- Die katholische Kirche hat kaum noch Priester. Deshalb übernehmen immer mehr Nicht-Kleriker Leitungsfunktionen.
- Doch jetzt sagt der Papst: So geht's nicht!
- Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf kritisiert den „Eingriff“ aus Rom. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht „wertvolle Anregungen“.
Köln – Anfang der Woche veröffentlichte die Kleruskongregation im Vatikan eine Instruktion, die sich kritisch mit der Rolle von Laien in Pfarrgemeinden auseinandersetzt. Die Debatte in der katholischen Kirche nimmt jetzt Fahrt auf.
Was sind die strittigen Punkte in dem Papier?
Unter der Überschrift „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ legt Rom unter anderem fest, dass Laien nur in einer „außerordentlichen und vorübergehenden pastoralen Situation“, etwa bei einem Priestermangel, an der „Hirtensorge einer Pfarrei“ beteiligt werden. Damit läuft das Schreiben den Bestrebungen entgegen, den Gläubigen mehr Verantwortung zu geben.
Was planen einzelne Bistümer derzeit?
In vielen laufen Prozesse zur Bildung pastoraler Räume oder Großpfarreien. Fast überall wird die stärkere Beteiligung von Laien an der Gemeindeleitung thematisiert. Im Bistum Osnabrück leiten sogar Frauen Pfarreien.
Welche Position nehmen die Bischöfe ein?
Franz-Josef Bode (Osnabrück) wetterte, der Text stelle eine „Umkehr zur Klerikalisierung“ dar. Er werde nichts an der Beteiligung von Laien an der Gemeindeleitung ändern. „Die Instruktion lässt diesen Weg als vorübergehende „Notverordnung“ zu“, sagte der Bischof. „Ich bin der Meinung, dass diese Not bei uns an so manchen Stellen permanent existieren wird.“
Peter Kohlgraf (Mainz) erklärte, er könne „den Eingriff in meine bischöfliche Hirtensorge nicht so einfach hinnehmen“. Schon heute könne man vakante Pfarrstellen nicht besetzen. Viele Priester klagten über Überforderung im Blick auf Verwaltung und Bürokratie. „Gerade dies soll aber der Instruktion zufolge bei den Pfarrern bleiben“, so Kohlgraf.
Und wie reagiert das Erzbistum Köln?
Im Internetportal „Katholisch.de“ begrüßte Rainer Maria Kardinal Woelki die Instruktion. Sie gebe „wertvolle Anregungen, wie die uralte Institution der Pfarrei in unsere moderne Welt übertragen werden kann“. Deutlich sei von einer Forderung nach Umkehr die Rede.
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„Diese Hinwendung geschieht jedoch nicht allein durch Strukturveränderung und rein menschliche Anstrengung, sondern sie beginnt mit der Umkehr des Einzelnen und nimmt so von Christus her ihren Ausgang.“ Aus Sicht von Woelki liege die Verantwortung für die Leitung der Pfarrei fast selbstverständlich bei den Priestern.
Wie sehen die Laien in der Region das Schreiben aus Rom?
Es „passt nicht in die Zeit“, sagte zum Beispiel Torsten Wolter, Vorsitzender des Kreiskatholikenrates Oberberg. Überall in der Kirche werde von größerer Beteiligung von Getauften und Gefirmten gesprochen, doch jetzt würden die Laien mit ihren Fähigkeiten im Vergleich zu den Klerikern eingegrenzt.
Wie bewerten die Laien die Frage der Leitung einer Pfarrei?
Eigentlich müsste es laut Wolters Vize Jorg Nürmberger darum gehen, Pfarrer dadurch zu entlasten, dass andere Haupt- und Ehrenamtliche Verantwortung übernehmen. Dies sehe das Papier aber nicht vor. Das verstärke den Frust der Engagierten und auch den aufkommenden Bedeutungsverlust der Kirche. Er sei „ziemlich sauer über dieses Machwerk aus Rom“, so Nürmberger. Dass der Kölner Erzbischof das Schreiben positiv bewerte, sei „wie ein Schlag ins Gesicht“.
Wie hält man es mit der Maßgabe, Pfarreien nicht zusammenzulegen?
Die Oberberger finden das nicht richtig. „Wir müssen Wege finden, die Kirche vor Ort lebendig zu halten und uns dabei nicht im Kleinen zu verlieren“, sagt Nürmberger. Schlecht findet man auch das Predigtverbot für Laien. „Wenn man Laien die Möglichkeit gibt mitzuwirken, kommen wir gemeinsam stärker unserem Sendungsauftrag der Evangelisierung nach“, heißt es. Unsere Zeitung hatte auch die Katholikenräte Rhein-Berg und Rhein-Sieg sowie den Katholikenausschuss Köln um Stellungnahme gebeten. Bis zum Abend waren keine weiteren eingegangen. Der Katholikenrat Bonn erklärte, man befinde sich in der Beratung.