-Woche 2022 befasst, indem mir mitgeteilt wurde, dass (...) öffentliche Informationen und Aufrufe durchgeführt werden.“

Dem früheren „Sternsinger“-Chef Pilz wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen. Nachdem Woelki die Versicherung abgegeben hatte, zeigten ihn drei Priester wegen Falschaussage an. Allerdings lehnte die Kölner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Kardinal bisher wegen zu geringen Anfangsverdachts ab.

Die Ex-Assistentin zeigte sich „entsetzt“ über die heutige Selbstdarstellung des Erzbischofs in der Öffentlichkeit und beklagte Illoyalität Woelkis gegenüber seinen Mitarbeitenden. Sie ist nach wie vor beim Erzbistum tätig. Das Erzbistum Köln hat sich auf eine am Dienstagabend gestellten Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zu der Angelegenheit bisher nicht geäußert. (mit kna)