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Erzbistum KölnKardinal Woelki soll an Aschermittwoch zurückkehren

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Kardinal Woelki steht vor einem Kreuz

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Rom/Köln – Er wolle den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Erzbistums Köln und sich selbst gern eine „gemeinsame Ohnmachtserfahrung“ ersparen: Das hat Rolf Steinhäuser, derzeit noch Apostolischer Administrator des Erzbistums Köln, in einem Rundbrief an die Beschäftigten geschrieben.

„Herr Kardinal Woelki wird seinen Dienst als Erzbischof am 02. März 2022, dem Aschermittwoch, wieder antreten“, teilt Steinhäuser mit. Am Nachmittag dieses Tages werde er, Steinhäuser, dem Kardinal die Amtsgeschäfte übergeben. Gern hätte er sich persönlich verabschiedet, aber: „Die unmittelbar bevorstehende Übergabe meiner Aufgabe hätte fast jede Äußerung meinerseits missverständlich erscheinen lassen und mich zum ,stummen Fisch' gemacht, der auf Ihre Gefühle und Meinungen nicht angemessen reagieren kann. Diese gemeinsame Ohnmachtserfahrung wollte ich uns gerne ersparen.“

Woelki und Genn im Vatikan gesichtet

Steinhäusers Brief datiert vom 23. Februar, also vom Mittwoch. Am Donnerstag gab es dann einige Aufregung: Woelki und der Bischof von Münster, Felix Genn, wurden in Rom auf dem Weg zum vatikanischen Gästehaus Santa Marta gesichtet. die Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) geht davon aus, dass beide eine Audienz bei Papst Franziskus hatten. Laut offiziellem vatikanischen Bulletin hatte der Papst lediglich Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück und drei weitere Bischöfe aus anderen Ländern empfangen.

Genn hatte ohnehin einen Termin in Rom: eine Sitzung der Bischofskongregation, der er angehört. Genn sei planmäßig am Mittwochabend nach Rom gereist, sagte sein Sprecher Stephan Kronenburg der Rundschau. Er wurde am Donnerstagabend zurückerwartet.

Auszeit Woelkis endet am Aschermittwoch

Genn ist der dienstälteste Bischof der Kölner Kirchenprovinz, und er hatte damit kirchenrechtlich die Aufgabe, die Bischofskongregation über eine mögliche Pflichtverletzung Woelkis bei einem Missbrauchsverdacht (dem Fall des verstorbenen Düsseldorfer Pfarrers O.) zu informieren. Dies hatte er Anfang Dezember 2020 getan. Im Frühjahr 2021 gab es eine Apostolische Visitation in Köln. Die Konsequenz des Papstes aus dem nicht veröffentlichten Visitationsbericht: Pflichtverletzungen wurden Woelki nicht attestiert, aber der Kardinal, der laut Papst große Fehler vor allem bei der Kommunikation gemacht hatte, erhielt eine knapp fünfmonatige Auszeit.

Maria 2.0 will vor dem Kölner Dom demonstrieren

Die geht nun am Aschermittwoch zu Ende, und Kölner Kirchenkreise gehen nicht davon aus, dass der Termin in Rom daran etwas ändert. Auch die Reformbewegung Maria 2.0 stellt sich auf Woelkis Rückkehr ein. Die sei ein „fatales Zeichen“, teilt Sprecherin Bernadette Rüggeberg mit – und kündigt für Aschermittwoch eine Demonstration vor dem Kölner Dom an, wenngleich Woelki ja darauf verzichtet hat, den Gottesdienst zum Beginn der Fastenzeit selbst zu zelebrieren.

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Die Form von Woelkis Absage für diesen Gottesdienst, „die Nicht-Kommunikation des Erzbischofs, sein Verstecken vor den Gläubigen", das alles lasse "Schlimmes ahnen", meint Bettina Heinrichs-Müller, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, der Rundschau.Sie verweist auf Steinhäusers Feststellung, er habe keine Ahnung, wie Woelki die kommende Zeit gestalten wolle. Dem Administrator zollt sie Respekt für seine „Ehrlichkeit und Offenheit“ und bilanziert: „Es ist eine Zumutung, sich heute angesichts des Ukraine-Krieges und den massiven Herausforderungen einer sich verändernden Welt mit dem Versagen moralisch-kirchlicher Führungspersonen und einem Kardinal, der um sich selbst kreist, anstatt jetzt für die Gläubigen und als moralisch-religiöse identitätsstiftende Instanz da zu sein, beschäftigen zu müssen.“

Ein offener Brief von Stanislaw Gadecki, dem Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, an seinen deutschen Kollegen Georg Bätzing dürfte Woelkis Position stärken. Gadecki drückte seine „tiefe Besorgnis“ über Entwicklungen auf dem Synodalen Weg aus. „Vermeiden wir die Wiederholung abgedroschener Slogans und Standardforderungen wie die Abschaffung des Zölibats, das Priestertum der Frauen, die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene oder die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften“, schrieb der Posener Erzbischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Angesichts eines so massiven Drucks erscheint es kaum denkbar, dass Franziskus die Konservativen durch eine Ablösung Woelkis weiter herausfordern möchte.