Köln – Johannes B. Kerner hat’s getan, Markus Lanz konnte es auch nicht lassen, und bei Horst Lichter hat manch einer schon vergessen, dass er ursprünglich sogar aus der Küche kommt. Früher oder später, so der Eindruck, landet auf dem Mainzer Lerchenberg jeder ZDF-Moderator mal am Herd. Ganz nach dem Motto „Wer quatschen kann, der kann auch kochen“.
Nun also auch Jan Böhmermann. Womöglich war dem 40-Jährigen die mit der rekordverdächtig langen Sommerpause seines „ZDF Magazin Royale“ (7.5. – 3.9.) verbundene Bildschirmabstinenz selbst nicht ganz geheuer – nun kann er am Kochtopf etwas Dampf ablassen.
Fernab der hohen Sterneküche
„Böhmi brutzelt“ ist der Titel des halbstündigen Formats, mit dem der Meister der spitzen Zunge seinen Fans sechsmal samstags um 19.45 Uhr auf ZDFneo den Entzug etwas abmildert. Und dieser Titel ist gleich in mehrfacher Hinsicht klug gewählt: Sprachlich gefällig verspricht er Gemütlichkeit und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Ansprüche des Publikums nicht in den Himmel wachsen. Denn wo gebruzzelt wird, ist die Sterneküche meist ganz weit weg.
Kerner, Lanz, Lichter und viele mehr haben also im ZDF gekocht – aber Böhmermann? Das klingt zunächst mal nach einem nicht ganz so gelungenen Scherz des 40-Jährigen. Es sei auch gar nicht so einfach gewesen, das ZDF von seinem Wunsch zu überzeugen, berichtete Böhmermann in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: „Ich glaube, ich bin der erste Fernsehmoderator in der Geschichte des ZDF, der den Sender aufwendig überreden musste, bitte, bitte eine Kochshow machen zu dürfen. Ich dachte, Kochsendungen werden einem im Fernsehen hinterhergeschmissen.“ Nach dem gelungenen Start des „Magazin Royale“ im ZDF habe er das „Bedürfnis nach einer Show für Bauch und Herz statt dem Kopf“ gehabt, so Böhmermann.
Der erste Gast lernte das Kochen im Knast
So ganz den Satiriker zu Hause lassen, wollte er dann aber wohl doch nicht. In der ersten Folge begrüßt er sein Publikum mit den Worten: „Ich mache eine Kochshow, um alle Menschen, die Kochshows lieben, und alle Leute, die Kochshows hassen, gleichermaßen zur Weißglut zu bringen.“ Um anschließend seinen ersten Gast vorzustellen: Xatar. Der Musikproduzent, Manager und Rapper ist gerade dabei, das Rheinland mit Köfte-Restaurants und anderen Lokalitäten zu überziehen. Kochen hat er im Knast gelernt.
Das Konzept von „Böhmi brutzelt“ erinnert an die legendären Kochsendungen von Alfred Biolek. Bei Böhmermann kochen Gastgeber und Gast jeweils ein Gericht und verspeisen anschließend alles gemeinsam. Nach Xatar kommen die Tänzerin Motsi Mabuse, der Entertainer Riccardo Simonetti, die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, die Moderatorin Aminata Belli sowie Star-Pianist Igor Levit in die Show.
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Und was kocht Jan Böhmermann? „Sehr AfD-mäßige deutsche Volksküche“ kündigte er an. Rinderrouladen sind es in der ersten Folge – nimmt man Xatars Köfte dazu, ist das Studio in Köln-Ehrenfeld alles andere als ein Schlaraffenland für Vegetarier und Veganer. Die Neigung zum Herzhaften stecke tief in ihm drin, verriet der Moderator: „Mein Kopf sagt: Ich orientiere mich kulinarisch nach Frankreich. Aber ganz ehrlich: Wenn ich die Wahl habe zwischen einem Mettbrötchen und Ziegenkäse-Tarte, dann gewinnt das Mettbrötchen.“
Böhmi brutzelt. ZDFneo, Samstag, 24. Juli 2021, 19.45 Uhr. Ab Freitag 10.00 Uhr in der ZDF-Mediathek.
