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Amtsgericht gibt Zahlen bekanntNeuer Rekord bei Kirchenaustritten in Köln erreicht

Lesezeit 3 Minuten
Kölner Dom vor dunklen Wolken.

Dunkle Wolken über dem Kölner Dom: Die Zahl der Gläubigen sinkt.

Schon 2021 hatte die Zahl der Kirchenaustritte in Köln einen Rekord erreicht. Der wurde 2022 nochmals gebrochen. Erste Zahlen aus der Region zeigen meist einen ähnlichen Trend. Eine Konfession ist besonders betroffen.

20 331 Kölnerinnen und Kölner haben im Jahr 2022 die Kirchen verlassen – so viele wie noch nie. Das hat das Amtsgericht Köln jetzt mitgeteilt. Nach Konfessionen wird in dieser Statistik nicht unterschieden.

Der bisherige Höchststand war 2021 erreicht worden. Damals gab es in Köln 19 372 Kirchenaustritte. Als Hintergrund galt damals auch ein Nachholeffekt wegen der Corona-Pandemie: 2020 waren die Gerichte nur eingeschränkt erreichbar. Nun ist die Austrittszahl in Köln gegenüber dem damaligen Höchstwert nochmals um fünf Prozent gestiegen.

Erzbistum: Ganz bewusste Abwendung

„Ein Hauptgrund für Austritte aus unserer Kirche ist vermutlich, dass Menschen, die austreten, wenige oder gar keine eigenen Begegnungen mit Vertreterinnen und Vertretern der evangelischen Kirche haben“, sagte der evangelische Kölner Stadtsuperintendent Bernhard Seiger der Rundschau. Das Erzbistum Köln erklärte, der deutliche Anstieg der Austrittszahlen führe „klar vor Augen“, „dass sich viele Menschen angesichts der derzeitigen Situation ganz bewusst von der Institution Kirche abwenden“. Weiter erklärte die Diözese: „Wir müssen anerkennen, dass der schmerzvolle Weg der Aufarbeitung und andere Krisen das Vertrauen vieler Menschen in die Kirche heftig erschüttert haben.“

Beide Kirchen rechnen erst später im Jahr mit statistischen Daten für ihren Bereich, das Erzbistum verwies auf die im Sommer zu erwartende Kirchenstatistik. Für die evangelische Kirche betonte Seiger jedoch, man müsse nicht nur auf die Austrittszahlen, sondern auch auf Taufen, Eintritte, Zu- und Wegzüge blicken. Erfreulich sei, dass man im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im Jahr 2022 mit 3,3 Prozent weniger Gemeindeglieder verloren haben als noch im Jahr 2021 mit damals 3,7 Prozent. Seiger: „ Beide Zahlen sind gleichwohl erschreckend hoch, doch der Trend zur Beschleunigung hat sich nicht fortgesetzt.“

Das Erzbistum setzt darauf, „verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, gerade in persönlichen Begegnungen. Die vielen Austritte seien besonders bitte, weil viele Menschen angesichts der der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, der Corona-Krise under Flutkatatrophe von 2021 hätten erleben können, was die Kirche leisten kann. Auch Seiger sagte, man suche „nach Kräften die Nähe zu den Menschen“, denn oft sei nicht bekannt, wie wichtig die Kirchen „für die wichtigen und großen Fragen“ im Leben seien und welchen Beitrag sie zum Zusammenhalt der Gesellschaft leisteten. Nicht nur in Köln, sondern auch NRW-weit ist damit einer neuer Rekord der Austrittszahlen in Sicht. Bereits im ersten Halbjahr 2022 waren in dem größten deutschen Bundesland 111 235 Menschen aus den Kirchen ausgetreten – gegenüber 155 322 im ganzen Vorjahr.

Besonders viele Austritte im ersten Quartal

Besonders hoch war in Köln die Zahl der Austritte im ersten Quartal 2022 (5780). In den Folgequartalen ging sie leicht zurück: 4756 im zweiten Quartal, 5090 im dritten und 4705 im vierten.

Der Kölner Trend dürfte exemplarisch für die Entwicklung in ganz NRW ein. Bereits im ersten Halbjahr 2022 waren in dem größten deutschen Bundesland 111 235 Menschen aus den Kirchen ausgetreten – gegenüber 155 322 im ganzen Vorjahr. Nicht nur in Köln, sondern auch NRW-weit ist damit ein neuer Rekord der Austrittszahlen in Sicht.

Katholische Kirche oft besonders stark betroffen

Erste Zahlen aus der Region bestätigen zumeist den Trend: In Gummersbach, wo nicht nach Konfessionen unterschieden wird, gab es 1273 Austritte (plus 31,6 Prozent). Im Bezirk des Amtsgerichts Rheinbach gab es eine Steigerung um 18,4 Prozent auf 1047. Besonders stark war die Zunahme in Siegburg (plus 46,3 Porzent auf 5644) und Schleiden (plus 71,6 Prozent auf 688).

Einige Gerichte differenzieren nach Konfessionen. Dort zeigt sich die katholische Kirche als besonders stark betroffen: In In Schleiden stammten 89,8 Prozent der Ausgetreten aus der katholischen Kirche, im Vorjahr 86,5 Prozent. In Siegburg sank der Anteil der ausgetretenen Katholiken von 73,3 (2021) auf 72,1 Prozent, in Rheinbach stieg er von 73,6 auf 75,6 Prozent.

In Wuppertal stieg die Austrittszahl um 3,2 Prozent auf 2589, davon unverändert knapp die Hälfte zuvor katholisch.