Lissabon/Berlin – Nach dem verheerenden Brand auf einem Frachter mit rund 4000 deutschen Autos der VW-Gruppe mitten auf dem Atlantik werden Forderungen nach besseren Löschanlagen auf solch riesigen Transportschiffen laut.
„Bei Warenwerten bis zu 500 Millionen Euro an Bord sollte bei diesen Schiffen in mehr Sicherheit investiert werden”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Auf Autofrachtern träten „immer wieder teils verheerende Brände” auf, betonte er. Deshalb müssten die Löschanlagen verbessert werden. „Bei Bränden ist Zeit der entscheidende Faktor, deshalb sollten Löschanlagen automatisch reagieren”. Eine Möglichkeit sei Hochdruck-Wassernebel. Wassernebel verursache keine Schäden an der Ladung und beeinträchtige kaum die Stabilität des Schiffes, weil er nur wenig Wasser auf die Decks bringe. Wassernebel sei zudem im Gegensatz zu Kohlendioxid für den Menschen nicht gefährlich.
Weiter führerlos im Meer
weiter führerlos etwa 170 Kilometer südlich der zu Portugal gehörenden Azoren. Das rund 200 Meter lange Schiff war nach Medienberichten mit Luxusfahrzeugen der Marken Porsche, Audi, Bentley und Lamborghini an Bord auf dem Weg von Emden nach Davisville im US-Bundesstaat Rhode Island unterwegs, als das Feuer am vergangenen Mittwoch aus noch unbekannter Ursache ausbrach. Die 22 Besatzungsmitglieder waren von der Luftwaffe Portugals schon bald nach Ausbruch des Feuers in Sicherheit gebracht worden.
Drei Hochseeschlepper unter anderem mit Bergungsexperten aus den Niederlanden sollen nach jüngsten amtlichen Angaben am Mittwoch beim Transporter eintreffen. Man wolle versuchen, vor Abschleppen des Schiffes zu einem Hafen das Feuer unter Einsatz modernster Geräte auf hoher See zu löschen, erklärte João Mendes Cabeças, Hafenkommandant von Porto da Horta auf der Azoren-Insel Faial. Das Feuer habe sich inzwischen dank der Kühlungsarbeiten an den Außenwänden des Schiffes „etwas abgeschwächt”, sagte Mendes Cabeças am Montagabend der Nachrichtenagentur Lusa. Er betonte: „Im Moment liegt keine Umweltverschmutzung vor”, obwohl das Schiff große Mengen an Treibstoff und Autobatterien an Bord habe.
Vergiftung des Meeres droht
Kein leichtes Unterfangen, meint Asmussen. „Wenn sich der Brand weit ausgebreitet hat, ist es kaum noch möglich, ihn zu löschen.” Mit Wasser kann das am Mittwoch aus noch unbekannter Ursache ausgebrochene Feuer wegen der Gefahr einer größeren Verschmutzung des Ozeans nicht gelöscht werden, wie Experten vor Ort betonten. Das Schiff hat leichte Schlagseite und es wird befürchtet, dass giftige Stoffe ins Meer gespült werden. Eine Alternative könnte sein, „mehr CO2 an Bord zu bringen”, erklärte Asmussen. Ob das möglich sei, hänge aber von Seegang und Wetter ab.
Dass E-Mobilität brandanfälliger sei als Verbrenner-Technik bestritt Asmussen. „Statistisch neigen Verbrenner dazu sogar geringfügig häufiger als E-Autos, die Brandlast ist vergleichbar”, betonte er. Entscheidend sei ein anderer Faktor: „Je mehr Fahrzeuge an Bord sind, desto größer ist die Gefahr der Selbstentzündung.” Da auf den Weltmeeren inzwischen riesige Schiffe mit bis zu 5000 Autos an Bord unterwegs seien, die viel ökonomischer, aber eben unsicherer als kleinere Frachter sind, seien verbesserte Löschanlagen die beste Möglichkeit, diese Transporter sicherer zu machen.
In dichten Rauch gehüllt
Auf Videoaufnahmen, die die Besatzung des Patrouillenbootes „Setúbal” zuletzt am Sonntag auf Twitter postete, war zu sehen, wie dicker Rauch vom Bug bis zum Heck über dem Schiff aufsteigt. Die Bordwand war stellenweise geschmolzen.
Besteht die Gefahr, dass das Schiff sinkt - und eine größere Umweltverschmutzung verursacht? Asmussen: „Bei solchen Bränden werden die Schiffe häufig von außen gekühlt, um die Struktur zu schützen. So lange von diesem Kühlwasser nicht zu viel ins Innere dringt und das Wetter nicht zu schlecht ist, besteht zunächst keine Gefahr des Sinkens.” Wenn das Schiff aber komplett ausbrenne, könne „durch die Hitze die Struktur so geschwächt sein, dass die Verbände nachgeben. Dann könnte es sinken”. Durch hin- und herschwappendes Wasser oder rutschende Ladung bestehe zudem auch die Gefahr des Kenterns.
Volkswagen bestätigte auf Anfrage, dass das Schiff Neuwagen der VW-Gruppe transportierte. Nicht bestätigen wollte ein Sprecher Berichte, wonach es sich unter anderem um etwa 1100 Porsche, einige Bentleys und Lamborghinis sowie um viele Audis handelte.
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