„Servus ihr Lieben!“ So beginnt das Video, das Xavier Naidoo am Dienstagabend bei Youtube auf seinem Kanal hochgeladen hat. Der Sänger sitzt auf einer Couch und beginnt in ernstem Ton über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Den Text liest er offenbar ab. Die Ereignisse in der Ukraine hätten ihn „bestürzt und aufgerüttelt“, so der Sänger, er sei „schockiert und tief erschüttert“.
Seine Frau stamme aus der Ukraine, sagt Naidoo, er selbst sei oft dort gewesen. „Und aus diesem wunderschönen Land musste ich jetzt Familie und Freunde rausholen, weil dort Angst und Schrecken herrschen.“ Die Welt scheine „wie auf den Kopf gestellt“, Naidoo habe sich gefragt, „wie es so weit kommen konnte.“
Er habe mit Betroffenen und Freunden Gespräche geführt und sich dabei auch kritische Fragen gefallen lassen müssen. Infolgedessen habe er sich auch mit sich selbst und seinen Äußerungen in der Vergangenheit beschäftigt, sagt Naidoo. Dafür sei er dankbar. „Das war für mich ein Grund, mich kritisch zu hinterfragen. Mir ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich selbst zu reflektieren“, so der 50-Jährige. Er habe „erkannt, auf welchen Irrwegen“ er sich „teilweise befunden habe“ und dass er in den letzten Jahren „viele Fehler gemacht habe.“
Xavier Naidoo verbreitete jahrelang Verschwörungserzählungen
Es sind die Worte eines Mannes, der in den vergangenen Jahren immer wieder mit abstrusen Verschwörungserzählungen für Kopfschütteln bei seinen Anhängern gesorgt hat. Seine Nähe zu Reichsbürgern und der QAnon-Bewegung sorgte im März 2020 dafür, dass RTL ihn aus der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ schmiss, immer wieder auftauchende Vorwürfe des Rassismus wies er vehement zurück. Dennoch entschied das Bundesverfassungsgericht Ende 2021, dass der Sänger als Antisemit bezeichnet werden durfte.
Dafür scheint sich Naidoo nun zu schämen. Mit „verstörenden Äußerungen“ habe er seine Familie, Freunde, Fans und andere Menschen „irritiert und provoziert“, führt er in seiner Videobotschaft fort, dafür wolle er sich entschuldigen.
Xavier Naidoo: „Habe mich verrannt“
Auf seiner Suche nach Wahrheit habe er sich letztlich verrannt, sich „Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne wenn und aber distanziere und lossage. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe mich zum Teil imstrumentalisieren lassen – das habe ich leider jetzt erst erkannt.“
Er distanziere sich von allen Extremen, insbesondere von rechten und verschwörerischen Gruppen, beteuert der gebürtige Mannheimer.
„Hierfür entschuldige ich mich und bitte euch um Verzeihung. So endet der Clip nach 3:15 Minuten. Am Mittwochmorgen wurde das Video bereits über 45.000 Mal angeklickt, auf Twitter stürmte der Hashtag #xaviernaidoo in die Trends. Viele Nutzer diskutierten wie die Entschuldigung Naidoos zu deuten sei. Dabei herrscht Uneinigkeit.
Reaktionen auf Naidoos Entschuldigung fallen sehr unterschiedlich aus
„Einer der größten und einflussreichsten Verschwörungsideologen der vergangenen Jahre gibt zu, sich verrannt zu haben. Fraglich, ob man massig Antisemitismus, Homophobie und Verschwörungsmythen in einem dreiminütigen Instagram-Video wieder glattbügeln kann“, kommentiert Julius Geiger, Journalist beim Tagesspiegel.
Andere Nutzer sind der Meinung, Naidoo habe eine zweite Chance verdient. „Grundsätzlich sollten wir Verschwörungsideologen, die zur Umkehr bereit sind, nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Im Fall von #XavierNaidoo wird dieser Rückweg aber kein leichter sein und er ist sicherlich nicht bereits mit einem 3-Minuten-Video an seinem Ende angelangt.“
Xavier Naidoo polarisiert die Menschen trotz Entschuldigung nach wie vor. Die Kommentarfunktion bei seinem eigenen Video hat er deaktiviert.