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Abseits des ranzigen SzeneclubsPixies wirken auf dem Roncalli-Platz verloren

Lesezeit 3 Minuten
Pixies_JoeySantiago-BlackFrancis

Gitarrist Joey Santiago (l.) und Frontmann Black Francis.

Köln – Nicht wenige Zuschauer haben ihre schwarzen Hemden und T-Shirts noch mal übergezogen, andere wiederum sind mit den Kindern auf den Roncalli-Platz gekommen. Teenager tummeln sich zwischen den Altvorderen, einige andere sind wesentlich jünger. Schaut mal, sagen Mami und Papi vermutlich und zeigen stolz auf die Bühne, wo eine vierköpfige Band mit Gitarren und Trommeln ganz ordentlich Lärm macht: So wild waren wir früher mal.

Auch der Indie-Rock, das beweist das Konzert der Pixies, ist in seine museale Phase eingetreten und dem Dienstleistungssektor angeschlossen. Fast peinlich pünktlich beginnt die Band ihr Konzert um 20 Uhr und muss deshalb nicht nur auf einer elendigen Riesenbühne loslegen, wo sie mit ihrem begrenzten Instrumentarium im Trockeneisnebel doch einigermaßen verlassen wirkt, sondern auch noch in einen hellen Sommerabend unter freiem Himmel hineinspielen.

Das bekommt ihren ungestümen, disruptiven Songs gar nicht gut, die mit vielen Stimmungs- und Tempowechseln, brachialen Gitarren-Einsätzen und schrillen Gesängen viel besser in einen ranzigen Szene-Club passen würden. Auch weil die Stücke der Pixies, anders als bei noch graueren Großabsahnern wie den Rolling Stones oder den Who, selbst in der großen Zeit der Band Ende der 80er Jahre eher Geheimtipps blieben. Wirklich griffig, gar eine ganze Pop-Epoche prägend waren diese Songs nie, und so fällt auch der interaktive Teil, großflächiges Mitgrölen und Armeschwenken der Fans, weitgehend flach.

Pixies liefern eine gute Show ab

Aber kleines dickes Black Francis und seine Mitstreiter, der unermüdlich sägende Gitarrist Joey Santiago, der explosive David Lovering an den Drums sowie die später hinzugekommene und daher verlässlich zum Understatement neigende Bassistin Paz Lenchantin, lassen sich davon nicht beirren. Sie geben Gas und eine gut geölte Vorstellung mit straffen Interpretationen ihrer bekanntesten Lieder.

Dass zum guten und ökonomisch erfolgreichen Service gehört, dem Kunden das zu geben, was er will, beziehungsweise braucht, haben die vier längst internalisiert. So startet der Auftritt mit einer Volte von Sahnestücken der vorzüglichen ersten Alben Doolittle, Surfer Rosa und Come on Pilgrim: „Wave of mutilation“, „Monkey gone to heaven“, „Vamos“ oder „Caribou“ sorgen dann doch an der einen oder anderen Stelle für Mitgröler und gereckte Fäuste.

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Auch neuere Songs finden Platz

Aber die Pixies haben auch ihren Stolz, und deshalb bringen sie zwischendurch neuere, nach der Wiedervereinigung im Jahre 2004 veröffentlichte Songs, die im Vergleich zum Frühwerk geradliniger angelegt sind und häufig einen dicken Country-Touch aufweisen. Auch eine Version von Neil Youngs „Winterlong“ wird vorgetragen, elektrischer, sägender als das Original - wie nicht anders zu erwarten war. Ganz nett das Ganze, eigentlich – aber auch ein bisschen egal.

Gegen Ende häufen sich die Klassiker wieder: „Bone machine“, „Gouge away“ „Here comes your man“ oder „Where is my mind?“. Die regen wieder verstärkt zum Mittoben an, bevor eine verlangsamte Reprise von „Mutilation“ das Ende des Konzerts einleitet. Moment, da fehlt doch noch was? Ach ja, das Prunkstück „Debaser“ wird prompt als Zugabe nachgereicht, furios, druckvoll, spieltechnisch makellos. Aber knapp 40 Songs in zwei Stunden: Das war etwas reichlich.