Der Morsbacher Läufer Markus Mey ist gerne in schwierigem Terrain unterwegs. Der Eifeler feierte in diesem Jahr bereits zahlreiche Erfolge.
Bis 77,5 KilometerMorsbacher Läufer Markus Mey liebt das Extreme
Ob Monschau oder Madeira – Hauptsache Marathon. Markus Mey liebt lange Läufe in schöner Kulisse mit bergigem Streckenprofil. Doch nicht nur auf bergigem Terrain bewegt der Läufer sich auf teilweise schmalem Grat.
Auch zwischen Laufbegeisterung und Wahnsinn ist der Grat schmal. Denn: Ein bisschen wahnsinnig muss man schon sein, wenn man, wie Mey, bereits Mitte Juli auf neun Marathonstarts im aktuellen Jahr zurückblickt. Insgesamt zwölf Marathons stehen in dieser Saison auf dem Terminplan des Morsbachers. Hinzu kommen andere Distanzen. Kürzere, aber auch längere: „Wenn man so flexibel und breit aufgestellt ist wie ich, ist der Kalender von Januar bis Dezember voll“, sagt der 52-Jährige.
Markus Mey: Flug vor dem Triumph fast verpasst
„Ganz überraschend“ gewann der ehemalige Radrennfahrer 2019 seine erste Goldmedaille bei den deutschen Meisterschaften über zehn Kilometer. Danach war es um ihn geschehen. Seitdem sammelt der Eifeler Medaillen und Auszeichnungen wie andere Panini-Bilder. Bei jährlich 40 Wettkämpfen und mehr geht Mey an den Start. Richtig Gas gab der vielseitige Athlet im vergangenen Jahr.
In sechs verschiedenen Disziplinen räumte er in seiner Altersklasse den Titel als deutscher Meister ab: 10.000 Meter auf der Bahn, 10-Kilometer-Straßenlauf, Halbmarathon, Marathon, Ultramarathon (50 Kilometer), Berglauf. Und damit nicht genug.
Fokus des Morsbacher Sportlers liegt mittlerweile auf Bergläufen
In einer „Blitzaktion“ sicherte er sich im September den Weltmeistertitel im Berglaufen in Irland. Topographie und Höhenlage ähnelten der der Eifel. Beste Voraussetzungen also. Im Kopf hatte Mey bereits alles geplant. Freitag hin, Samstag laufen, Sonntag zurück. „Hinfahren und gewinnen“ – so sein Motto. Dass er in Köln um Haaresbreite den Flug verpasst hätte, steckte er locker weg. „Es ist wie ein kleiner Traum, dass alles funktioniert hat“, schwärmt Mey.
Seit diesem Triumph fokussiert der Allrounder sich auf Bergläufe. 2023 begann für den Eifeler direkt mit dem Saisonhöhepunkt – der Marathon-Europameisterschaft auf Madeira. Vom Zeitpunkt her „eher unglücklich“ Ende Januar terminiert, fiel die Hauptvorbereitung in die kalte Jahreszeit. Während der „normale“ Läufer sich noch im Formaufbau befindet und im Winter auch schon mal einen Monat Trainingspause einlegt, trainierte Mey antizyklisch und absolvierte die umfangreichen Läufe zwischen November und Januar.
Profitiert habe der als Laufcoach im Fitness- und Gesundheitspark in Kall angestellte Mey in dieser Phase von seinem eigenen Laufband, auf dem er bei schlechtem Wetter Intervalltrainings von bis zu 35 Kilometern herunterspulte. Zwei Stunden seien ein Zeitfenster, das man auf dem Laufband gut absolvieren könne. Denkbar knapp — mit nur sechs Sekunden Vorsprung – errang der Morsbacher den Europameistertitel auf Madeira.
Und da der 52-Jährige die Herausforderung genauso wie die Abwechslung liebt, setzte er noch einen drauf: Gerade von der Blumeninsel zurückgekehrt, ging er nur sechs Tage später erneut über die Marathondistanz an den Start. Austragungsort: Pulheim. Temperatur: -1 Grad. Das Ergebnis? Platz 1.
