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Armin Laschets Frau im PorträtSusanne Laschet – eine Frau mit eigenen Plänen

Lesezeit 7 Minuten

Susanne und Armin Laschet

  1. Die Ehefrau von Kanzlerkandidat Armin Laschet kann mit dem Begriff der „First Lady“ nichts anfangen.
  2. „Als Hündchen, das brav hinterherläuft, tauge ich sicher nicht“, sagt die Buchhändlerin von sich selbst.

Susanne Laschet hat in ihrem bisher einzigen Auftritt in einer Talk-Show zwar schon mehr über sich und Armin Laschet verraten, als der Mann von Angela Merkel in ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft. Trotzdem dürfte sie Joachim Sauers Beispiel folgen und in Berlin so wenig wie möglich in Erscheinung treten – sollte ihr Mann Kanzler werden.

„Ich schätze an ihr sehr, dass sie eine selbstbewusste Frau ist, ihr eigenes Leben lebt, ihren eigenen Beruf hat“, stellte Armin Laschet gerade erst in einem Interview mit „Brigitte“ klar. Susanne Laschet sagte es einmal etwas direkter: Mit Begriffen wie „First Lady“ oder „Landesmutter“ könne sie nichts anfangen. „Beides ist scheiße.“

„First Lady“ im Wandel der Zeit

Welche Funktion die Partner der deutschen Regierungschefs hatten und haben, ist sehr unterschiedlich, nicht selten Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung. Helmut und Loki Schmidt wurden so sehr als Paar wahrgenommen, dass sie ganz selbstverständlich in seiner Kanzlerschaft eine öffentliche Rolle übernahm. Helmut Kohl inszenierte seine Familie öffentlich und im damaligen konservativen Sinne: hier der hart arbeitende Regierungschef, dort die fürsorgliche Ehefrau, die ihm den Rücken freihält. Kohl mit seiner Frau und den beiden Söhnen Peter und Walter im Urlaub am Wolfgangsee waren Bilder eines Idylls, das es so in Wirklichkeit aber nicht gab.

Der mehrfach geschiedene Gerhard Schröder (SPD) zeigte sich lieber beim weltläufigen Dolce Vita. Er heiratete die Journalistin Doris Schröder-Köpf kurz bevor er Kanzler wurde. Politik und Privates waren hier schon von Berufswegen kaum zu trennen, Schröder-Köpf bezog ein Büro im Kanzleramt, strickte mit an der Agenda 2010. Angela Merkel dagegen gelang es, ihr Eheleben konsequent abzuschirmen. Das passt zu ihrem Amtsverständnis.

„Wir haben nichts Besseres gefunden“

Auch Armin Laschet und seine Frau betonen, dass die Familie ein geschützter Raum bleiben soll. Am 1. Mai 2020 legt die heute 59-jährige Susanne Laschet in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“ jedoch einen ziemlich offenen Auftritt hin. Als siebenjähriges Mädchen lernt sie ihren späteren Mann im Aachener Stadtteil Burtscheid kennen, erzählt sie. Allerdings hat sie erstmal keinen guten Eindruck von ihm. „Er hat mich verprügelt“, berichtet Susanne Laschet. Es habe einen Streit mit einem Mädchen gegeben, dass der junge Armin mochte. Da ging er auf Susanne Malangré los, wie sie mit Mädchennamen heißt. Sie sei nach Hause gelaufen und habe zu ihrer Mutter gesagt: „Mama, heute habe ich den ekelhaftesten Jungen meines Lebens kennengelernt.“

Bei dieser Einschätzung sollte es nicht bleiben. Aber Susanne Laschet beschreibt den weiteren Verlauf ihres Kennenlernens auch nicht gerade romantisch, sondern mit der ihr wohl eigenen rheinischen Direktheit. „Er hatte schöne Augen und irgendwie, ich fand ihn ganz nett.“ Auf die Frage, wie eine Sandkastenliebe zu einer inzwischen 36 Jahre langen Ehe führen kann, antwortet sie: „Ich kann nur sagen, wir haben beide immer nach rechts und links geguckt, so ist es nicht. Aber wir haben nichts Besseres gefunden.“

Ein Leben im Kreise von Entscheidern und Politikern

Die dunkelhaarige kleine Frau mit dem rundlichen Gesicht wirkt ziemlich normal – jedenfalls nicht abgehoben. Man kann sich gut vorstellen, dass sie morgens noch selbst zum Bäcker geht und in der Schlange leicht in einen Plausch zu verwickeln ist. In der im vergangenen Jahr erschienenen Biografie über Armin Laschet mit dem Titel „Der Machtmenschliche“ aus der Feder der Journalisten Tobias Blasius und Moritz Küpper wird allerdings deutlich, dass sie eigentlich lange vor ihrem Mann an ein gesellschaftliches Leben im Kreise von Entscheidern und Politikern gewöhnt war.

Die Familie Malangré war in Aachen anders als die Familie Laschet bekannt. Ihr Vater war der Direktor der Glaswerke Aachen und Präsident der Industrie- und Handelskammer. Er schrieb mehrere Bücher über Heimatgeschichte. Ihr Onkel war von 1973 bis 1989 Oberbürgermeister der Stadt. Laschet, Sohn eines Bergmanns und späteren Grundschulrektors, gelangte durch ihre Verbindung in neue Kreise und Netzwerke.

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Einige Jahre nach der Prügelei singen beide im Jugendchor ihrer katholischen Kirchengemeinde in Burtscheid. Laschets sängerische Qualitäten sind begrenzt, doch wegen ihr bleibt er dabei. Beide sind Familienmenschen, er hat drei Brüder, sie drei Schwestern. 1985 heiraten sie, da ist Susanne 23, Armin Laschet 24. Es gibt eine kurze Phase, in der sie beide in der Jugendorganisation der CDU, der Jungen Union mitmachen, aber Susanne Laschet merkt schnell, dass die Politik ihre Sache nicht ist und geht eigene Wege.

