Die Ausstellung „Maestras“ im Arp Museum versammelt herausragende Malerinnen aus fünf Jahrhunderten.
Maestras im Arp-Museum„Ich werde ihnen zeigen, zu was eine Frau fähig ist!“
„Mädchen müssen genauso gut gebildet sein wie die Männer.“ Solch ein Fanal rief im 17. Jahrhundert in Oberitalien kein bedenkliches Kopfschütteln hervor, und wenn eine Malerin wie Artemisia Gentileschi noch hinzufügte, „Ich werde ihnen zeigen, zu was eine Frau fähig ist“, dann war das Atelier gut besucht, was in der Folge zu einer guten Auftragslage führte.
So berichtet die Kuratorin Susanne Blöcker über ihre jahrelangen Recherchen, die in 68 Bildern von 51 Künstlerinnen ihren Ausdruck finden und gegenwärtig unter dem Titel „Maestras“ im Arp Museum zu sehen sind.
Werke aus aller Welt
Die Ausstellung, die in Kooperation mit Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid entstanden ist, rankt sich um den hauseigenen Kern von neun Bildern aus der „Sammlung Rau für UNICEF“. Susanne Blöcker konnte Werke aus vielen Museen und Sammlungen quer durch Europa von Helsinki bis Palermo, aus Paris, Florenz, Linz und Lausanne ausleihen, einschließlich seltener Gemälde aus Privatbesitz.
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Schön und spannungsvoll phrasiert führen diese Arbeiten durch die gesamte Kunstgeschichte der Malerei, beginnend um 1500 bis in die Moderne zu Sonia Delaunay und Sophie Taeuber-Arp, der „Patronin“ des Arp Museums.
Feministisches Selbstbewusstsein
Nicht, dass Motive oder Malstil als „weiblich“ eingestuft werden könnten. Aber man sieht, dass es in allen Epochen große Künstlerinnen gegeben hat. Doch ihr feministisches Selbstbewusstsein scheint im Laufe der Jahrhunderte einem Auf und Ab unterworfen. „Darin stecken noch eine Menge von Forschungsaufgaben“, meint die Direktorin Julia Wallner, angesichts dieser oft geheimnisvollen Namensvielfalt.
Der Parcours beginnt mit der mittelalterlichen, oft von Nonnen ausgeführten Buchmalerei und der Betrachter kann sogar in einer Faksimile-Bibel selbst das Bild der klein dazu gemalten Malerin entdecken. Die vor kurzem erst im Bonner Frauenmuseum gewürdigte Hildegard von Bingen gehört natürlich dazu und die passende Musik ist über einen QR-Code abrufbar.
„Vorhang auf – Starke Frauen im Bühnenlicht“, heißt es im begleitenden Katalog. So malt um 1556 die junge Sofonisba Anguissola aus Cremona sich selbst in einem Tondo (Rundbild) und stellt in einem weiteren Porträt ihre Schwiegermutter in einer Halbfigur dar. Die gediegene bürgerliche Bescheidenheit wandelt sich in schwungvolle Inszenierungen, so unter dem Pinselstrich von Maddalena Corvina, die ihre Malerkollegin Artemisia Gentileschi als „Hl. Katharina von Alexandria“ präsentiert.
Angelika Kauffmann porträtiert noch im 18. Jahrhundert eine Frau als „Vestalin“ und daneben hängt das Bild von „Lady Hamilton als Bachantin“, gemalt von Èlisabeth Vigée Le Brun.
Ein Saal voller Stillleben
Ein ganzer Saal ist der Stilllebenmalerei gewidmet. Hier wird die Frau zur Naturforscherin, und zentral in der Mitte lockt ein Faksimile der berühmten Sibylla Merian.
Langsam schieben sich die menschlich sozialen Fragestellungen wieder nach vorn. Dabei geht es um die Authentizität in der Mutter-Kindbeziehung wie bei Marie-Victoire Lemoine, die ihr Kind liebevoll an sich zieht oder bei „Louise, die ihr Kind stillt“ von Mary Cassatt.
Aufschrei gegen den Krieg
Der Realismus hält 1882 Einzug bei den „Wäscherinnen“ der spanischen Künstlerin Marie-Louise Petiet. Zum Aufschrei gegen den Krieg wird die Vernis mou mattierte Strichätzung der Käthe Kollwitz, wo eine Mutter ihr totes Kind in den Armen hält. Das Hinterherwinken der Soldatenfrauen ist in einer eindrucksvollen Bronze wiedergegeben.
Man sieht, jedes dieser Werke trägt seine Geschichte in sich und enthält seinen (oft noch ungeschriebenen) biografischen Roman. So weit ist der Bogen gespannt und nur einmal hinzugehen wäre eigentlich zu wenig.
Bis 16. Juni, geöffnet Di bis So und an Feiertagen 11–18 Uhr, Hans-Arp-Allee 1, Remagen. Der Katalog kostet 42 Euro.