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Ärgernis Feiertag am WochenendeSollten Tage wie der 1. Mai nachgeholt werden?

Lesezeit 4 Minuten
Feiertag

Der 1. Mai ist ein Feiertag. Dieses Jahr fällt er auf einen Sonntag. 

Berlin – Ausgerechnet der 1. Mai, der Tag der Arbeit, fällt dieses Jahr mal wieder auf einen Sonntag. Für Arbeitnehmer ist das eine schlechte Nachricht – sie haben einen Feiertag weniger. Nun werben einige Politiker dafür, solche entgangenen freien Tage künftig nachzuholen. In vielen Ländern – darunter Belgien, Spanien und Großbritannien – werden Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt. In Deutschland scheint die Stimmung bei diesem Thema in den vergangenen Jahren gekippt zu sein, wie Umfragen zeigen.

Um wie viele Tage geht es in Deutschland?

In Deutschland fallen 2022 zwei der ans Datum gebundenen Feiertage auf einen Sonntag: der 1. Mai und der 25. Dezember. Der 1. Januar war ein Samstag; der 3. Oktober und der zweite Weihnachtstag fallen jeweils auf Montage. Neujahr 2023 allerdings fällt dann wieder auf einen Sonntag.

Welche Vorschläge gibt es, um die Arbeitnehmer zu entschädigen?

Vor allem die Linkspartei prescht bei diesem Thema voran. Die Linke werde zeitnah parlamentarisch tätig werden, „damit künftig keine Feiertage mehr ausfallen und der soziale Zusammenhalt im Land gestärkt wird“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Bis dies gesetzgeberisch geregelt sei, fordere er „die Unternehmer auf, dass sie den Beschäftigten als Ersatz und Corona-Bonus zeitnah einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag geben“.

Korte sagte, jeder verlorene Feiertag bedeute mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch Arbeit und Pandemie. Speziell der 1. Mai habe „als Kampf- und Feiertag“ eine besondere Bedeutung für die Arbeitnehmer.

Auch die Grünen sind in Sachen Feiertage, die auf Sonntage fallen, bereits aktiv geworden. So erklärte beispielsweise die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke, gegenüber der „Rheinischen Post“: „Natürlich ist es für Beschäftigte ärgerlich, wenn gerade der Tag der Arbeit, der Feiertag am 1. Mai, auf einen Sonntag fällt.“

Feiertage Grafik NOZ

Es sei jetzt an der Zeit, „gesellschaftlich darüber zu diskutieren, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt werden können, wie es bereits in einer ganzen Reihe von Ländern der Fall ist“, sagte Müller-Gemmeke mit Blick auf andere Länder in Europa.

Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung dazu?

Eine Yougov-Umfrage ergab im vergangenen Jahr, dass die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland dafür wäre, dass bundesweite Feiertage, sofern sie auf ein Wochenende fallen, am darauffolgenden Montag als freie Tage nachgeholt werden sollten. Rund ein Drittel der Befragten in Deutschland stand dem Vorschlag eher ablehnend gegenüber.

Interessant ist dabei, dass hierzulande in dieser Frage die Stimmung offenbar gekippt ist. Fünf Jahre zuvor kam eine Yougov-Umfrage noch zu dem Ergebnis, dass knapp mehr als die Hälfte der Deutschen ab 18 Jahre es wenig sinnvoll fände, diese Nachholregelung auch in Deutschland einzuführen.

Und was sagt der Arbeitszeitexperte dazu?

Laut einem Pro + Contra des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bringt IW-Arbeitszeitexperte Christoph Schröder die internationale Wettbewerbsfähigkeit gegen eine solche Regelung als Argument in Stellung: „Deutschland weist in der EU die kürzeste Jahresarbeitszeit auf und hat gleichzeitig zusammen mit Dänemark die meisten Frei-Tage. Und Belgien, Luxemburg und das Vereinigte Königreich kommen selbst mit den Nachhol-Feiertagen auf keine höheren Werte als Deutschland. Lediglich Spanien liegt mit 14 Feiertagen weit vorn, kommt aber auf lediglich 22 Urlaubstage.“

Wie lauten die Argumente der Kritiker einer Nachholregelung?

Joachim Stamp, Chef der NRW-FDP, hat den Vorstoß von Linken- und Grünen-Bundespolitikern zum Nachholen von Feiertagen, die auf einen Sonntag fallen, scharf kritisiert. „Ich glaube, dass wir gerade jetzt in diesen Krisen, die wir haben, uns nicht leisten können, irgendwelche zusätzlichen Feiertage zu kreieren. Sondern ich sage im Gegenteil, wir müssen sehen, dass wir in einer historischen Herausforderung hier die Ärmel hochkrempeln“, sagte Stamp am Montag.

Mehr Erwerbstätige

Wenn Feiertage auf Sonntage fallen, ärgert das vor allem jene, die in Deutschland einer Arbeit nachgehen. Doch wie viele sind das? Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat vor Kurzem gemeldet, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Schlussquartal 2021 fast wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht habe. Demnach hatten 45,4 Millionen Menschen ihren Arbeitsort in diesem Zeitraum in Deutschland.

Zudem arbeiteten die Menschen wieder länger, hieß es. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug im letzten Quartal 2021 346,4 Stunden – 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. (dpa)

Den großen Herausforderungen, zu denen eine hohe Inflation gehöre, müsse mit einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik begegnet werden. Der FDP-Politiker betonte, die historischen Herausforderungen „werden wir nicht in der Hängematte bewältigen können“.