Sie macht eine Lehre als Buchhändlerin und arbeitet, unterbrochen durch mehrere Elternzeiten nach der Geburt ihrer drei Kinder Johannes, Eva und Julius, in ihrem Beruf. Das politische Leben ihres Mannes ist für sie Normalität, aber es ist nicht ihr Leben. Es gibt ein Foto aus dem Jahr 1990, auf dem Rita Süßmuth Laschets einjährigen Sohn Johannes auf dem Arm hält. Armin Laschet war damals Mitarbeiter der Bundestagspräsidentin.

Bis heute lebt das Paar in einem Reihenhaus in Burtscheid, wo sie beide verwurzelt sind. Weggefährten beschreiben in der Laschet-Biografie, dass Susanne Laschet sehr eigenständig ihr Leben weiterlebte, während ihr Mann 2017 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wurde.

Ein eigenständige Leben im Heimathafen Aachen

Sie liebt Bücher („Ohne sie würde ich hinwelken wie ein Pflänzchen.“), stellt vor Publikum an der Volkshochschule Aachen manchmal 20 Neuerscheinungen an einem Abend vor. „Als Hündchen, das brav hinterherläuft, tauge ich sicher nicht. Hauptsache die Frisur sitzt und die Nägel sind lackiert – das ist nicht meins“, sagt sie kurz nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten.

Susanne Laschet, heißt es über sie, wisse genau, wann ihre Präsenz erforderlich ist und begleitet ihren Mann dann gerne zu einer Audienz mit dem Papst oder einer Filmpremiere mit Harpe Kerkeling. Ansonsten hält sie sich zurück. „Ich finde es ein wenig ungerecht, dass die Gesellschaft erwartet, dass die Ehefrau eines Politikers öffentlich auftritt, aber der Ehemann der Politikerin nicht“, sagt sie. Seit ihr Mann Ministerpräsident ist, gibt es bei Laschets keine Home-Storys und keine Interviews mehr über Privates.

Armin Laschets romantische Seite

Nur einmal hat Tochter Eva dafür gesorgt, dass aus dem Paarleben der Laschets ein Ereignis öffentlich bekannt wurde. Am 1. Mai 2017 hatte Laschet seiner Frau vor dem Haus einen Maibaum mit allem was dazugehört, hindrapiert. Susanne Laschet dachte, ein Verehrer der Tochter sei hier tätig geworden und war dann überrascht, dass die romantische Geste ihr selbst galt. Die Tochter informierte damals die Presse, weil es ihr wichtig war, dass die Öffentlichkeit auch mal eine andere Seite des Vaters kennenlernt.

Viele Weggefährten beschreiben den Zusammenhalt und die Bedeutung der Familie bei den Laschets als etwas Besonderes. Ein Umzug nach Berlin kommt für Susanne Laschet nicht infrage. Auch für Armin Laschet nicht: „Der Lebensmittelpunkt bleibt Aachen. So haben wir es unser Leben lang gehalten“, sagt er.

Sollte ihr Mann die Wahl nicht gewinnen, dürfte er in ihr eine verständnisvolle Partnerin an seiner Seite wissen. 2017 fand sie emphatische Worte für Wahlverliererin Hannelore Kraft (SPD): „Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man in der Politik verliert; und sei es nur als Ehefrau eines Politikers. Ich weiß, wie schrecklich es ist, wenn man auf die Schnauze fällt und alle gucken dabei zu.“

Sechs First Ladys und ein First Man

Joachim Sauer: Über die Beziehung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Ehemann sind kaum Details bekannt. Der Quantenchemiker ist seit 1998 mit Merkel verheiratet, gemeinsame Auftritte in der Öffentlichkeit sind selten. Bei vielen seiner Vorgängerinnen war das anders.

Doris Schröder-Köpf: Gerhard Schröders vierte Ehefrau, kümmerte sich während der Amtszeit ihres Mannes als Schirmherrin um verschiedene Kinder- und Jugendprojekte. 2016 trennten sich die beiden nach 18 Jahren Ehe. Heute sitzt Schröder-Köpf für die SPD im niedersächsischen Landtag.

Hannelore Kohl: Wäre es nach ihr gegangen, wäre ihr Ehemann Helmut vermutlich niemals Bundeskanzler geworden. Sie und das Familienleben litten unter der politischen Karriere ihres Mannes. Nach Außen entsprach sie dennoch stets dem Bild einer glücklichen Ehefrau.

Loki Schmidt war nicht nur die Ehefrau von Helmut Schmidt. Sie war Lehrerin, Autorin, Botanikerin und engagierte sich für den Naturschutz. Dazu war sie überaus beliebt bei den Deutschen. Nach 68 Jahren Ehe starb Loki Schmidt 2010.

Rut Brandt, geboren in Norwegen, war für viele deutsche Frauen eine Stilikone. Von den Sympathien, die sie durch ihre offene Art auf sich zog, profitierte auch ihr Mann Willy Brandt.

Marie-Luise Kiesinger stand dagegen kaum öffentlich in Erscheinung – auch weil ihr Mann Kurt Georg Kiesinger das so wollte.Luise Erhard übernahm als Ehefrau von Ludwig Erhard – wenn auch sehr ausgewählt – Ehrenämter und andere Repräsentationsaufgaben. Gemeinsam mit ihrem Mann reiste sie ins Ausland oder empfing Künstler und Schriftsteller zu Gesprächen im Kanzlerbungalow. (sim)