Bei einer Sendung am Sonntagabend war von einem „Geiselaustausch“ die Rede – was unterstellt, dass Israel Geiseln genommen hat.
„Tagesthemen“ARD muss unangenehme Fehler bei der Nahost-Berichterstattung einräumen
Dem Ersten ist bei der Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten mehrfach ein viel kritisierter Fehler unterlaufen. Dieser passierte, als es in den vergangenen Tagen um die temporäre Waffenruhe zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel ging, die für eine Befreiung der israelischen Geiseln genutzt wurde und auch am Montag noch genutzt werden soll. Im Gegenzug zu den von der Hamas freigelassenen Geiseln lässt Israel palästinensische Gefangene frei. Bislang wurden 39 Geiseln zurück nach Israel überstellt, 117 palästinensische Häftlinge wurden ins Westjordanland gebracht.
Als am Sonntagabend (26. November) Anne Will traditionsgemäß nach ihrer Talkshow ins ARD-Studio der „Tagesthemen“ nach Hamburg übergibt, meldet sich dort Aline Abboud mit einer kurzen Themenvorschau. Sie sagt, es werde gleich um den Haushalt gehen, aber auch um die Waffenruhe in Nahost und um den „Geiselaustausch“, der anders als am Vortag ohne Verzögerungen stattgefunden habe.
„Geiselaustausch“: ARD nutzt umstrittenes Wording im Nahost-Konflikt
In den sozialen Medien stieß diese Formulierung schnell auf Widerspruch. In der Tat ist sie in keiner Weise von den Tatsachen gedeckt, denn nur bei den verschleppten Israelis handelt es sich um Geiseln, die beim Blutbad am 7. Oktober von Terroristen der Hamas verschleppt wurden und von denen es seitdem keinerlei Informationen gab. Dagegen handelt es sich bei den Palästinensern, die von Israel im Gegenzug freigelassen wurden, um Gefangene, keinesfalls um Geiseln.
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Es wird zwar immer wieder kritisiert, dass auch Minderjährige unter den Gefängnisinsassen sind. Auch sollen nicht alle Gefangenen rechtskräftig verurteilt worden sein. So prangert beispielsweise auch Amnesty International die sogenannte „Verwaltungshaft“ im Westjordanland an, die ohne Anklage oder Gerichtsverfahren verhängt werden kann.
Dennoch kann das Vorgehen eines demokratischen Staates mit dem einer Terrororganisation nicht gleichgesetzt werden. Dies ist bei Social Media Wasser auf die Mühlen derjenigen, die dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk eine unausgewogene Berichterstattung zulasten Israels unterstellen.
ARD spricht wiederholt von „Geiselaustausch“ – Fehler werden korrigiert
Hinzu kommt, dass diese Formulierung nicht zum ersten Mal in der ARD vorkam. In der eigentlichen „Tagesthemen“-Sendung sprach Alina Abboud dann korrekt von „Geiselübergabe“. Allerdings hatte der Twitter-Kanal der ARD kurz zuvor auch schriftlich von einem „Austausch der Geiseln zwischen Israel und der Hamas“ gepostet. Später löschte „Das Erste“ den Beitrag und schrieb, die Überschrift in der Ankündigung sei „nicht korrekt“ gewesen.
Auch Tage zuvor war schon bei der Inhaltsangabe zu einer „Tagesschau“ von einem „Austausch von Geiseln zwischen Hamas und Israel“ die Rede gewesen.
Die „Tagesthemen“-Sendung mit Aline Abboud vom Sonntagabend ist wie üblich in der ARD-Mediathek zu finden. Allerdings ist sie inzwischen mit einem Hinweis vermerkt worden: „In der Live-Übergabe zu den tagesthemen am Sonntag, den 26.11.2023 (am Ende der Sendung "Anne Will") hat Aline Abboud versehentlich von 'Geiselaustausch' im Zusammenhang mit der Freilassung von israelischen Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation Hamas und der Entlassung palästinensischer Strafgefangener aus israelischer Haft gesprochen. Der Begriff war falsch und wird korrigiert.“