Hänneschen las „fiese Ströppe“ die Leviten und gab die Parole „Nie wigger es hück“ aus. Am Ende durfte natürlich ein echter Klassiker nicht fehlen. Wir zeigen den Gottesdienst im Video.
Video hier ansehenSo lief der Kölner Fastelovends- Gottesdienst in St. Agnes
Halleluja! Das Hänneschen ist unter die Prediger gegangen. Im Fastelovendsgottesdienst von St. Agnes machte der Brauchtums-Held den Jecken Mut, im Sinne der Bergpredigt auf das Leben zu vertrauen. „Trotz Kriegen, Hass und Gewalt gibt uns das Evangelium die Zusage, dass wir in Herausforderungen nicht allein sind“, kündigte Innenstadtpfarrer Dominik Meiering den Inhalt der Hänneschen-Predigt an. Die stand unter dem Motto „Macht euch keine Sorgen“. Wie das geht, erklären Liederzeilen von Stefan Knittler: „Jeder su wie hä will, jeder su wie hä kann“, ist eingeladen, sich einzubringen.
Große Zustimmung für Toleranzbekenntnis
Fürs Zusammenstehen in politisch gefährlichen Zeiten gab das Hänneschen die Parole „Nie wigger es hück“ aus. Der Spruch zog sich durch seine Predigt gegen alle „fiesen Ströppe“, die das rheinische Toleranz-Bekenntnis sprengen wollen. Das Amen setzte den Tusch für die stehenden Ovationen der 800 Jecken in St. Agnes. Und wohl auch für die ungezählten Live-Stream-Zuschauer, die keins der schnell vergriffenen Zugangstickets ergattert hatten.
Das Hänneschen freute sich auch, nach Vorjahresprediger Ludwig Sebus einen neuen Rekord aufzustellen. Schon 222 Jahre leben er und seine Knollendorfer Puppenwelt, Sebus „erst“ seit 98 Jahren. Von der kölschen Sängerlegende sollte in Georg Hinz' Ansage des diesjährigen Loss-mer-singe-Siegers Kasalla noch mal die Rede sein. Denn zur Studio-Aufnahme des Hits „Wenn ich ne Engel bin“ hat das Krätzchensänger-Phänomen einen Track beigesteuert. Im Engel-Song fordert ein Verstorbener die Hinterbliebenen auf, Konfetti über sein Grab zu streuen. „Euch gelingt es, in euren Liedern existenzielle Themen herüberzubringen, mit Leichtigkeit und ohne die Ernsthaftigkeit zu verlieren“, würdigte Hinz die Musiker.
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Weil „Wat e Theater, wat e Jeckespill“ Sessionsmotto ist und die Puppenbühne närrisches Jubiläum feiert, erinnerte das Hänneschen an Bestemo-Spielerin Fanny Meyer, die wegen ihres jüdischen Vaters 1942 nach Auschwitz deportiert wurde. Vor der Britz stand ein Foto, das sie als Puppe zeigt, die eine Hand auf die Schulter ihrer Figur legt. Kein Lied als „Liebe gewinnt“ von Brings passte nach dieser Predigt besser.
Fürbitten hatten die Fastelovendsgottesdienst-Macher um Pastoralreferent Peter Otten gesammelt. Einreicher baten für alle, die in Schützengräben zittern, die im Krieg leben müssen, nahe Menschen verloren haben, krank sind, für alle, die für die Demokratie auf die Straße gehen und um die Zuversicht, dass die Welt sich zum Guten ändert.
Die Grundidee: Trost spenden
Die von Jahr zu Jahr beliebtere Tradition der Fastelovendsgottesdienste entwickelte sich aus der Idee, im karnevalslosen Pandemie-Jahr 2021 Trost zu spenden. Ein festes Element der Liturgie blieb das Totengedenken. Eröffnet vom Mutmachlied „Kumm loss mer singe“, gipfelte das Fest für das Leben in der Bläck-Fööss-Hymne „En uns'rem Veedel“.