Rhein-Sieg-Kreis – Alarmiert wurden Feuerwehr, Wahnbachtalsperrenverband und Rhein-Sieg-Kreis vor mehr als drei Wochen. Wenige hundert Meter oberhalb der Trinkwasser-Talsperre war ein Ölfilm entdeckt worden. „Die Trinkwasserversorgung ist derzeit nicht gefährdet“, hieß es damals aus dem Kreishaus. Dass das bis heute so ist, bestätigt Melanie Gödtner vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV), der 800 000 Menschen in der Region mit Trinkwasser versorgt.
Wie berichtet, waren Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und weitere Behörden über Tage im Einsatz, um den Zufluss des Öls in den Wahnbach zu stoppen. Ein Damm zwischen dem Hang und dem Bach wurde errichtet, der Bach so einige Meter verschoben, um ein Auffangbecken für verschmutztes Wasser zu schaffen. Immer wieder wurde Bindemittel eingesetzt und das gebundene Öl abgesaugt.
Massiver Eingriff in die Natur
Der Eingriff in die Natur ist massiv: Bäume, wenn auch erkrankte, wurden gefällt, eine Baustraße wurde angelegt, der Damm wurde mit Schlamm vom anderen Ufer aufgeschüttet – alles, damit kein Öl mehr in den Bach läuft. Der erste Abschnitt ist schon von Herbstlaub bedeckt. Hinter dem Damm sammelt sich das kontaminierte Wasser. Der Ölfilm ist gut zu erkennen, Bindemittel liegt darauf. Im Waldhang markiert rotes Farbspray die Stellen, aus denen das Öl ausgetreten ist. Teilweise lagen sie unter dem Wasserspiegel.
Nach der Quelle des Öls wurde zunächst mit Baggern gesucht. Inzwischen arbeiten Geologen daran, aus Fließgeschwindigkeit und -richtung Rückschlüsse auf die Herkunft zu ziehen. Während am Einsatzort die Vermutung geäußert wurde, es handele sich um relativ frisches Heizöl, laufen die Laboruntersuchungen weiter.
Nur etwa zweieinhalb Kilometer unterhalb der Stelle, an der das Öl in den Wahnbach geflossen ist, liegt die Wahnbachtalsperre. Aus dem zwei Quadratkilometer großen und bis zu 41 Millionen Kubikmeter fassenden Trinkwasserreservoir werden in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahr rund 800 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. Gewonnen wird das Wasser im Wahnbachtal und seinen Nebentälern auf einer Fläche von etwa 70 Quadratkilometern, größtenteils auf dem Gebiet der Gemeinde Much, die selbst allerdings ihr Trinkwasser vom oberbergischen Aggerverband bezieht. 85 Prozent des Zulaufes der Talsperre fließt durch den Wahnbach und das Vorbecken unweit der Bundesstraße 507.
Aufbereitet wird das Wasser aus der Talsperre in der rund 100 Meter über dem Talsperren-Pumpwerk gelegenen Anlage „Siegelsknippen“. Von dort fließt das Trinkwasser im freien Gefälle in rund 80 Prozent des Versorgungsgebietes. „Die Qualität ist hoch, das Wasser ist weich und kalkarm“, teilt der WTV mit.
Die Aufteilung der Region in die drei Versorgungsgebiete Ost/West II, Mitte und West I ergibt sich aus der Lage der beiden Trinkwasseraufbereitungsanlagen Siegelsknippen und Sankt Augustin-Meindorf – dort wird Grundwasser gewonnen – und der Struktur des Rohrleitungssystems. Im Süden wird das Wasser des WTV aus dem Wahnbachtal sogar noch in Bad Neuenahr/Ahrweiler und Remagen in Rheinlandpfalz getrunken.
Gut gerüstet sieht sich der WTV auch für den Fall eines Blackouts. Sollte die öffentliche Stromversorgung ausfallen, springen Notstromaggregate an. Für mindestens 72 Stunden reichten die Kraftstoffvorräte. Danach müssten diese wieder aufgefüllt werden. Eigenen Strom kann der WTV im Bedarfsfall erzeugen, wenn der Ablauf in den Wahnbach unterhalb der Talsperre eine Turbine antreibt. Für die Datenübertragung aus den Hochbehältern sind Batterien installiert.