Köln – „Dahmer“, die Netflix-Miniserie über den Serienmörder Jeffrey Dahmer, steht seit Wochen auf Platz eins der Netflix-Charts. Innerhalb weniger Tage wurde die von Kritikern hochgelobte True-Crime-Serie über 500 Millionen Mal gestreamt. Nun ist auch die bereits seit Wochen angekündigte dreiteilige Doku „Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders“ auf Netflix erschienen.
„Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“: Um was geht es?
Seine Verbrechen schockierten die USA im Sommer 1991: Jeffrey Dahmer gehört neben Ted Bundy, John Wayne Gacy oder Richard Ramírez zu den bekanntesten Serienmördern der Vereinigten Staaten. Zwischen 1978 und 1991 ermordete er 17 Männer und Jugendliche auf grausame Weise. Seine Opfer fand Dahmer in der schwulen Community Milwaukees, zu der viele People of Color gehören. Die Miniserie „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ ist der neueste Netflix-Serien-Coup von Regisseur und Produzent Ryan Murphy („Glee“, „Pose“, „American Horror Story“), der die brutalen Verbrechen Dahmers nacherzählt. Die zehnteilige Serie wird seit Mittwoch, dem 19. September, auf Netflix ausgestrahlt.
Emmy-Preisträger Murphy legt nach eigener Aussage großen Wert darauf, dass die Serie Dahmer nicht verherrlicht oder ihm und seinen Verbrechen einen Glamour-Anstrich verpasst. Darum wird die Serie auch nicht komplett aus Sicht des Serienmörders erzählt, sondern bietet den Opfern und Ermittlern genügend Raum. Dies soll ein vielschichtiges wie differenziertes Bild ergeben, auch über die Fehler im System, die es einem der schlimmsten Serienmörder der USA ermöglichten, seiner Mordlust über mehr als ein Jahrzehnt lang unbehelligt nachzugehen.
Hauptdarsteller Evan Peters ist bekannt aus Marvel-Verfilmungen
Die Hauptrolle des Jeffrey Dahmers hat Evan Peters (35) übernommen, der seit 2011 zur Stammbesetzung von „American Horror Story“ gehört.
Darüber hinaus war er als superschneller Mutant Quicksilver auch in etlichen Marvel-Verfilmungen zu sehen, so in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“. Diese Rolle übernahm er 2016 erneut im Nachfolgefilm „X-Men: Apocalypse“, 2018 in „Deadpool 2“, 2019 in „X-Men: Dark Phoenix“ und zuletzt 2021 in „WandaVision“. Seinen ersten Emmy erhielt er 2021 für die HBO-Anthologie-Serie „Mare of Easttown“, in der er neben Kate Winslet zu sehen war.
Evan Peters: Jeffery Dahmer Rolle keine leichte Aufgabe
Die Rolle des Jeffrey Dahmers war keine leichte Aufgabe für Evan Peters: „Ich hatte große Angst vor all den Dingen, die Dahmer getan hat. Und mich darauf einzulassen, war mit Sicherheit eine der schwierigsten Aufgaben, der ich mich in meinem Leben stellen musste, denn ich wollte, dass es sehr authentisch wirkt. Um das zu erreichen, musste ich mich an wirklich dunkle Orte begeben und dort über einen längeren Zeitraum bleiben“, sagte der Schauspieler im Gespräch mit Netflix.
Um sich auf die Rolle vorzubereiten, studierte er intensiv Interviews mit Jeffrey Dahmer und lass mehrere Bücher über dessen Verbrechen, die von Mord, Leichenschändung bis hin zu Kannibalismus reichen.
Neben Peters wurden darüber hinaus weitere bekannte Schauspieler für „Dahmer“ verpflichtet, so Penelope Anne Miller („Carlito’s Way“) als Mutter und Richard Jenkins („Spotlight“, „Shape of Water“) als Vater von Jeffrey Dahmer. Auch 1980er-Jahre-Teenie-Star Molly Ringwald („The Breakfast Club“, „Pretty in Pink“) ist in einer Nebenrolle zu sehen.
