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Rolling Stones KonzertDie rollenden Urgesteine rocken die Arena auf Schalke

Lesezeit 4 Minuten
Stones Gelsenkirchen 280722

„It’s only Rock’n’Roll“ – es ist nur Rock’n’Roll, aber (v.l.) Ronnie Wood, Mick Jagger und Keith Richards haben ihn noch drauf!

Gelsenkirchen – Ernst Kuzorra wäre mächtig stolz gewesen. In seinem „Wohnzimmer“ wurde geschwitzt, getanzt und richtig gearbeitet. Es wurde richtig malocht. So wie es auf Schalke sein muss und das Fußball-Urgestein vorgelebt hat. Kuzorra schaut an diesem Abend von einem großen Konterfei vom Stadiondach zu und sieht, wie die zweite Legende an diesem Abend in der Heimat der „Knappen“ alles gibt.

Um wieder in der Fußballersprache zu bleiben: Kurz vor dem neuen Start der Fußball-Saison spielt die Veltins-Arena mal wieder in der Champions-League. Die alt-ehrwürdigen Rolling Stones geben sich die Ehre, und der Alterspräsident trägt als Würdigung an die fußballverrückte Stadt anfangs ein Satin-Sakko fast im Schalker-Farbton Königsblau.

Happy Birthday!

Seinen Ehrentag feierte Mick Jagger (79) in Düsseldorf. Die Stones waren mit dem Privatflieger in die Landeshauptstadt gekommen und hatten dort für viel Aufsehen gesorgt.

Die Band logierte im Luxushotel „Breidenbacher Hof“ auf der Königsallee. Zum Geburtstag gab es ein Ständchen von einer bayerischen Blaskapelle, wie ein Foto auf dem Twitter-Kanal des Sängers zeigt. (ta)

Melancholische Stimmung und Anekdoten

Es liegt an diesem Abend vor dem Konzert eine Art melancholische Stimmung über dem Ort des Geschehens. An Biertischen wird bei Pils und Schnitzelbrötchen über die atemberaubende Vergangenheit der Band gesprochen, die Besucher geben Anekdoten preis, diskutieren, ob es tatsächlich die letzte Tour der wilden Jungs ist, schauen auf die kommenden Konzerte, die es noch schnell zu erleben gilt.

„Biste im August auch in Berlin?“ fragt ein Fan seinen Biernachbarn, und schnell sprechen sie über den legendären Auftritt der Band auf der Waldbühne vor Jahrzehnten, bei dem viel zu Bruch ging. Natürlich waren viele dabei. Andere besuchten schon vor Tagen die Show in Brüssel, manche wollen unbedingt nach Stockholm. Und überhaupt: Die „Rollenden Steine“ müssen dringend weiterrollen durch die Städte dieser Welt.

Gedenken an Charlie Watts

Als das Konzert beginnt, ist erst einmal Stille. Die Band gedenkt mit mehreren Bildern an den verstorbenen Charlie Watts – aber dann geht es richtig los. Andere in diesem Alter spielen Bingo, doch ein Mick Jagger im Glitzerkostüm schwingt die Hüften wie Shakira.

Mehrere Hits werden zum Besten gegeben, doch die ganz große Stimmung, die dieser Band gebührt, will zunächst in der Arena nicht aufkommen. Es wird ordentlich geklatscht, im bestuhlten Bereich vor der Bühne macht man vor allem Handyfotos. Nur ganz vorne fühlt es sich an wie ein richtiges Rockkonzert: die Arme hoch und feiern.

„Schön wieder im Pott zu sein“

Doch dann greift Mick Jagger ein und sagt: „Schön wieder im Pott zu sein“ und hat damit die Besucher gepackt. Danach übernimmt Keith Richards das Mikro und präsentiert mit „Slipping away“ und „Connection“ zwei wunderbare Lieder und zieht die rund 45 000 Besucher in der nicht ausverkauften Arena in den Bann.

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Danach geht es wieder gemächlicher zu, und manche Zuschauer hätten sich ein Beispiel an einer älteren Dame im Block P auf der Ost-Tribüne nehmen sollen. Sie singt inbrünstig jedes Lied mit, ist beneidenswert textsicher und bleibt von Anfang bis Ende stehen und tanzt auf ihrem Platz.

Es sind sofort Bilder im Kopf, wie die Seniorin in jungen Jahren auf vielen Festivals mit ihren Idolen feierte, gemeinsam alterte und nun noch einmal die alten Zeiten aufleben lässt. Besonders bei den Zugaben „Sympathy for the devil“ und natürlich bei „Satisfaction“ gibt es kein Halten mehr, und nun ist auch wieder das Publikum da und feierte seine Stars.

Jaggers letzter Auftritt in Gelsenkirchen

Zum Abschied dreht sich Mick Jagger noch mal um, hebt den Arm – es war vermutlich der letzte Besuch in Gelsenkirchen. Es sei denn der Rockstar kommt bald noch mal, wenn auch Schalke wieder in der Champions-League spielt. Das Spektakel endet wie es begonnen hatte: Die Fans strömen nach draußen, stoßen auf das Konzert an, schwelgen in Nostalgie und planen neue Fahrten.

Apropos Fahrten: Mick Jagger und seine Jungs kamen nach dem Konzert wieder gut vom Hof. Auf dem Hinweg soll der Tross auf der A 2 im Stau gestanden haben. Eine Polizeieskorte begleitete sie ins Stadion.