Fiona Hill war Beraterin im Weißen Haus – und bei Gesprächen zwischen dem US-Präsidenten und Putin dabei. Nun schildert sie brisante Details.
Ex-Beraterin schildert Telefonate„Putin macht sich oft über Trump lustig, wenn sie miteinander sprechen“

US-Präsident Donald Trump hat erneut mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. (Archivbild)
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US-Präsident Donald Trump hat am Dienstagnachmittag erneut mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert – das Ergebnis des Gesprächs wird abseits Washingtons und Moskaus als Fehlschlag gewertet. In der Ukraine war mitunter von einem „schlechten Deal“ die Rede, der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sprach unterdessen von einer „Nullnummer“. Tatsächlich nutze Putin, das legen alle verfügbaren Informationen nahe, das Telefonat mit Trump vor allem dafür, seine eigenen Ziele zu bekräftigen – eine echte Friedenslösung für die Ukraine bleibt in weiter Ferne.
Trump zeigte sich allerdings hochzufrieden mit dem Gespräch, das vom Kreml und dem Weißen Haus sehr gegensätzlich beschrieben wird. Während Trump von einem „sehr guten“ und „produktiven“ Telefonat berichtete, betonte Moskau die eigenen Maximalforderungen, die ein weiteres Fortschreiten eines Verhandlungsprozesses unmöglich machen dürften. Für die Ukraine sind Russlands Forderungen nicht akzeptabel.
Donald Trump berichtet von einem „sehr guten Gespräch“ mit Putin
So fordert Putin weiterhin, dass Kiew mehrere ukrainische Regionen an Russland abtritt und die eigene Verteidigungsfähigkeit aufgibt. Auch an den Westen formulierte der Kreml klare Forderungen: Solange die Unterstützung der Ukraine weiterläuft, werde es mit Moskau keinen Frieden geben, so die deutliche Ansage aus Moskau.
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In einem Gespräch mit dem „Washington Examiner“ erklärte der US-Präsident nach dem jüngsten Gespräch mit Putin, dass es zuvor bereits weitere gegeben habe, die nicht öffentlich gemacht worden seien. Der Anruf am Dienstag sei somit nur die Fortsetzung einer ganzen Reihe von „positiven“ Gesprächen mit Putin, erklärte Trump, der keine negativen Aspekte des Telefonats erkannt haben will.
Wie laufen die Telefonate zwischen Trump und Putin ab?
Doch wie laufen diese Telefonate zwischen dem US-Präsidenten und dem Kremlchef eigentlich ab? Und wieso gehen die Bewertungen in Washington und Moskau mitunter derartig weit auseinander?

Fiona Hill war in Donald Trumps erster Amtszeit als Sonderberaterin im Weißen Haus tätig – und bei Telefonaten mit Wladimir Putin anwesend. (Archvbild)
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Fiona Hill, die von Trump in seiner ersten Amtszeit zur Sonderberaterin und Direktorin für russische Angelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat der USA ernannt worden war, gab kürzlich in einem Podcast Details zu den damaligen Gesprächen zwischen den beiden Staatschef preis. Trump kommt dabei nicht gut weg, vieles am Umgang des US-Präsidenten und seiner Mitarbeiter sei „amateurhaft“, erklärte Hill.
Ex-Trump-Beraterin Fiona Hill: „Dann übernimmt man die Argumente“
Die stark unterschiedlichen Interpretationen der Telefonate verwunderten sie nicht, erklärte Hill im Gespräch mit der Fachzeitschrift „Foreign Affairs“. Der US-Präsident habe sich damals „nicht wirklich gut auf seine Aufeinandertreffen mit Putin“ vorbereitet, erklärte Hill – außerdem sei Trump stets voll und ganz auf den Kremlchef fixiert gewesen.
Putins Entourage, etwa Außenminister Sergej Lawrow oder Berater Juri Uschakow, habe der US-Präsident lediglich als Vermittler betrachtet und nicht als ernstzunehmende Gesprächspartner. Putins Mitarbeiter wüssten jedoch ganz genau, „was sie tun“, erklärte Hill. Ob Lawrow oder Uschakow – sie alle sprächen „tadelloses Englisch“ und „wissen, für welches Land sie arbeiten und wie ihr System funktioniert“, erklärte die Sicherheitsexpertin.
Fiona Hill: Trump bei Gesprächen mit Putin „nicht vorbereitet“
Dass Trump sich nie darauf vorbereite habe, dass Putin während der Gespräche von Profis umgeben war, erkläre deren Verlauf, sagte Hill weiter. „Wenn man nicht vorbereitet ist, wenn man nicht weiß, woher der andere kommt, sondern nur die reine Interaktion zum Ziel hat, dann übernimmt man natürlich die Argumente Russlands.“ Denn Trump nehme auch seine eigenen Mitarbeiter nicht ernst, sondern vertraue ganz auf Putins Worte.
Der Kremlchef sei für Trump der einzige „Gesprächspartner“, erklärte Hill. Ratschläge von US-Außenminister Marco Rubio oder dem Sondergesandten Steve Witkoff ignoriere der US-Präsident demnach ebenfalls weitestgehend. Rubio sei zwar Außenminister, Trump betrachte ihn jedoch als reinen „Sekretär“, der lediglich die Funktion eines „Vermittlers und Überbringers“ habe.
Ex-Beraterin: Donald Trump hört den Dolmetschern nicht richtig zu
Auch die bei den Gesprächen eingesetzten Dolmetscher halte der US-Präsident nicht für wichtig. Trump höre ohnehin „nicht wirklich auf die Worte“ der Übersetzer, sondern versuche lediglich, „die Stimmung zu erfassen“, schilderte Hill das Vorgehen des US-Präsidenten, das sie mehrmals bei Gesprächen mit Putin im Weißen Haus erlebte.
Bereits beim ersten Gespräch mit Putin in Trumps damaliger Amtszeit sei zudem aufgefallen, dass die beteiligten Dolmetscher oftmals die sprachlichen Nuancen in den Worten Putins „nicht erfassen“ könnten. „Vor allem, wenn es sich um einen russischen Dolmetscher handelt, der in eine Sprache übersetzt, die nicht seine Muttersprache ist“, bleibe vieles auf der Strecke, führte Hill aus.
„Das geht in der Übersetzung völlig verloren“
Trump habe damals nach dem Ende des Telefonates dennoch voller Überzeugung erklärt, es sei ein „tolles Gespräch“ gewesen. „Nicht wirklich, dachte ich“ – in vielen Worten Putins hätten versteckte Bedrohungen gesteckt, die bei Trump jedoch nicht angekommen seien, erinnerte sich Hill.