„Dahmer“ auf Netflix: Angehörige sind schockiert und wütend
Kurz nach Ausstrahlung der Serie meldeten sich Angehörige der Opfer von Dahmer mit heftiger Kritik an der Serie zu Wort. Der Streaming-Anbieter beute die tragischen Ereignisse aus, meint unter anderem Rita Isbell, deren Bruder Errol Lindsey im Alter von 19 Jahren von Jeffrey Dahmer im Jahre 1991 ermordet wurde. Gegenüber dem Magazin „Insider“ kritisierte sie in einem Essay, dass sie nie von Netflix kontaktiert worden sei, obwohl sie als Seriencharakter in einer sehr emotionalen Gerichtsszene eine zentrale Szene innehabe. Es würden alte Wunden immer und immer wieder aufgerissen.
Eine ähnliche Meinung vertritt ihr Cousin Eric Thulhu, der auf Twitter fragte, wieso die Geschichte über Jeffrey Dahmer erneut erzählt werden muss, was zur Traumatisierung der Angehörigen beitrage. Sein Tweet ging innerhalb weniger Stunden viral und wurde über 400.000-mal geteilt.
Whoopi Goldberg über „Dahmer“: „Als ob man immer und immer ermordet werden würde“
Am Mittwoch, den 28. September, war die True-Crime-Serie Thema bei der populären US-Talk-Show „The View“. Moderatorin Whoopi Goldberg kritisiert ebenfalls die Macher der Serie, dass sie keinen Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen hätten und die Serie zu deren Trauma beitragen würde: „Wenn das meine Familie wäre, wäre ich wütend, weil es sich anfühlt, als wenn sie immer und immer wieder getötet werden würden – und man zusehen muss, wie sein Kind getötet wird. Und dann muss man sich anhören, wie es gelaufen ist und all das andere Zeug.“
Jeffrey Dahmer: Weitere Verfilmungen und zahllose Dokumentationen
Bei „Dahmer“ handelt es sich nicht um die erste filmische Verarbeitung von Jeffrey Dahmers Gräueltaten oder seiner Lebensgeschichte. Bereits 1993, also noch zu Lebzeiten des Serienmörders, erschien der erste Film „The Secret Life: Jeffrey Dahmer“, der allerdings nur in den Vereinigten Staaten auf VHS erschien. 2002 war der seinerzeit noch wenig bekannte Jeremy Renner im Kinofilm „Dahmer“ in der Titelrolle zu sehen.
Der 2006er B-Movie „Raising Jeffrey Dahmer“ setzte auf plakative Horrorelemente. In „My Friend Dahmer“ von 2017 wurde er schließlich von Teenie-Schwarm Ross Lynch portraitiert. Hier dreht sich alles um die High-School-Jahre von Dahmer. In einer Nebenrolle ist die erst kürzlich verstorbene Anne Heche als Mutter von Dahmer zu sehen. Kaum überschaubar ist die Zahl der Dokumentationen zu Dahmers Leben, die insbesondere nach Dahmers Ermordung durch einen Mithäftling im Jahre 1994 erschienen.
Jeffrey-Dahmer-Doku auf Netflix im Oktober 2022 erschienen
Weitere erschütternde Details zum Fall Jeffrey Dahmer bietet die Dokumentation „Jeffrey Dahmer: Selbstporträt eines Serienmörders“, die Netflix seit dem 7. Oktober 2022 ausstrahlt.
Diese dreiteilige Dokumentation, die dritte in einer Reihe des Regisseurs Joe Berlinger („Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders“, „John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders“), taucht anhand bislang unveröffentlichter Interview-Aufnahmen von Dahmer und seinen Verteidigern in die perverse Psyche des Serienmörders ein und widmet sich zugleich der ungeklärten Fragen nach der Verantwortlichkeit der Polizei aus dem Blickwinkel der heutigen Zeit.