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„Scheidung op Kölsch“Scala-Theater frischt einen Trude-Herr-Klassiker gelungen auf

Lesezeit 2 Minuten

Sophie Russel (r.) und Beka Bediana

Köln – Zum Schluss, beim „Liebes-Medley“, wenn alle Paare wieder glücklich vereint sind, stimmt sie kurz „I will always love you“ an“. Zum Niederknien! Kirstin Hesse ist, stimmlich, der Star des ,kölschen Gedönsicals’ „Scheidung op kölsch“, das jetzt Premiere im Scala Theater feierte.

Zu sagen, diese Premiere sei wild bejubelt worden, wäre die Untertreibung des Jahres. Das, was da abgeht, ist ein Orkan. In die Begeisterung über die ebenso flotte wie freche Neubearbeitung des (fast) gleichnamigen Stücks von Trude Herr mischt sich ein glückseliges „Hurra, sie leben noch“-Jeföhl. „Wir freuen uns sehr, dass ihr da seid“, sagt Ralf Borgartz zur Begrüßung, „wir freuen uns sehr, dass wir noch da sind.“ Was auch das Publikum freut. Wie jeck.

Gedöns und Miederwaren

Im Zentrum von „Scheidung op kölsch“ stehen Miederwarengeschäftsführerin Käthe Engel (Sophie Russel) und Gatte Hubäät (Ralf Borgartz), deren Ehe nach 20 Jahren an Elan verloren hat. Als Hubäät, angeblich, fremdgeht, sieht Käthe rot. Die Angestellte Anneliese Kolvenbach (Kirstin Hesse), schwanger vom Finsterpützer Karel Salewski (Arne Hoffmann), und Käthes Busenfreundin Adele Köhler (Barbara Nöske) sorgen für zusätzliche Turbulenzen.

Auch ein auf Abwege geratener Priester und ein Privatdetektiv mit krimineller Vergangenheit (Beka Bediana) tragen dazu bei, das Lädchen an der Ehrenstraße zum Epizentrum amouröser Verwicklungen zu machen. Beka Bediana, das neue Gesicht im Ensemble, ist ein echter Gewinn. Gleich in vier Rollen kann er sein großes komödiantisches Potenzial unter Beweis stellen. „Das ist gefährlich und ein Unterfangen“ wird zum Leitmotiv für seinen James Bonk – und bald schon vom Publikum zu geflügelten Worten erhoben.

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Sophie Russel braucht eigentlich gar nichts zu tun. Schon wenn sie auftaucht, tobt der Saal. Aber im Zusammenspiel mit dem souveränen Ralf Borgartz läuft sie zur Hoch(wohl)form auf. Quirlig-spritzig: Hesse und Hoffmann als geheimes Liebespaar in Elternvorzeit. Für Nöske ist die überdrehte, klatschsüchtige Adele einmal mehr eine Paraderolle. 19 tolle Songs, wobei Brings genauso zu Ehren kommen wie Udo Jürgens oder Barbra Streisand, lebenspralle Komik ungetrübt von jedweder politischer Korrektheit, eine herrliche Anleihe bei Jango Edwards (Stichwort: „Streukoche“), die wunderbaren Kostüme (Sergio Abajur), die Top-Choeografien (Sveja Schulte), eine „sprooch“, die man in Köln sonst kaum noch auf der Bühne hören kann – all das und viel mehr macht die Fast-Scheidung mit Happyend zum kölschen Kronjuwel des Hohenzollernrings.

180 Minuten (inklusive zwei Pausen), Do bis Sa, jeweils 19.30 Uhr, So 17.30 Uhr. Freie Platzwahl. Hohenzollernring 48, Karten-Tel.: 0221 420 75 93.