Wladimir Putin wähle seine Worte stets „sehr sorgfältig“, berichtet Fiona Hill über die Gespräche mit dem Kremlchef. (Archivbild)
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Der Kremlchef wähle seine Worte grundsätzlich immer „sehr sorgfältig“, erklärte Hill. „Wenn Putin und Trump miteinander sprechen, macht sich Putin oft über ihn lustig. Aber das geht in der Übersetzung völlig verloren“, erinnerte sich die ehemalige Sonderberaterin. Dafür gebe es unzählige Beispiele aus der ersten Amtszeit, führte Hill aus.
„Er möchte die USA so regieren, wie er glaubt, dass Putin regiert“
Oftmals versuche Putin auch, Trump „anzustacheln“ und ihn zu etwas zu „drängen“, nur um dann zu beobachten, wie Trump reagiert. Auch das sei jedoch oft „lost in translation“, komme also durch die ungenaue Übersetzung nicht bei Trump an. Der US-Präsident mache nach den Gesprächen auch keine „Nachlese“, bei der er noch einmal in Ruhe das Protokoll durchgehe, um Feinheiten, die sich nicht sofort erschlossen hätten, nachträglich zu verstehen.
Es sei nicht verwunderlich, so Hill, dass es auch in der Gegenwart den Eindruck mache, als würde Putin mit dem US-Präsidenten spielen. Der Kremlchef habe dabei leichtes Spiel, so klingt es bei Hill, denn Trump sehe Putin als „einen Ebenbürtigen, als einen anderen starken Mann“, erklärte Hill. „Er möchte die Vereinigten Staaten so regieren, wie er glaubt, dass Russland von Putin regiert wird.“
Donald Trump nimmt Putins Worte angeblich für „bare Münze“
Bereits während der ersten Amtszeit, als die russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf ein großes Thema war, habe Trump „nie geglaubt“, dass Russland sich tatsächlich in die US-Politik eingemischt habe, erklärte Hill. „Und so will er Putin nun auch für bare Münze nehmen, ungeachtet all der Dinge, die Russland tatsächlich getan hat.“
Putin wiederum verfolge stringent sein Ziel: „Die Kapitulation der Ukraine“, erklärte Hill. Außerdem wolle Putin eine „Kluft“ sowohl zwischen den Vereinigten Staaten und der Nato als auch zwischen Washington und Europa herbeiführen, erklärte die Sicherheitsexpertin. „Es sieht so aus, als würde Trump versuchen, ihm genau das zu ermöglichen“, lautete dementsprechend ihre Einschätzung zu den aktuellen Gesprächen.
In Russland glaube man deshalb mittlerweile, dass man „in ein Märchen geraten ist, bei dem wie beim Geist in der Flasche alle Wünsche in Erfüllung gehen“, erklärte die Expertin weiter. „In vielerlei Hinsicht ist auch genau das passiert“, erklärte Hill bereits vor dem Telefonat am Dienstag. Dieser Eindruck dürfte sich in Moskau auch nach dem jüngsten Gespräch nicht geändert haben.