- Der Synodale Weg der katholischen Kirche diskutiert über die Rolle der Frauen in der Kirche.
- Im Zentrum der Beratungen standen zwei bislang als Arbeitstexte veröffentlichte Manuskripte.
Die Einen trafen sich in Frankfurt, die Nächsten in Dortmund und wieder Andere in Berlin. Geprägt von den besonderen Bedingungen der Corona-Krise fand am Freitag zum ersten Mal seit Januar erneut eine Zusammenkunft des „Synodalen Wegs“ der katholischen Kirche statt. Auf insgesamt fünf Regionalkonferenzen trafen sich die 230 Delegierten, die aus den 69 deutschen Bischöfen und Weihbischöfen, insgesamt 69 Mitgliedern des Zentralkomitees deutscher Katholiken sowie Vertretern katholischer Verbände und Orden zusammengesetzt sind.
„Heute geht es nicht um Abstimmungen, heute geht es um Argumente“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, in einer Pressekonferenz zum Auftakt. Beschlossen wurde am Freitag nichts – aber nach einer Zeit der Videokonferenzen und Telefonschalten war es vielen Delegierten wichtig, wieder einmal persönlich über Inhalte zu sprechen. Im Zentrum der Beratungen standen zwei bislang als Arbeitstexte veröffentlichte Manuskripte zur Rolle von Frauen in der Kirche sowie zur Rolle der Sexualität.
Zukunft der Kirche wird an der Frauenfrage entschieden
„Wir wissen alle, dass sich die Zukunft der Kirche an der Frauenfrage entscheiden wird“, sagte die frühere Parlamentarische Staatssekretärin Karin Kortmann (SPD). In den Arbeitstexten wird etwa eine stärkere Beteiligung von Frauen an der Leitung von Pfarreien und Gemeinden vorgeschlagen. Frauen sollten zudem stärker in den Predigtdienst einbezogen werden, in Krankenhäusern die Krankensalbung spenden oder außerordentlich taufen dürfen. Und in katholischen Gremien sollte es eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent geben. „Eine absolute Ermutigung ist die Ausschreibung des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz“, sagte Kortmann. „Es besteht die hohe Erwartung, dass bei gleicher Qualifikation eine Frau diese Position übernehmen kann.“ Starke Frauen bräuchten auch starke Ämter.
Ist Kirche noch systemrelevant?
„In meinem richtigen Leben spreche ich über solche Fragen nicht mehr“, sagte dagegen Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (CDU), auf der Konferenz in Berlin. Sie frage sich, ob die katholische Kirche, „wenn sie so neben der Spur läuft, in dem, was selbstverständlich ist, in dieser Gesellschaft noch systemrelevant“ sein könne. „Wir müssen aufpassen, dass das, was wir hier machen, nicht ein Bisschen karrikaturenhaft wird.“ Vor den Regionalkonferenzen hatten Vertreterinnen der Organisation Maria 2.0 einen offenen Brief, der zunächst von der „Zeit“ veröffentlicht worden war, an den DBK-Vorsitzenden Bätzing übergeben. Darin forderte sie die katholische Kirche zu einer Umkehr auf: So sollte das Kirchenrecht reformiert werden. „Gebt der Amtskirche die Gestalt, die des Evangeliums würdig ist: Statt Monarchie und Hierarchie, Demokratie und Empathie!“, hieß es in dem Schreiben.
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Am Vormittag hatten die Delegierten zunächst über die Situation der Kirche in der Corona-Krise beraten. Zahlreiche Kirchenvertreter räumten dabei ein, dass die Kirche in der Krise Antworten fehlten. So sagte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki in Frankfurt, die Kirche habe keine Antworten darauf geben können, dass Sterben und Tod in die Mitte der Gesellschaft gerückt seien. „Die Sakramente ohne Berührung und direkten Kontakt funktionieren außerhalb des Beichtsakraments nicht“, sagte der Leipziger Professor Eberhard Tiefensee. Auf den Fall einer Krankheit, in der persönlicher Kontakt nicht möglich sei, sei die Kirche indes nicht vorbereitet.