NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel kommt auf die Bühne
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Hannover – Es war der neunte Mord der rechtsextremen Terrorgruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund”): Am 6. April 2006 wurde der 21-jährige Halit Yozgat im Internet-Café seiner Familie erschossen. Die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt.
Der australisch-isländische Komponist Ben Frost rekonstruiert die knapp zehn Minuten bis zum tödlichen Schuss in seiner Oper „Der Mordfall Halit Yozgat”, die an diesem Sonntag (18.30 Uhr) in Hannover uraufgeführt wird.
Mit der Musik habe er versucht, „eine Art unerbittlichen, alles lähmenden Schrecken einzufangen”, sagte Frost, der unter anderem auch die Musik für die Netflix-Serie „Dark” komponierte. Im Fall Halit Yozgat sei die Zeit zu einer Waffe geworden, sagte der 42-Jährige in einem Interview mit der Dramaturgin. Die hessischen NSU-Akten waren zunächst auf 120 Jahre als geheim eingestuft worden, inzwischen wurde die Zeit auf 30 Jahre verringert.
„Unser einziger Wunsch ist, dass unser Sohn Halit und alle Halits nicht vergessen werden”, sagte der Vater des Getöteten, Ismail Yozgat, kürzlich bei einer öffentlichen Gedenkfeier in Kassel.
In dem Internet-Café hatte sich in großer zeitlicher Nähe zur Tat ein Ex-Mitarbeiter des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz aufgehalten. Weil ihm keine Beteiligung an dem Mord nachgewiesen werden konnte, wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. In der Oper wird der Mord aus der Perspektive von sieben Zeugen nachgespielt, darunter auch der V-Mann. Grundlage sind die Recherchen der Gruppe Forensic Architecture - ihre Rekonstruktion des Tathergangs war als Video-Installation 2017 auf der documenta 14 zu sehen.
„Der Mordfall Halit Yozgat” wurde von Staatsoper und Schauspiel Hannover in Auftrag gegeben. Die Oper ist am 1., 4. und 8. Mai in Hannover zu sehen und wird zudem auf dem Holland-Festival in Amsterdam (15./16. Juni) aufgeführt. Für das Stück wurde die Fläche des 77 Quadratmeter großen Internet-Cafés nachgebaut. Die Künstler möchten laut Staatsoper außerhalb des Gerichtssaals „neues Licht in das Dunkel des Geschehens” bringen.