Auf seinem Weg zu den nächsten Saisonhöhepunkten, der deutschen Meisterschaft im Halbmarathon in Freiburg im März und dem Hamburg-Marathon im April, ließ Mey dank seiner bestechenden Frühform ganz nebenbei seine persönlichen Bestzeiten auf der 10-Meilen- und 10-Kilometer-Straßendistanz purzeln. Fast überflüssig zu erwähnen, dass er den Meistertitel auf der Halbmarathon-Distanz gewann und in Hamburg als Erster seiner Altersklasse mit persönlicher Bestzeit ins Ziel lief. „Bis jetzt läuft alles perfekt, es ist mir schon selber fast unheimlich, dass mein Körper nicht sagt: Jetzt reicht's!“, resümiert der Allround-Läufer.
Die bisher längste Laufstrecke war 77,5 Kilometer lang
Ende Juni debütierte der ehemalige Bankberater bei der Deutschen Ultratrail Meisterschaft im Erzgebirge. 77,5 Kilometer, 2200 Höhenmeter. Seine längste Strecke bisher. Mey: „Ich wollte mal etwas Neues versuchen und mich nicht immer nur auf meinen Erfolgen ausruhen.“
Weniger als sieben Stunden benötigte er auf dem Weg zum Altersklassentitel auf der Distanz, die als „schöne Vorbereitung auf die deutschen Meisterschaften im Ultramarathon über 50 Kilometer Mitte Juli in Duisburg“ dienen sollte.
Eifeler läuft Marathon in Monschau und Köln
Hohe Temperaturen konnten Mey in der Stahlstadt am Rhein nicht ausbremsen: Mit dem Meistertitel in der Altersklasse M50 in persönlicher Bestzeit und einem fünften Platz im Gesamtklassement im Gepäck trat der 52-Jährige die Heimreise an. Mit dem Monschau Marathon am 13. August und den deutschen Marathon-Meisterschaften am 1. Oktober in Köln stehen nun zwei Heimspiele für den Eifeler auf der Agenda.
Doch worauf basiert das Erfolgsrezept des Vielstarters? Als ehemaliger Radrennfahrer verfüge er über erstklassige Erholungswerte. Dass er erst spät mit dem Laufen begonnen habe, sei sicherlich auch ein Aspekt seines Erfolges. Während Profiläufer, die schon früh angefangen haben zu laufen, „längst kaputt“ seien, habe er als 60-Kilo-Leichtgewicht („Jedes Kilo zählt“) noch keinerlei Überlastungserscheinungen zu beklagen.
Im Gegensatz zu anderen Läufern seines Niveaus erstellt Mey, der seit Beginn des Jahres für das Kölner Team Milers Colonia startet, seine Trainingspläne selbst.
120 Kilometer Lauftraining pro Woche
„Das Geheimnis, dass ich so konstant Leistung abrufen kann, liegt darin, dass ich gut mit meinen Kräften haushalten und einschätzen kann, wann ich wie schnell laufe. Ich weiß, was gutes Training ist oder was einen kaputtmacht. Ein Trainer kann sich nicht in den Körper des Athleten hineinversetzen, manchmal ändern sich Bedingungen, dann muss man schnell reagieren und eine Trainingseinheit abbrechen“, erklärt der Läufer.
Eine klassische Trainingswoche à la Mey besteht aus etwa 120 Kilometern Lauftraining, kombiniert mit Alternativtraining wie Radfahren, Aquajogging, Krafttraining und Stabilitätsübungen. Es gibt wenige Tage, an denen er mal auf der faulen Haut liegt: „Irgendetwas Regeneratives“ stehe immer auf dem Programm. Daten zu Trainingseinheiten protokolliert Mey altmodisch in einem Notizbuch. Auf Apps und Pulsuhr verzichte er, vielmehr laufe er „nach Gefühl“.
In Wettkämpfen verlasse er sich lediglich auf seine Sportuhr. Selbst im Urlaub befinden sich Laufschuhe und Rennrad im Gepäck. Abends zum Essen trinke er dann aber auch mal ein Bier. Oder zwei. „Nach dem Dritten ist aber Schluss“, fügt Mey lachend hinzu.