Fortuna Köln zeigt gegen Alemannia Aachen die beste Saisonleistung, verliert aber trotzdem. Nach Abpfiff kommt es zu unschönen Szenen.
Pokal-Aus gegen AachenEin brutaler Abend für Fortuna Köln

Fortuna-Regisseur Stipe Batarilo wehrt sich gegen mehrere Aachener.
Copyright: IMAGO/Beautiful Sports
Manchmal entzieht sich der Fußball dem Verstehen. Er gehorcht nicht den Regeln der Logik, nicht der Gerechtigkeit und nicht der Leistung. Es sind Abende wie der am Mittwoch im Südstadion, die das in aller Härte vor Augen führen. Mit 0:1 nach Verlängerung schied der Regionalligist SC Fortuna Köln im Halbfinale des Mittelrheinpokals gegen Drittligist Alemannia Aachen aus.
Matthias Mink lobt die Leistung
Es war eine besonders schmerzhafte Niederlage. Weil sie in keinem Verhältnis zu dem stand, was auf dem Platz zu sehen war. „Wir waren sehr dominant und hatten vieles im Griff. Am Ende fehlten die Tore, das läuft uns nach. So hässlich kann der Fußball sein. Aber ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, urteilte Fortuna-Trainer Matthias Mink.
Das Stadion bebte, 9448 Zuschauer erzeugten eine Kulisse, die mancher Drittligist sich nur wünschen kann. Rauchschwaden der gezündeten Pyrotechnik zogen durch die regnerische Nacht, die beiden Fanlager sorgten für einen lautstarken und leidenschaftlichen Geräuschpegel. Die Mannschaft von Trainer Mink zeigte das beste Spiel der Saison. Die Zollstocker agierten mit Kontrolle, mit Präsenz, mit Mut. Aachen, immerhin eine Klasse höher angesiedelt, strahlte nur wenig Gefahr aus. „Man muss den Sieg nicht verstehen“, sagte Mink später.
Alles zum Thema SC Fortuna Köln
- Gegen Paderborn II offensiv ohne Durchschlagskraft Fortuna Kölns Lennart Winkler rettet Unentschieden
- Regionalliga West Für Eintracht Hohkeppel zählt nur der Sieg
- Aus im Mittelrheinpokal Fortuna Köln verliert trotz Überzahl gegen Alemannia Aachen und verpasst Finale
- Traditionsduell mit Alemannia Aachen Fortuna Köln will denkwürdigen Pokalabend erleben
- Regionalliga West Fortuna Köln feiert dreimaligen Torschützen Kingsley Sarpei und Joel Vieting
- Regionalliga Wegen Kritik am Dürener Casting: Eintracht Hohkeppel wirft Coach Metaxas raus
- Fortuna Köln seit vier Spielen sieglos Trainer Matthias Mink fordert Wiedergutmachung
Der 57-Jährige hatte alles Notwendige richtig gemacht und stand am Ende doch mit leeren Händen da. Bereits zu Beginn prüfte Hendrik Mittelstädt Aachens Torwart Jan Olschowsky mit einem wuchtigen Schuss (17.). Kurz darauf scheiterte Kingsley Sarpei am Aachener Keeper (26.). Für den bis dahin auffällig agierenden Mittelstädt war noch vor der Pause Schluss. Nach einem Sprint fasste sich der 25-Jährige an den Oberschenkel (35.). Für ihn betrat Danny Breitfelder den Platz, der nach einem starken Antritt frei aufs Tor zulief, ehe Aachens Jan-Luca Rumpf ihn per Notbremse stoppte. Schiedsrichter Tobias Esch zückte sofort die Rote Karte (40.).
Stipe Batarilo verschießt Elfmeter
Aachen verteidigte tief während Köln immer wieder anlief. Breitfelder schoss über die Latte (63.). Zu allem Überfluss verschoss Stipe Batarilo in der 70 Minute einen Elfmeter. Aachen, bis dahin weitgehend passiv, schleppte sich in die Verlängerung – und schlug dort zu. Max Fischer köpfte den Ball unbedrängt ins eigene Zentrum. Charlison Benschop verarbeitete den Ball und traf sehenswert per Volley (97.). Ein Tor aus dem Nichts. Und ein Stich ins Herz aller, die es mit der Fortuna halten.
Danach bäumte sich Köln noch einmal auf. Breitfelder traf noch die Latte (108). Doch dann war Schluss. Die Spieler sanken zu Boden und vergruben ihr Gesicht im Kölner Dress. Familienmitglieder warteten am Spielfeldrand, reichten Hände und versuchten, die Profis aufzuheitern.
Vorfälle überschatten die Partie
Bereits während des Spiels und nach Abpfiff kam es zu unschönen Szenen: Immer wieder flogen Getränkebecher in die Richtung der Aachener Bank. Nach Abpfiff feierten die Aachener vor der Kurve der Kölner, einige der Fortuna-Anhängerschaft warfen Gegenstände auf die Profis. Als Reaktion verschaffte sich ein Teil der Alemannia-Anhänger Zutritt in den Innenraum des Stadions. Die Ordner und Polizei entschärften die Situation aber schnell. „Das alles hat absolut nichts im Fußball verloren“, urteilte Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf am Karfreitag.
Nach Spielende gab Siegtorschütze Benschop ein Interview, in dem der Angreifer von einem vermeintlichen Fortuna-Fan im Innenraum mit folgenden Worten beleidigt wurde: „Schon scheiße, wenn du einen Trainer hast, der mit Nazis rumhängt.“ Anschließend zeigte der Mann den Mittelfinger und ließ obszöne Worte folgen. Das Video verbreitete sich im Netz schnell, die Fortuna distanzierte sich von den Vorfällen, so wie auch Westendorf: „Das ist völlig bescheuert und schwachsinnig, jemanden auf diese Art und Weise zu beleidigen. Wir entschuldigen uns im Namen des gesamten Vereins.“
Am Samstag geht es zu Paderborn II
Aus sportlicher Sicht bleibt für die Südstädter indes nur der Blick nach vorne. Am Samstag wartet das Ligaspiel gegen SC Paderborn II (Home-Deluxe-Arena, 14 Uhr), in dem die Fortuna eine deutlich bessere Verwertung ihrer Chancen zeigen muss, um den Anschluss an die obere Tabellenhälfte zu halten. Drei Punkte trennen die Südstädter aktuell vom Tabellenzweiten Rot-Weiß Oberhausen.