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Erzbistum KölnAuch Gierden-Jülich verlässt Aufarbeitungskommission

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Wolken ziehen am Kölner Dom vorbei. (Symbolbild)

Wolken ziehen am Kölner Dom vorbei. (Symbolbild)

Nachdem am Vortag Stefan Rixen zurückgetreten war, hat die Kommission nun ein weiteres Mitglied verloren. Doch die Gründe für den Ausstieg unterscheiden sich stark.

Die Unabhängige Kommission für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln hat ein weiteres Mitglied verloren: Auch die frühere Staatssekretärin Marion Gierden-Jülich hat das Gremium verlassen. Das bestätigte sie der Rundschau.

„Können Arbeit nicht in Ruhe machen“

„Die Situation im Erzbistum ist so, dass wir unsere Arbeit nicht in Ruhe machen können“, sagte Gierden-Jülich der Rundschau. „Dabei habe ich durchaus Vertrauen in die Arbeit der anderen Kommissionsmitglieder. Aber andere Probleme im Erzbistum überlagern unsere Arbeit.“

Gierden-Jülichs Begründung unterscheidet sich damit deutlich von der des zurückgetretenen früheren Vorsitzenden Stephan Rixen, der Unabhängigkeit und Effizienz der Kommissionsarbeit bezweifelt hatte. Wie Rixen war auch Gierden-Jülich vom Land NRW in die Kommission entsandt worden – damit sind beide vom Land benannten Vertreter ausgeschieden.

Auch dem Erzbistum gegenüber erklärte Gierden-Jülich, sie habe die Zusammenarbeit in der Kommission als „offen und bereichernd“ empfunden und sehe im Erzbistum „gute Ansätze struktureller Veränderungen“. Bei einer gemeinsamen Klärung von Aufgaben und Zielsetzung der Kommissionen müsse „auch die Politik mehr Verantwortung übernehmen“.

Woelki bedauert Rixen-Abgang

Auf Rixens Abgang hatte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit Bedauern reagiert, „da Prof. Rixen mit seiner Expertise die Aufarbeitung im Erzbistum Köln sicher noch besser vorangebracht hätte“.

Der Oberhausener Psychiatrieprofessor Jens Kuhn, der der Kommission weiter angehört, sagte der Rundschau: „Ob die Kommissionsarbeit in Köln eine Fortsetzung finden kann, bleibt abzuwarten. Die beiden jetzigen Rücktritte sind zweifellos auch als Kritik an dem übergeordneten Konzept der Unabhängigen Aufarbeitungskommission zu verstehen. Voraussetzung für die Fortsetzung der aktuellen Kommissionsarbeit wäre es ja, dass das Land NRW zwei neue Mitglieder zu benennen in der Lage ist, die sich dieser herausfordernden Aufgabe widmen wollen.“

Nach Rixens Rücktritt wird die Frage intensiv diskutiert, wie unabhängig die Unabhängige Aufarbeitungskommission eigentilch ist. „Es sind eine Menge Menschen in dieser Aufarbeitskommission, die nicht unabhängig sind“, hat der Missbrauchbetroffene Karl Haucke dem Domradio gesagt. Haucke war im Streit mit dem Erzbistum als Sprecher des Betroffenenbeirats zurückgetreten und gehört anders als Mitglieder des aktuellen Beirats der Kommission nicht an. Betroffenenvertreter Peter Bringmann-Henselder wiederum betont in einer persönlichen Mitteilung, der Beirat sei neutral.

Jens Kuhn setzt einen anderen Akzent. „Absolut unabhängig zu sein, kann vermutlich niemand für sich beanspruchen. Religiöse Prägung, Weltanschauung, politische Grundüberzeugungen aber auch persönliche Meinungen zu Einzelpersonen wie Kardinal Woelki bedingen eine gewisse Befangenheit“, sagt er. Solche potenziellen Interessenkonflikte habe man aber zu Beginn der Arbeit offen thematisiert mit dem Ziel, konstruktiv und neutral voranzukommen.

Diözesanrat für staatliche Kommission

Bettina Heinrichs-Müller, Vizevorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, sieht beim Erzbistum „eine Salami-Taktik und ein Verschanzen hinter auch juristischer Rhetorik sowie intransparenter Zuständigkeit und Verantwortung“. Es vergehe derzeit „keine Woche ohne neue negative Schlagzeilen, dass an irgendeiner Stelle in der Bistumsspitze etwas vorgefallen, vergessen oder gar vertuscht worden ist“. Sie verlangt „eine unabhängige staatliche Aufarbeitungskommission mit klaren, transparenten, verlässlichen Rechtsstandards, qualifizierter wissenschaftlicher und kirchlich unabhängiger Expertise sowie verbindlichen Handlungsmöglichkeiten“.

Heinrichs-Müller: „Es braucht vollumfängliche, klare, transparente Offenlegung von Akten, Listen, und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, von der Bistumsleitung, allen voran der verantwortliche Erzbischof.“ Zu den Akten sagt Kuhn: „In der kurzen Zeit der Kommissionsarbeit hat das Erzbistum uns alle erbetenen Unterlagen zeitnah zur Verfügung gestellt, aber natürlich haben wir nicht die ,rechtsstaatlichen’ Überprüfungs- bzw. Ermittlungsmöglichkeiten.“ (rn)